Die Gesundheitswirtschaft geht mit vorsichtigem Optimismus ins neue Jahr, wie der „2016 Global Life Sciences Outlook“ von Deloitte zeigt. Multinationale Unternehmen aus den Bereichen Pharma, Biotechnologie und Medizintechnik erwarten eine steigende Nachfrage, aber auch Herausforderungen. Hohe Nachlässe, gedeckelte Erstattungserträge und der Trend zu qualitäts- beziehungsweise ergebnisorientierten Behandlungsverfahren und Versorgung üben demnach Druck auf die Margen aus. Als Folge erwartet die Branche bis 2019 ein geringeres Wachstum als vor Beginn der Rezession 2009. Umsatztreiber sind Biotech-Medikamente und zunehmend auch digitale Services wie E-Health-Plattformen zur individuellen Patientenversorgung. Die aktuelle Deloitte-Studie wurde auf Basis der Datenbank der Economist Intelligence Unit (EIU) für 60 Länder erstellt.

Generika und Biosimilars verdrängen Originalpräparate

Immer häufiger greifen Verordner aus Kostengründen zu Generika und Biosimilars. Dadurch verschieben sich die Märkte: Der Anteil für Generika am gesamten britischen Pharmamarkt betrug beispielsweise 2012 bereits 84%. Dieser Boom führt bei Herstellern traditioneller Originalpräparate zu Umsatzeinbußen. Das betrifft sowohl entwickelte Märkte als auch Schwellenländer. Gleichzeitig haben aber auch Generika-Produzenten Kapazitätsengpässe aufgrund der schnell steigenden Nachfrage. Seit der ersten Biosimilar-Zulassung in der EU 2006 wächst auch dieser Markt stetig. Heute gibt es mehr als 700 Medikamente dieses Typs mit Zulassung oder laufendem Verfahren. Analysten rechnen in diesem Bereich bis zum Jahr 2020 weltweit mit einem Umsatz von 25 bis 35 Mrd. USD.

Biotech-Markt wächst

Der Anteil von Biotech-Medikamenten einschließlich Impfstoffen, monoklonalen Antikörpern und rekombinanten Produkten am Gesamtabsatz der Pharmabranche liegt derzeit bei 18%, wird aber voraussichtlich auf 26% bis zum Jahr 2019 steigen. Biotech-Produkte stellten 2014 bereits den Großteil der Top-10-Umsatzbringer. Dieser Trend wird sich weiter fortsetzen. Einsatzgebiete von Biotech-Medikamenten sind beispielsweise entzündliche Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis, aber auch Krebs, verschiedene Bluterkrankungen oder Hepatitis C.

Pharma: nach kurzem Einbruch wieder Aufwind

Als Folge rückläufiger Gesundheitsausgaben weltweit im Jahr 2015 rechnet die Pharmaindustrie mit einem leichten Rückgang des Medikamentenumsatzes um 2,7%. Verantwortlich dafür sind der Preisdruck in den USA sowie die labile wirtschaftliche Lage in Brasilien, Russland und China. Auf diese vier Länder entfallen rund 50% des weltweiten Pharma-Umsatzes. Zusätzlich gehen staatliche Gesundheitsbudgets sowie die Ausgaben von Selbstzahlern zurück. Für 2016 bis 2019 rechnet die Branche jedoch bereits wieder mit einem Anstieg um durchschnittlich 4,3% pro Jahr.

Wachstum in der Medizintechnik

Solide jährliche Wachstumsraten von 4,1% werden bis in das Jahr 2019 für den Medizintechnik-Markt erwartet. In-vitro-Diagnostik ist der hier größte Bereich: er wird zwischen 2016 und 2020 jährlich um 5,1% wachsen, wobei ein Umsatz von 67,3 Mrd. USD erwartet wird, was rund 14% des Weltmarkts entspricht.

„Die digitale Vernetzung betrifft inzwischen den gesamten Gerätemarkt und auch die meisten Bereiche von ambulanter und stationärer Versorgung, da digitale Technologien maßgeblich zu effizienter und qualitativ hochwertiger Diagnostik und Therapie beitragen werden. Deshalb sollten Medtech-Unternehmen IT-Kompetenz aufbauen und Produktion und Logistik agil gestalten, um flexibel auf die digitalen Veränderungen reagieren zu können“, kommentierte Gregor-Konstantin Elbel, Partner und Leiter Life Sciences & Health Care von Deloitte.

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