Bildnachweis: Messe München.

Notwendigkeit von Kooperationen
Dr. Rainer Wessel von der Ci3 Management UG verwies anschließend auf die Notwendigkeit von Kooperationen auf dem Feld der personalisierten Medizin. Am Beispiel des Ci3-Clusters stellte er die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Biotech und Big Pharma sowie Investoren dar. „Die Komplexität dieses Themas kann nicht von einzelnen Unternehmen allein angegangen werden“, unterstrich Wessel. „Fähigkeitslücken müssen geschlossen werden.“ Erst dann könne man auch erfolgreich dem Umstand begegnen, dass noch immer rund die Hälfte aller Zulassungen aus den USA kommt. „Deutschland darf den Anschluss nicht verlieren“, betonte Wessel. Die Arbeit im Cluster kann helfen, heimische Entwicklungen voranzutreiben. „Ein Cluster fungiert als Brücke zwischen der Innovation und dem Patienten“, schloss Wessel seinen Vortrag.

Personalisierte Medizin: Point-of-care
Die Bedeutung von Kooperationen betonte auch Dr. Thorsten Ruppert vom Verband forschender Pharmaunternehmen vfa im Rahmen des Panels „Neue Diagnostika und Therapien von der Entwicklung zum Point-of-care“. Ohnehin sei die personalisierte Medizin kein Zukunftsthema mehr, schließlich seien schon 47 Medikamente aus diesem Segment auf dem Markt. Dr. Hubert Schindler vom Verband der Ersatzkassen vdek nannte die notwendige Evaluation bei klinischen Studien als eine der größten Hürden auf den Weg zur Erstattungsfähigkeit von Medikamenten der personalisierten Medizin. Ähnlich argumentierte Prof. Christoph von Kalle vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen in Heidelberg. So könnten klassische Phasen-Studien häufig nicht mehr durchgeführt werden, weil im Vorfeld eine Unmenge von geeigneten Patienten gescreent werden müsse. Ein neues System der klinischen Studien und Zulassung müssen mehr Individualität zulassen. Dr. Joachim Renken von der Kanzlei Hoffmann Eitle verwies schließlich auf die Notwendigkeit, aber auch die Schwierigkeiten, die mit Patenten und dem Patentschutz verbunden sind. So könnten kleine Pharma-Unternehmen mit dem Hinweis auf Patentschutz großen Konzernen die Entwicklung und Verbreitung von Medikamenten der personalisierten Medizin untersagen. Auf diese Weise könnte die Zulassung von Medikamenten für bestimmte kleinere Patientengruppen gänzlich zum Scheitern gebracht werden.

"Neue Diagnostika und Therapien von der Entwicklung zum Point-of-Care", moderiert von Jörg Hollidt, Vorstand DiagnostikNet-BB e.V. GoingPublic Media AG
„Neue Diagnostika und Therapien von der Entwicklung zum Point-of-Care“, moderiert von Jörg Hollidt, Vorstand DiagnostikNet-BB e.V. GoingPublic Media AG

Von Big zu Smart Data
In seinem Vortrag „Big Data in Personalized Medicine – Opportunities and Challanges“ unterstrich anschließend Martin Pöhlchen, Geschäftsführer der Sinfonie Life Sciences Management GmbH die zunehmende Kooperation zwischen Big Pharma und IT-Industrie. Den Abschluss bildete schließlich das Panel “Volume, Velocity and Variety – from Big to Smart Data“, moderiert von Georg Kääb, Leiter Corporate Communications der BioM Biotech Cluster Development GmbH. Dort wurden insbesondere die Chancen von Big Data- oder verbesserten Smart Data-Lösungen für den einzelnen Gesunden oder Patienten hervorgehoben. Der Patient, so die einhellige Meinung, dürfe nicht allein gelassen werden, mit einer korrekten Analyse und Beratung zu seinen Diagnosedaten, dürfe aber auch nicht vorauseilend durch überbetone Datensicherheitshürden an der zukünftigen und sich ständig verbessernden Nutzung gehindert werden. Prof. Dingermann wünschte sich eine Welle an Freiwilligen, die ihre Daten zu Forschungszwecken bereitstellen und damit einen Lernprozess der Gesundheitssysteme ermöglichen. Matthieu Schapranow

Austausch und Ausklang: Peter Homberg von der Wirtschaftskanzlei Dentons eröffnet die "Networking Reception". GoingPublic Media AG
Austausch und Ausklang: Peter Homberg von der Wirtschaftskanzlei Dentons eröffnet die „Networking Reception“. GoingPublic Media AG

vom Hasso-Plattner-Institut äußerte die Vision einer „Big Data-Karte“, deren Nutzung in Zukunft eine Selbstverständlichkeit darstellen könnte, wie die Nutzung einer einfachen EC-Karte. Dass Big Data einerseits nichts gänzlich Neues ist, andererseits im Gesundheitsbereich und mit der Auswirkung auf das Individuum eben doch eine neue Qualität hereinbringt, unterstrich Clemens Suter-Carzarolla von SAP. Hier stünde man noch am Anfang und durch viele nicht miteinander kompatible IT-Systeme und Daten-Silos bei diversen Gruppen der Gesundheitsversorgung läge hier die aktuelle Hauptaufgabe, waren sich abschließend auch Martin Pöhlchen und Theodor Dingermann einig. Seinen Ausklang fand der Finance Day auf der „Networking Reception“, unterstützt von der Wirtschaftskanzlei Dentons.

Die nächste analytica findet vom 10.-13. April 2018 statt.

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