Da dürfte den Boeing-Managern angesichts der Bilder aus Frankreich ganz schön die Düse gehen – Toulouse oder „to loose“, sozusagen. Sicher ist, daß Airbus im Moment bei den Riesenjets deutlich in Front liegt. Alles deutet darauf hin: Das Monopol bei den Riesenjets wandert vom Jumbo 747 zum A 380. Monopol, das ist an sich ein abgrundtief häßliches Wort, doch wer Aktien eines Unternehmens mit solcher Marktstellung besitzt, ist meistens gut bedient.
Hat der Flieger das Zeug, auch den Aktienkurs der Airbus-Mutter EADS zu beflügeln? Airbus meint, in den kommenden 20 Jahren sei ein Markt für bis zu 1.250 Maschinen dieser Größe vorhanden, während Boeing eine Nachfrage irgendwo bei der dritten Wurzel aus dieser Zahl sieht. Die bisherigen Bestellungen geben Airbus Recht. Vor allem die Frachtversion für die großen Logistikdienstleister der Erde birgt großes Potential. Marktvolumen also: klares Häkchen.
Menge allein macht nicht glücklich, auch der Preis muß stimmen. Von einer Rendite bis zu 20 % wird gemunkelt. Dazu freilich müssen die technischen Vorgaben erreicht werden, um den Fluggesellschaften tatsächlich die versprochenen Einsparungen bei Wartung und Kerosinverbrauch zu bieten. Das sollte gelingen, schließlich erfindet man das Fliegen nicht neu, sondern wagt sich nur in eine neue Größenordnung vor. Da in den kommenden Jahren kein Wettbewerber etwas Ähnliches auf die Beine stellen kann, wird Airbus die angedachten Preise durchsetzen können. Erlössituation also: klares Häkchen.
Bleibt eine generelle Unwägbarkeit: Die allgemeine Gefahr von Terroranschlägen. Eine gewisse Dämpfung der Nachfrage nach Flugtickets von Zeit zu Zeit kann nicht ausgeschlossen werden. Doch das ist kein spezielles Problem des A380, sondern würde sich gegen alle Flugzeugtypen und Hersteller richten. Durch die langen Vorbestell-, Bestell- und Lieferzeiten würden diese Schwankungen aber keine Auswirkungen auf die Produktion und damit die Bilanzen entwickeln.
Seinem Wesen nach ist der A380 eigentlich ein typisch amerikanisches Produkt. Kühne Vision, umgesetzt mit viel Optimismus und einer hilfreichen Portion Pioniergeist: Er wird gebaut, weil er gebaut werden kann. Solch ein Optimismus steckt an. Höchstwahrscheinlich auch den Aktienkurs.
Stefan Preuß
Die GoingPublic Kolumne erscheint wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.