Bildnachweis: IZB.

Das Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie (IZB) auf dem Campus Martinsried feiert sein 25-jähriges Jubiläum und würdigt dies mit einer besonderen Festschrift. Auf 360 Seiten werden insgesamt 70 Firmen portraitiert, die mit ihrem Wirken die Geschicke des IZB mitgeprägt haben.

IZB: Entwicklung eines renommierten Biotech-Standortes

1995 startete das Gründerzentrum mit 1.000 Quadratmetern Labor- und Bürofläche und fünf Biotech-Start-ups. 160 Gründer haben seitdem das IZB als Firmensitz gewählt. Heute sind 50 Biotech-Start-ups auf 26.000 Quadratmetern mit über 700 Mitarbeitern angesiedelt.

Die Festschrift beinhaltet etwa Statements der Entrepreneure, die erläutern, was sie persönlich antreibt, in die Medizin der Zukunft zu investieren. Allein zwischen 2015 und 2020 konnten im IZB Finanzierungen und Deals in Höhe von über vier Mrd. EUR umgesetzt werden. Viele Biotech-Start-ups forschen an schwersten Erkrankungen wie Krebs, Alzheimer und Autoimmunerkrankungen.

Zur ersten Generation im IZB gehörten Biotechfirmen wie MorphoSys, MediGene und Micromet. MorphoSys mit einer Marktkapitalisierung von 2,84 Mrd. EUR (Stand: 19. November 2020) hat in diesem Jahr sein erstes Krebsmedikament in den USA zugelassen. Micromet, das auf die Entwicklung von Krebsmedikamenten spezialisiert war, wurde nach sieben Jahren für 1,16 Mrd. USD im Jahr 2012 an Amgen verkauft.

„Ich freue mich, dass die Dynamik am Standort seit 25 Jahren ungebrochen ist und sich gerade in Zeiten von Corona zeigt, dass unsere Start-ups an der Weltspitze mit forschen“, sagt Dr. Peter Hanns Zobel, Geschäftsführer des IZB, zum 25-jährigen Jubiläum des IZB.

In der Festschrift werden sowohl die aktuellen Start-ups als auch eine Auswahl an ehemaligen Start-ups in Kurzportraits präsentiert. Zudem wurde den Serial Entrepreneuren ein extra Kapital gewidmet.

Neue Immuntherapien gegen Krebs

CatalYm hat sich im Bereich innovativer Immuntherapien spezialisiert und entwickelt Ansätze, die den Kampf des patienteneigenen Immunsystems gegen den Krebs verbessern“, erläutert Dr. Manfred Rüdiger, Geschäftsführer der CatalYm GmbH. Das Unternehmen gab im November 2020 den Abschluss seiner Serie-B-Finanzierung über 50 Mio. EUR bekannt.

Bessere Diagnostik durch KI-gestützte menschliche Proben

Dr. Sophia Doll, Geschäftsführerin der OmicEra GmbH ist sich sicher: „Wir stehen am Beginn einer neuen Ära: der Omic Ära. Neue „omic“ Technologien revolutionieren die Medizin, indem sie große Datensätze für die molekulare Analyse menschlicher Proben erstellen. Bei OmicEra bieten wir massenspektrometrische Analysen für menschliche Proben an, wie z.B. Blutplasma, Liquor, Urin und jede Art von FFPE oder gefrorenes Gewebe. Unsere Ergebnisse basieren auf innovativer KI-Technologie und maximieren somit den Einblick in die Proben“, erläutert Doll ihre aktuelle Forschung.

Entwicklung neuer Medikamente, welche die Blut-Hirn-Schranke überwinden

Origenis’ Vision ist es, Krankheiten mit neuartigen niedermolekularen Medikamenten zu heilen, für die noch keine Medikamente entdeckt wurden. Deshalb bauen wir unsere KI-Innovationsplattform auf und wenden sie an, um die Medikamente der Zukunft zu entwickeln. Unsere Technologien BRAINstorm und EYEdeal liefern die Schlüsseldaten zur Überwindung der Blut-Hirn-Schranke und des Tränenfilms, die die meisten anderen Medikamente daran hindern, ihr Zielorgan zu erreichen“, erläutert Dr. Michael Thormann, Geschäftsführer der Origenis GmbH, seine Vision.

Clinical Research Organisation für epigenetische und epi-proteomische Projekte

Dr. Moritz Völker-Albert, Geschäftsführer von EpiQMax, hat das Ziel, die beste Clinical Research Organisation für epigenetische und epi-proteomische Projekte in Europa zu werden. „Unsere Hauptmotivation liegt darin, epigenetische Mechanismen in verschiedenen Krankheiten zu entschlüsseln, denn wir sind davon überzeugt, dass die Epigenetik ein Schlüssel zur Weiterentwicklung für die personalisierte Medizin ist“, so Dr. Völker-Albert.

Deals im IZB über vier Mrd. EUR von 2015 bis 2020

Allein von 2015 bis 2020 konnten im IZB Deals und Finanzierungen im Wert von über vier Mrd. EUR durchgeführt werden. Sechs Start-ups sind in diesem Zeitraum erfolgreich verkauft worden. 2015 erwarb Baxter International die SuppreMol GmbH, die Behandlungsmöglichkeiten für Autoimmunerkrankungen und Allergien entwickelte, für 200 Millionen Euro. 2016 konnte die 4SC Discovery, die die Software „4Scan“ zur Wirkstoff-Entdeckung und –Optimierung entwickelte, von BionTech Small Molecules für 650.000 Euro erworben worden. Im gleichen Jahr wurde die auf die strukturbasierte Wirkstoffforschung spezialisierte Crelux GmbH vom chinesisch-amerikanischen Unternehmen WuXi AppTec aufgekauft.

Das amerikanische Pharmaunternehmen MSD kaufte 2017 die Rigontec GmbH für bis zu 464 Mio. EUR. Das Unternehmen entwickelte einen neuartigen Ansatz in der Krebsimmuntherapie, der eine sofortige und langfristige Anti-Tumor-Immunität verspricht. 2018 wurde die Exesome Diagnostics, ein Entwickler für Liquid Biopsy Tests, vom US-Unternehmen BioTechne für bis zu 575 Mio. USD übernommen. Auch die ChromoTek GmbH war für den amerikanischen Markt von großem Interesse. Proteintech erwarb das Biotech-Unternehmen in Jahre 2020.

COVID-19-Projekte im IZB

Auch in Zeiten der Corona-Krise sind es unter anderem Unternehmer aus dem IZB, die an zukunftsweisenden Lösungen arbeiten. Die GNA Biosolutions GmbH will im Winter 2020 einen Corona-Schnelltest auf den Markt bringen. Immunic Therapeutics ist in eine klinische Phase-2 für ein COVID-19-Medikament eingestiegen und sowohl die Eisbach Bio GmbH als auch Origenis starten die Entwicklung eines neuartigen, spezifischen Wirkstoffes gegen SARS-CoV-2 Viren.

Die LEUKOCARE AG entwickelt mit einem europäischen Konsortium einen Impfstoff gegen COVID-19. Exosome Diagnostics führt COVID-19-Tests in seinen klinischen Labors im IZB durch. Und auch die Ella Biotech GmbH hat die Produktion ausgeweitet, um Firmen Bausteine (Oligonucleotide) für Coronatests zu liefern.

Die Festschrift ist einsehbar unter www.izb-online.de/festschrift-25-jahre-izb/

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.