Quartalsdruck ist hausgemacht

Ralf Frank
Ralf Frank

Diesem Argument widerspricht die Seite der Kapitalgeber. Ralf Frank, Generalsekretär der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) e.V., sieht den quartalsweisen Druck als hausgemacht an: „Wenn Manager Maßnahmen treffen, die nur dazu dienen, die Ziele des nächsten Quartalsberichts zu schlagen, dann sind die Ziele entweder viel zu strikt oder engstirnig, weil sie keine Spielräume ermöglichen.“

„Der Druck, den die sogenannte Quartalsdenke ausübt, ist in vielen Unternehmen zu spüren“, beobachtet hingegen Schwarz. „Zum Ende einer Berichtsperiode bricht regelmäßig das große Abschlussfieber aus.“ Allerdings haben es die Emittenten auch seiner Ansicht nach selbst in der Hand, diesen Druck zu senken. „Aufgrund der verbreiteten Zurückhaltung der Vorstände bei den Jahresprognosen blicken Investoren auf die aktuellen Ergebnisse und versuchen diese hochzurechnen. Würden die Unternehmen stattdessen verstärkt Zielkorridore und Entwicklungsszenarien anbieten und diese regelmäßig aktualisieren, hätten sie vielleicht weniger Druck, jedes Quartal die Konsenserwartungen zu erreichen“, so Schwarz.

Saisonalität kein Nachteil bei Analysen

Adrian Pehl
Adrian Pehl

Ein häufiges Argument gegen die Quartalsberichte hat sich jedoch als zu vernachlässigen herausgestellt: starke saisonale oder konjunkturelle Schwankungen. In diesem Fall ist eine quartalsweise Berichterstattung ganz wesentlich für die Transparenz. „Sie hilft, Trends im Geschäftsverlauf zu identifizieren. Gerade bei Abweichungen vom normalen Geschäftsverlauf kann eine halbjährliche Berichterstattung verzerrend wirken, wohingegen die quartalsweise Betrachtung große Ausschläge abpuffern kann“, erläutert Adrian Pehl, Director Research bei der equinet Bank.

In Pehls Augen bringen Quartalsberichte lediglich Vorteile: „Sicher macht die Schätzung und Verarbeitung von Quartalszahlen viel Arbeit. Andererseits ergeben sich daraus auch Research-Ideen. Fallen diese Zahlen weg, muss der Analyst verstärkt auf die Unternehmen zugehen, um Ideen zu entwickeln.“ Zudem gehen mit den Finanzveröffentlichungen auch immer Anlässe für Roadshows und Konferenzen einher.

Nicht zumutbar für Kapitalgeber

Bei den Kapitalgebern fällt das Plädoyer zugunsten einer angemessenen vierteljährlichen Berichterstattung noch eindeutiger aus: „Zwar werden Quartalsberichte nicht in ihrer ganzen Granularität gelesen, eher kursorisch, aber sie geben wichtige Signale. Sie erlauben es Investoren, auch unterjährig dem Unternehmen in die Karten zu schauen“, so Frank.

In seinen Augen zieht das Argument nicht, dass der Aufwand der Erstellung dieser Berichte für Unternehmen zu hoch sei: „Nicht zumutbar hingegen ist vielmehr die Idee, ein Unternehmen würde unterjährig ohne jegliche Planung fahren. Wenn es sein Geschäft auf Basis eines Business Plans steuert, und etwas anderes mag man sich gar nicht vorstellen, dann kann es auch jederzeit Auskunft darüber geben, wie sich Planung und der eigentliche Verlauf zueinander verhalten.“

Fazit

Wenn sich ein Unternehmen gegen eine Quartalsberichterstattung entscheidet, sind die kommunikativen Fähigkeiten der Investor-Relations-Verantwortlichen in besonderem Maße gefordert. Das Interesse auf der Kapitalgeberseite an diesem Emittenten lässt unweigerlich nach. Möglich wäre auch die Bekanntgabe ausgewählter Quartalskennzahlen auf freiwilliger Basis.

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