Von Bayern in die Welt
Alles begann 1951 mit der Gründung eines Handwerksbetriebs für Elektromaschinen durch Hermann Kronseder, den Vater des heutigen Vorstandschefs Volker Kronseder. Der Kleinbetrieb mit seinen fünf Mitarbeitern expandierte rasch. Mitte der 60er-Jahre erfolgte bereits die Gründung der ersten Auslandsgesellschaft in den USA. Heute ist Krones mit eigenen Niederlassungen und Service-Gesellschaften in den meisten Ländern der Welt auf allen fünf Kontinenten vertreten. Parallel hierzu kam es zu einer sukzessiven Erweiterung des eigenen Angebots. Nach dem Bau von Etikettiermaschinen folgten in den darauf folgenden Jahren erste Abfüllanlagen und Maschinen zur Flaschenreinigung. Die heutige Unternehmensstruktur mit ihrer Untergliederung in Maschinen und Anlagen zur Getränkeproduktion – die sogenannte „Prozesstechnik“ –, zur Getränkeabfüllung und für den unteren Leistungsbereich ist das Ergebnis von organischem und hinzugekauftem Wachstum. Letzteres beinhaltete u.a. die Übernahme der österreichisch-italienischen Kosme-Gruppe und der dänischen Sander Hansen. Ergänzt wird das Angebot um die Kunststofftechnik. Diese umfasst Systeme zur Herstellung von PET-Flaschen und deren Wiederverwertung.

Bier, Cola, Wasser, Milch, Wein, Sekt …

Auch wenn sich unsere Vorlieben bei der Getränkeauswahl von Zeit zu Zeit ändern mögen, für Krones sind derartige Verschiebungen nur bedingt ein Problem. Immerhin stellen die Bayern Maschinen und Anlagen für praktisch sämtliche Branchen der Getränkeindustrie her. Hinzu kommt, dass sich durch die globale Präsenz Entwicklungen in einzelnen Regionen oftmals ausgleichen. Während beispielsweise in Europa insgesamt ein leichter Rückgang beim Bierkonsum zu beobachten ist, zeigen die asiatischen und südamerikanischen Märkte hier weiterhin ein zum Teil prozentual zweistelliges Wachstum. Überhaupt ist das MDAX-Mitglied ein echter Global Player. So kletterte im Jahr 2008 die Exportquote auf einen Spitzenwert von 87%. Interessant ist, dass der Vorstand trotz dieser Exportlastigkeit ausdrücklich auf den Produktionsstandort Deutschland setzt.

Einfluss der Gründerfamilie bleibt hoch
Obwohl der Börsengang inzwischen ein gutes Vierteljahrhundert zurückliegt und bereits im Jahr 2004 die Zusammenlegung von Stamm- und Vorzugsaktien erfolgte, liegt die Mehrheit der Stimmrechte nach wie vor bei den Söhnen des Gründers Hermann Kronseder. Damit ist der Einfluss der Familie auch abseits der Mitarbeit in Vorstand und Aufsichtsrat über die Kapitalseite gewährleistet. In Interviews betonte Volker Kronseder zudem stets, dass weder er noch seine Brüder Verkaufsabsichten hegten. Das Selbstverständnis eines Familienunternehmens, dessen Zeithorizont sich nicht auf das nächste Quartal beschränkt, drückt sich auch im Leitbild des Konzerns aus. Explizit betont der Vorstand den Nachhaltigkeitsgedanken. Konkret zeigt sich die langfristige Denke des Unternehmens in der jüngsten Wirtschaftskrise. Statt Mitarbeiter als reinen Kostenblock zu betrachten und diese in schwierigen Zeiten womöglich vorschnell zu entlassen, hielt der Vorstand an jedem Einzelnen fest. Die zeitweilig angeordnete Kurzarbeit wurde hierbei seit Anfang Dezember wieder aufgehoben.

Krisenjahr 2009 beschert Krones erstmals Verluste
Den seit dem Spätsommer 2008 einsetzenden Verwerfungen der Realwirtschaft infolge der weltweiten Finanzkrise konnte sich das Unternehmen nicht entziehen. Zwar gelten die von Krones adressierten Branchen als vergleichsweise wenig anfällig für konjunkturelle Schwankungen, der zuletzt doch massive Einbruch bei den Ausrüstungsinvestitionen machte aber auch vor der Getränkeindustrie nicht Halt. In der Konsequenz dürfte der Konzern erstmals in seiner Geschichte ein Geschäftsjahr mit einem Verlust abgeschlossen haben. Endgültige Zahlen für das Jahr 2009 stehen noch aus. Für die ersten neun Monate weist Krones einen Fehlbetrag von 27 Mio. EUR (nach einem Gewinn von 127 Mio. EUR im Vorjahr) aus. Der Umsatz brach in diesem Zeitraum um fast ein Viertel auf 1,4 Mrd. EUR ein. Mit dem vierten Quartal habe sich nach Angaben des Unternehmens die Orderlage allerdings spürbar verbessert, so dass der Vorstand für das neue Jahr bereits eine Rückkehr in die Gewinnzone sowie ein leichtes Umsatzwachstum in Aussicht stellte. Die Erlösqualität werde nichtsdestotrotz noch eine Weile unter dem hohen Preisdruck der Branche leiden. So sei man gezwungen, auch Aufträge hereinzunehmen, die lediglich einen positiven Deckungsbeitrag und keine Gewinne abwerfen würden.

Fazit
Krones ist ein Paradebeispiel dafür, wie sich aus einem kleinen Betrieb ein Unternehmen mit globaler Ausstrahlung und Präsenz entwickeln kann. Die Innovationsfreudigkeit und technologische Kompetenz dienten dem Unternehmen hierbei als Sprungbrett erst ins europäische und später dann ins außereuropäische Ausland. Die Expansion, die mitunter auch nicht organisches Wachstum beinhaltete, erfolgte stets mit Augenmaß. Von Zukäufen um jeden Preis nahmen die Verantwortlichen vernünftigerweise Abstand. Das mag erklären, warum sich Krones auch in der größten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit besser als viele Wettbewerber schlägt. Gleichwohl ist auch das „Familienunternehmen Kronseder“ nicht vor Rückschlägen gefeit. Die kommenden Monate dürften für Vorstand, Mitarbeiter und Aktionäre in jedem Fall noch so manche Herausforderung bereithalten.

Marcus Wessel

Ursprünglich erschienen in der GoingPublic Ausgabe 3/2010.

 

Autor/Autorin