Die Faszination des Sports im Allgemeinen und des Fußballs im Besonderen gründet sich zu einem großen Teil auf die Prinzipien eines antiken Dramas, nämlich der Einheit von Zeit, Raum und Handlung. Das ist einfach zu vermitteln und spricht Konsumenten aller Altersklassen und jedes Bildungsniveaus an. Hervorragende Voraussetzungen also, um unter dem weiten Dach der Familien-Unterhaltung gewinnbringend zu arbeiten.
Nicht erst seit dem epochalen Scheitern des BVB weiß der gebeutelte Fußball-Aktionär, daß in der Regel Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander klaffen. Britische und italienische Klubs besitzen eine lange Tradition des Geldvernichtens. Die Gründe sind zumeist identisch: Fehlende Management-Qualität geht mit Geltungsbewußtsein eine Mesalliance ein, die richtig Geld kostet. Und zwar den Aktionär.
Das Beispiel BVB führt zu einigen Erkenntnissen. Zunächst bewährt sich die Konstruktion einer Kommanditgesellschaft auf Aktien nicht. Man wird nicht umhinkommen, Aktionären weiterreichenden Einfluß zu gewähren. Das Thema „feindliche Übernahme“ durch einen Konkurrenten erscheint als das geringere Übel und in Zeiten, da Schiedsrichter Kreditkarten akzeptieren, Bargeld aber bevorzugen, zu vernachlässigen.
Landauf, landab haben sich die führenden Fußballclubs eine neue Struktur, zumeist als Aktiengesellschaft gegeben. Das ist im Prinzip richtig, denn die Organisation als Verein oder eine in den Verein eingebettete Kapitalgesellschaft stellt die denkbar größte Rechtsformverfehlung dar. Durch das Scheitern des BVB bringt die Form der AG aktuell allerdings keine Vorteile: Börsengänge aus dem Bereich Sport sind in Deutschland auf Jahre hinaus unmöglich. Das ist die eigentliche schlechte Nachricht: Meier, Niebaum & Co. haben nicht nur den BVB an den Rand des Ruins gebracht, sondern zudem die Aktienkultur in Deutschland massiv beschädigt.
Das Schicksal der Aktie BVB wurde auch und besonders von jenen verfolgt, die sonst kein Interesse am Kapitalmarkt haben. Nach dem Desaster wird man diese Menschen kaum für Aktien begeistern können. Das ist sozial und auch volkswirtschaftlich ausgesprochen unvorteilhaft.
Stefan Preuß
Die GoingPublic Kolumne erscheint wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.