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Leipzig zählt seit zwei Jahrzehnten zu den am dynamischsten wachsenden Life-Sciences-Clustern Europas und ist ein ­wichtiger Standort für Biotech, Medtech und Healthcare. Exzellente Wissenschaft, ein dichtes Kliniknetzwerk, qualifizierte Fachkräfte und gezielte Förderprogramme schaffen ein Ökosystem, das Beteiligungen und Kooperationen erleichtert und beschleunigt. Besonders im Fokus steht das Zukunftsfeld Zell- und Gentherapien (CGT). Von Urs Moesenfechtel

Im Zentrum steht das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie (Fraunhofer IZI). Es gilt europaweit als führender Partner für translationale Forschung im Bereich CGT und bietet das komplette Spektrum von der präklinischen Forschung bis zur klinischen Translation. Dazu gehören GLP-Studien sowie die ­Entwicklung pharmazeutischer Herstellungsprozesse unter GMP-Bedingungen. Seit 2016 wurden am Fraunhofer IZI mehr als 4.000 zellbasierte Produkte für klinische Studien hergestellt, darunter über 600 CAR-T-Zellprodukte. Die Verbindung von Entwicklungs- und Produktionskapazitäten mit einem weitreichenden Kliniknetzwerk schafft dabei eine einzigartige Infrastruktur. Forschungsschwerpunkte sind ­virale und nicht-virale Gentransfers, mRNA-Technologien, vektorbasierte Therapien sowie CAR-T- und CAR-NK-Zelltherapien. Die enge Verzahnung von Forschung, Herstellung, Klinik und regulatorischer Expertise verkürzt den Weg von der wissenschaftlichen Entdeckung bis zur Marktreife und reduziert die Risiken einer klinischen Translation.

Netzwerke als Katalysator für Kapitalgeber

Leipzigs Stärke liegt auch in der Qualität seiner Netzwerke. Gut abgestimmte Institutionen und Partnerschaften ermöglichen es Unternehmen, von Beginn an perfekt in der Stadt anzukommen und während ihrer gesamten Entwicklungszeit eng begleitet zu werden. Mit dem Zukunftscluster ­SaxoCell treiben die Universität Leipzig, das Fraunhofer IZI und weitere Partner die Ideen von morgen im Bereich CGT voran und entwickeln diese konsequent bis in die klinische Anwendung. Eine besondere Rolle spielt zudem das Universitäre Krebszentrum – Universitätsklinikum Leipzig (UCCL). Dessen direkte Verbindung von Klinik und Labor ermöglicht es, neu ent­wickelte Therapien frühzeitig in die ­Patientenversorgung einzubringen. Darüber hinaus fungiert der sächsische Branchenverband leap:up (ehemals biosaxony) als zentrale Drehscheibe für Investoren und Unternehmen. In branchenspezifischen Arbeitsgruppen zu CGT, Medtech oder ­Digitalisierung erhalten Kapitalgeber ­einen schnellen Marktüberblick. Ergänzt wird das Angebot durch europaweite ­Unterstützung im Bereich regulatorischer Anforderungen und klinischer Studien ­sowie durch den Accelerator medical:forge Leipzig, der junge Unternehmen gezielt beim Eintritt in die klinische Translation begleitet. Auch beim Zugang zu internationalen Märkten unterstützt leap:up durch ein starkes Partnernetzwerk und profunde Marktkenntnis. Zusätzlich sorgen Akteure wie der Tech-Accelerator SpinLab und das Technologiezentrum Innovation Center Computer Assisted Surgery (ICCAS) für kontinuierliche Innovationsimpulse. Mit dem Leipzig Center of Metabolism (­LeiCeM) setzt die Stadt zudem einen wichtigen Akzent im Bereich Stoffwech­selerkrankungen. Die enge Vernetzung der Akteure sorgt für kurze Wege, klare Strukturen und Rahmenbedingungen, die Investoren sowie Unternehmen Orien­tierung geben und Entwicklungsrisiken verringern.

