Gegen welche großen Volkskrankheiten sind aktuell am ehesten vielversprechende Forschungsergebnisse zu erwarten?
Hauptforschungsgebiet ist und bleibt zweifellos die Onkologie (Krebsheilkunde). Bei Alzheimer gibt es nach wie vor lediglich symptomatische Behandlungen. Die Hoffnungen von Studien der letzten Jahre erfüllten sich nicht, vielversprechende Ergebnisse stehen allerdings in den kommenden ein bis zwei Jahren noch an. Es hat sich herausgestellt, dass man bei der Grundlagenforschung von Alzheimer einfach noch nicht weit genug vorangeschritten ist, trotz aller Bemühungen.

Gibt es denn vielversprechende Fortschritte in der Krebsheilkunde?
Wenn man sich die Historie der Onkologie ansieht, dann gab es zunächst die Chemotherapie. In den 80er und 90er Jahren kam dann die Antikörpertherapie hinzu, die gezielte Ansätze nutzte, deren Effekt allerdings auch wieder nachließ. Das brachte keinen allzu großen Überlebensfortschritt bei Betroffenen. In der dritten Generation von heute sind bereits drei Immuntherapien auf dem Markt, die darauf abzielen, das körpereigene Immunsystem zur Krebsabwehr zu aktivieren. Für die Zukunft gilt hierbei für Kombinationen verschiedener Immuntherapien: Schafft man es, den therapeutischen Nutzen in stärkerem Maße zu erhöhen, als die kumulativen Nebenwirkungen unter Kontrolle zu halten?

Wie signifikant muss ein – neues – Medikament wirken, damit von einem Nutzen die Rede sein kann, wie Sie zuvor andeuteten?
Dies hängt stark von dem jeweiligen Krankheitsgebiet ab. Beispiel Lungenkrebs: Die langfristigen Überlebensraten lagen hier historisch bei rund 10%. Mit einer Antikörpertherapie wurde zwar die Progression für eine gewisse Zeit gestoppt, am Ende lag die Überlebensrate aber doch wieder nur bei 10%. Mit Hilfe der ImmunImmunonkologie haben sich gemäß Zulassungsstudien bis zu 30% Überlebenschance nach zwei Jahren realisieren lassen.

Das Interview führte Falko Bozicevic.

Das Interview mit Christian Koch erschien erstmals in der aktuellen Sonderausgabe „Biotechnologie 2016“. Die Ausgabe steht Ihnen auch als E-Paper zur Verfügung. Unter http://gp-mag.de/ls032016 können Sie das Heft bequem an Ihrem PC, Laptop oder Ihrem Tablet lesen.

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