Nicht im, sondern mit Schlaf Geld verdienen: Dieser Strategie hat sich die Motel One GmbH verschrieben. Das Unternehmen gehört mittlerweile zu den großen Anbietern in Europa. Im November 2013 wurde die Marke von 10.000 Betten erreicht. Und die Expansion ist weiterhin in vollem Gange.

Low budget – aber nicht low design

Nachdem Dieter Müller die Hotel-Marke Astron aufgebaut und schließlich an die spanische NH-Kette verkauft hat, wandte er sich einem neuen Projekt zu: Stylishe Budget Hotels, die in guten Lagen Touristen und Business-Kunden gleichermaßen ansprechen sollen. Geboten wird modernes Design und ein funktionaler Aufenthalt. Damit sollen Geschäftsreisende, deren Arbetgeber stark auf die Kosten achten, als auch Privatreisende angesprochen werden.

„Motel One steht für ein zukunftsweisendes Hotelkonzept im boomenden Budget Segment. Die angesagte Budget Design Hotelkette bietet derzeit von Hamburg bis Wien viel Design für wenig Geld“. Die trendigen Nichtraucherhotels überzeugen mit schickem Design, hochwertiger Ausstattung und zentralen Lagen zu einem attraktiven Preis. Die Übernachtung gibt es bereits ab 49 Euro“. So hört sich das Konzept im Marketing-Sprech an.

Rasantes Wachstum auf mehr als 10.000 Betten

Am Markt findet die Strategie hohe Akzeptenz. Das Standortnetz von Motel One wuchs im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 46 Hotels mit 10.293 Zimmern. In 2013 wurden mit Dresden am Zwinger, Düsseldorf-Hauptbahnhof, Rostock und Wien-Prater vier neue Hotels mit 1.072 Zimmern neu eröffnet. In Zukunft werde man sich mehr dem europäischen Ausland widmen, sieht Müller noch lange kein Ende der Expansion. Unter Development sind aktuell 28 Hotels mit 7.900 Zimmern. Davon befinden sich 15 Hotels mit 4.600 Zimmern bereits in Bau. Acht Hotels mit einer Kapazität von 2.190 Zimmern werden für den eigenen Bestand und 20 Hotels mit 5.710 Zimmern werden über langfristige Mietverträge mit und von externen Investoren entwickelt. 44% der Kapazität wird für den deutschen Markt und 56% für den internationalen Markt entwickelt. Mit Manchester, Barcelona, Basel und Stuttgart wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr vier neue Projekte unterzeichnet. Im Gegenzug gingen in 2013 vier Hotels aus der Pipeline in Operation. Mit der Pipeline ist ein Wachstum auf 74 Hotels mit 18.193 bis 2016/2017 vertraglich gesichert. Der Anteil der internationalen Aktivitäten wächst mit 5.740 Zimmern auf dann 32%. Die Beherbergungsbranche verfolgt den Aufstieg der Kette interessiert und anerkennend, wie diverse Auszeichnungen zeigen. Zuletzt erhielt Müller den ULI Leadership Award in der Kategorie Immobilienwirtschaft. In der Begründung der Jury hieß es: „Dieter Müller hat mit seinem Motel One Konzept bewiesen, dass ein gutes Serviceangebot, (Low) Budget und Qualität durchaus wirtschaftlich erfolgreich und miteinander funktionieren können. Damit hat er nicht nur ein erfolgreiches Geschäftsmodell entwickelt, sondern auch die Hotellandschaft in Deutschland ordentlich aufgerüttelt. Seine Häuser sind anders, innovativ, modern und zudem flächeneffizient strukturiert. Motel One schaffen lebendige Räume, integrieren sich in die vorhandenen Strukturen und be-leben mit ihren Gästen jedes Quartier.“

Konzept findet zahlreiche Kunden und rechnet sich

Für das Gesamtjahr 2013 wurde eine neue Rekordauslastung von 75% (Vj. 73%) erreicht. Der Um-satz der Hotelbetriebe stieg um 18% auf 205 (Vj.175) Mio. EUR. Unter Berücksichtigung der Abschreibungen und Zinsen wurde ein um 28% über dem Vorjahr liegender Gewinn vor Steuern und vor Capital Gain von 44 Mio. EUR erzielt. Der operative Cash Flow liegt mit 76 (Vj. 50) Mio. EUR um 52% über dem Vorjahr. Die Investitionen für neue Objekte erreichten mit 80 Mio. EUR ein Rekordniveau. Die Schulden haben sich gleichzeitig auf 83 (Vj. 111) Mio. EUR reduziert. Von den Nettoschulden betreffen 66 (Vj. 45) Millionen Euro Finanzierungen für Projektentwicklungen der Pipeline. Für 2014 rechnet Müller mit etwas geringerer Auslastung, da besonders viele Standorte in Betrieb gehen und erfahrungsgemäß in der Anlaufphase die Belegung langsam steigt – angesichts der stark wachsenden Zimmerzahl wird der Umsatz aber weiter nur die Richtung nach Norden kennen.

One Lounge Berlin-Spittelmarkt

Motel One bezeichnet sich als hervorragend finanziert. Diese Einschätzung fußt in der Hauptsache auf der gewählten Beteiligungskonstruktion. Gesellschafter der Motel One GmbH sind die One Hotels & Resorts AG (64,3%) und die MSRESS Motel One Holding B.V. (35%). An der AG hält Müller die Mehrheit, es sind aber so illustre Personen wie Dietmar Hopp (mit JoDa LT Investment GmbH) oder der fränkische Unternehmer Günther Hertel an Bord. Der hat praktischer Weise einen Betrieb für Einrichtungs-Konzepte. MSRESS steht für Morgan Stanley Real Estate Special Situation Fund. Hier wurde also umfangreich Kapital für den Ausbau der Hotelkette gesammelt. Angesichts des illustren Investorenkreis verwundert es nicht, dass Motel One weder am Anleihemarkt aktiv ist noch über die Kapitalbeschaffung etwa über ein IPO nachdenkt. Entsprechende Anfragen nach einschlägigen Überlegungen jedenfalls blieben trotz Nachfrage unbeantwortet.

Fazit

Die Geschäftsidee „Budget Hotel“ ist nicht brandneu, aber hochaktuell. „Die Zimmer sind nicht riesig, aber wir waren sowieso den ganzen Tag in der Stadt unterwegs. Hauptsache sauber, und das Frühstück war auch in Ordnung.“ So in etwa lautet der Standard-Eintrag von Städtereisenden in den Bewertungsportalen. Geschäftsreisende schätzen die zentrale Lage und die Business-Ausstattung. Das Konzept, eine verlässliche Leistung zu einem als fair empfundenen Preis zu bieten, geht gerade in Zeiten der Bewertungsportale auf. Die Zeichner des Beteiligungsfonds werden sich freuen, seinerzeit die Chance ergriffen zu haben.

Vorab Veröffentlichung vom GoingPublic Magazin 05/2014.

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