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Die 468 SPAC I SE plant für das zweite Halbjahr 2021 das IPO an der Frankfurter Wertpapierbörse. Die Mantelgesellschaft will über eine Privatplatzierung Einheiten aus zwei Dritteln Aktien und ein Drittel Warrants ausgeben und damit insgesamt 300 Mio. EUR einsammeln. Im Anschluss an das IPO sollen die Papiere im regulierten Markt gehandelt werden.

468 SPAC I will in ein Unternehmen aus den Bereichen Marketplaces, D2C oder Software- und AI investieren. Zielregionen sind Europa sowie Großbritannien oder die Schweiz. Realistisch ist der Kauf eines Unternehmens mit einem Wert von 1 Mrd. EUR bis 4 Mrd. EUR. 24 Monate gibt sich die Mantelgesellschaft für die Transaktion Zeit.

Gründer und Sponsoren der Gesellschaft sind Alexander Kudlich, Dr. Ludwig Ensthaler und Florian Leibert, die zusammen den Wagniskapitalfonds 468 Capital aufgebaut haben. Das Managementteam wird von einem Aufsichtsrat unterstützt, der ähnlich viel Erfahrung im Bereich Investition und dem Aufbau von Start-ups hat: Gisbert Rühl von Klöckner & Co, Lea-Sophie Cramer von Amorelie, Hans Maret von Triton und Florian Wendelstadt von Caldec Holding, früher General Atlantic.

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Wer über die Privatplatzierung einen Optionsschein erwirbt, hat nach dem Börsengang das Recht auf die Umwandlung in eine Aktie zum Preis von 11,50 EUR je Papier. 30 Tage nach dem ersten Handelstag dürfen die Warrants in Aktien gewandelt werden, sie verfallen nach fünf Jahren. Wird kein Zielunternehmen gefunden, wird die SPAC liquidiert. Zudem ist bei dem Zukauf des Targets die Zustimmung der Aktionäre über einen Hauptversammlungsbeschluss notwendig.

Wie bei SPACs üblich, erhalten die Sponsoren sogenannte Sponsor Shares, die einer Lockup-Periode unterliegen. Ein Jahr nach der Übernahme und dem De-SPACing-Prozess können die Sponsor Shares in reguläre Aktien gewandelt werden. Außerdem dürfen die Papiere gewandelt werden, wenn der Preis an 20 von 30 Handelstagen den Wert von 12 EUR je Aktie erreicht oder über diesen Preis steigt.

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Mit der 468 SPAC I SE geht in Frankfurt in diesem Jahr bereits die zweite Mantelgesellschaft an die Börse. Im Februar hatte die Lakestar SPAC I SE von Klaus Hommels 250 Mio. EUR über eine Privatplatzierung eingesammelt und war im Anschluss mit einem Preis von 10 EUR ja Aktie in den Handel gestartet. Aktuell steht das Papier bei 10,34 EUR.

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Besonders in den USA sind SPACs der Trend am Kapitalmarkt. Zahlreiche Unternehmen wählen die Abkürzung an die Börse über eine Mantelgesellschaft – auch immer wieder deutsche Start-ups. Zuletzt hat das Flugtaxi-Unternehmen Lilium angekündigt über eine SPAC in den USA an die Börse zu gehen; zu einer stolzen Bewertung von 3,3 Mrd. EUR. Und auch deutsche Investoren finden zunehmend Gefallen an den Börsenmänteln. So legt beispielsweise Oliver Samwer eine SPAC in den USA auf.

Was gilt es in Sachen SPACs kritisch anzumerken? In den USA hat sich bereits eine deutliche Blase gebildet. Über 400 SPACs mit 140 Mrd. USD auf den Konten (Quelle: Blättchen Financial Advisory) suchen gerade rund um den Globus parallel nach Zielobjekten, die gerne die zwei- bis vierfachen Unternehmenswerte auf die Waage bringen dürfen. Und die Uhr tickt wegen des zeitlichen Investment-Limits von in der Regel 24 Monaten. Dadurch sind sie auch für klassische Private-Equity-Investoren bedeutende Wettbewerber um die interessantesten Targets geworden. All das führt zwangsläufig zu erratischen Ausschlägen bei den Unternehmensbewertungen – siehe das bereits vieldiskutierte Beispiel Lilium. Wo bleibt da die Phantasie für die künftigen Aktionäre der über den SPAC gewonnenen Börsenneulinge?

Darüber hinaus ist der Weg an die Börse über den Umweg SPAC kompliziert, aufwendig – und nicht gerade günstig. Schließlich wollen auch die Sponsoren ihren Einsatz zurück und als Risikoprämie durch Verwässerung der Neuaktionäre sowie Optionsscheinkonstruktionen ihre Rendite hebeln. GoingPublic sieht einen Markt für fünf bis 15 deutsche Zielunternehmen jährlich mit Unternehmenswerten ab 200 Mio. EUR, die einen SPAC – ob in Deutschland beheimatet oder auch aus den USA oder dem Rest der Welt stammend – als sinnvolles Vehikel zum Gang an die Börse nutzen könnten. Entsprechend sollte man auch die Pläne für die Auflage neuer SPACs mit etwas mehr Realismus betrachten.

Autor/Autorin

GoingPublic Redaktion / iab