Blick auf den BioCity Campus Standort Deutschland, Foto: © BIO-NET-GmbH

Infrastruktur, die Investitionen absichert

Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die hervor­ragend ausgebaute Infrastruktur. Mit der BIO CITY LEIPZIG verfügt die Stadt über eines der größten Gründerzentren für Life Sciences in Deutschland. Auf über 25 Jahre Wachstum blicken inzwischen mehr als 400 Unternehmen mit rund 5.000 Mitarbeitern zurück. Das Zentrum bietet Labor­flächen, Büros und technischen Support speziell für Biotech- und Medtechunternehmen – ideale Voraussetzungen für Start-ups und Investoren. Diese werden durch das Fraunhofer IZI um eine leistungsfähige GMP- Infrastruktur mit ­Reinräumen, umfassende GLP-Services, Pilotanlagen und Auftragsforschung ergänzt, die jungen Firmen den entscheidenden Sprung in die klinische Entwicklung ermöglicht. Im Umkreis von 100 Kilometern stehen zudem fünf Chemieparks zur Verfügung, die Zugang zu Grundstoffen bieten. Auch logistisch ist Leipzig ein ­europäischer Hotspot. Über das weltweit größte DHL-Drehkreuz am Flughafen ­Leipzig/Halle ist eine GDP-konforme ­Distribution gesichert. Therapeutika können so europaweit innerhalb von 24 Stunden ausgeliefert werden – ein Standortvorteil, der Investoren und Unternehmen gleichermaßen Sicherheit gibt.

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Investorenfreundliche ­Rahmenbedingungen

Leipzig bietet nicht nur Forschung und ­Infrastruktur, sondern auch investorenfreundliche Rahmenbedingungen. Der Freistaat Sachsen unterstützt Investi­tionen mit attraktiven Programmen wie dem Technologiegründerfonds Sachsen (TGFS), dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) sowie dem Business-Angel-Bonus, die das Risiko für Kapitalgeber deutlich reduzieren. ­Zudem bietet die Stadt zahlreiche Events, die Investoren und Unternehmen zusammenbringen – darunter der GoingPublic Finance Day, das SachsForum oder der 27. internationale Kongress des European Business Angel Network (EBAN).

Fachkräfte sichern ­Investitionssicherheit

Leipzig gilt bevölkerungstechnisch als die am schnellsten wachsende und zugleich eine der jüngsten Großstädte Deutschlands. Diese Dynamik schlägt sich direkt in der Verfügbarkeit junger, qualifizierter Fachkräfte nieder, die für die Life-Sciences-Industrie unverzichtbar sind. Im Umkreis von 50 Kilometern sind mehr als 13.000 Studierende in Medizin und Naturwissenschaften eingeschrieben. Dieses Reservoir an Nachwuchskräften sorgt für eine kon­tinuierliche Basis an qualifiziertem ­Personal – ein Aspekt, den Investoren bei Standortentscheidungen zunehmend in den Blick nehmen. Um den steigenden ­Bedarf speziell im Bereich der Zell- und Gentherapien abzudecken, wurde 2023 die Qualifizierungsinitiative Biopharmazeu­tische Produktion (QualiBioPharma) ­gestartet. Sie schult gezielt Personal für GMP-Produktionsprozesse und wird ­sukzessive weiter ausgebaut. Für Kapitalgeber ist diese Fachkräftesicherung ­entscheidend: Sie reduziert langfristig die Risiken von Engpässen und schafft ­Planungssicherheit für Investitionen.

Fazit: Leipzig als europäischer Investorenmagnet

Mit exzellenter Forschung, klinischer Nähe, starker Infrastruktur und einem ­aktiven Netzwerk bietet das Biocluster Leipzig Kapitalgebern und Unternehmen zunehmend attraktive Rahmenbedin­gungen – insbesondere im Zukunftsfeld Zell- und Gentherapien. Wer mehr erfahren möchte, hat dazu Gelegenheit auf den Deutschen Biotechnologietagen 2026 in Leipzig – einem der wichtigsten Branchentreffen für Investoren und Unternehmen der Life-Sciences-Szene.

Autor/Autorin

Urs Moesenfechtel
Redaktionsleiter at  | Website

Urs Moesenfechtel, M.A., ist seit 2021 Redaktionsleiter der GoingPublic Media AG - Plattform Life Sciences und für die Themenfelder Biotechnologie und Bioökonomie zuständig. Zuvor war er u.a. Wissenschaftsredakteur für mehrere Forschungseinrichtungen tätig.