Das in Basel ansässige Unternehmen EsoCap Biotech AG möchte das Leben von Patienten mit Speiseröhrenerkrankungen verbessern. Dazu hat es eine neuartige Lösung zur gezielten, lokalen und langanhaltenden Therapie von Speiseröhrenerkrankungen entwickelt.

In den Industrienationen leiden gegenwärtig etwa 540.000 Patienten[1] an Eosinophiler Ösophagitis (EoE), einer chronisch entzündlichen Erkrankung der Speiseröhre. Betroffene klagen über ein Brennen hinter dem Brustbein, Schluckbeschwerden oder einen „Kloß im Hals“. Am häufigsten entsteht die Speiseröhrenentzündung durch Nahrungsmittelallergien, wie etwa tierische Milchprodukte oder Weizen. „EoE führt zu Schluckstörungen und Veränderungen des Gewebes. Die einzigen Behandlungsmöglichkeiten sind extrem strenge Diäten oder die Einnahme von einer Tablette, die nur in wenigen europäischen Ländern verfügbar ist. Ansonsten verwenden Ärzte Medikamente außerhalb ihres zugelassenen Anwendungsspektrums“, so CEO Isabelle Racamier.

Isabelle Racamier, CEO. Copyright: EsoCap AG
Isabelle Racamier, CEO. Copyright: EsoCap Biotech AG

Die gängigen Behandlungsmöglichkeiten sind für die überwiegende Mehrheit der betroffenen Patienten suboptimal. Das Hauptproblem stellt vor allem die zu kurze Verweildauer von Medikamenten in der Speiseröhre da. Diese dauert in der Regel nicht länger als ein paar Sekunden. Gründe hierfür sind unter anderem die schnelle Bewegung der Nahrung durch die Speiseröhre beim Schluckvorgang, sowie Speichel, der den Medikamentenfluss verdünnt. Das führt zu Medikamenten-Verlusten bzw. einer Medikation an ungewünschter Stelle wie beispielsweise dem Magen. Kurze Kontaktzeiten an der Speiseröhre erfordern kürzere Intervalle der Medikamenteneinnahme für Patienten.

Copyright: EsoCap

EsoCap möchte hier mit seiner Technologie Abhilfe schaffen. Diese besteht aus einem Trinkgefäß mit einem Trink-Aufsatz. Im Aufsatz befindet sich eine kleine pillenförmige Standardkapsel, in der ein eingerollter Medikament-Wirkstoff-Streifen steckt. Die Kapsel mit dem Streifen ist mit einem aufgerollten Faden im Trink-Aufsatz befestigt. Beim Schlucken entrollt sich der Wirkstoffstreifen über einen Schlitz aus der Kapsel, bleibt an der Schleimhaut der Speiseröhre haften und gibt dort das Medikament ab. Der Faden ist aus einem Material gefertigt, das sich nach etwa 10 bis 15 Sekunden auflöst.

Copyright: EsoCap Biotech AG

Durch EsoCaps neue Technologie kann eine lange und zeitlich um das Fünfzehnfache verlängerte Haftung spezifischer Medikamente an der Schleimhaut der Speiseröhre erreicht werden. Das Medikamentenverabreichungssystem von EsoCap reduziert somit bisherige Dosierungsintervalle und erhöht die Wirksamkeit von Behandlungen. EsoCap hält bereits neun Patente in neun Ländern (inklusive USA, Japan und Mexiko). Dazu zählt die Basispatentfamilie zur grundlegenden Funktionsweise des EsoCap Systems, sowie sieben weitere zu Technologiedetails und dem Herstellungsverfahren des Produkts bzw. der Kombination des EsoCap Systems mit Molekülen, die in weiteren Speiseröhrenerkrankungen wie Reflux, Barrett oder Speiseröhrenkrebs anwendbar sind. Das EsoCap System hat laut Unternehmen das Potenzial, in mindestens sechs Indikationen[2] von Nutzen zu sein. Das entspräche weltweit 370 Millionen Patienten mit Speiseröhrenbeschwerden, wobei alleine an der Refluxösophagitis (GERD) über 280 Millionen Patienten leiden[3].

Copyright: EsoCap Biotech AG

Das Unternehmen hat sich aber zunächst auf die Behandlung von EoE fokussiert, da es in diesem Feld bisher kein einzelnes Medikament gibt, das weltweit zugelassen ist. Die Funktionsfähigkeit der EsoCap Technologie konnte bereits nachgewiesen werden[4],[5], eine Herstellungsanlage für einen bereits entwickelten Prototypen wurde bereits konzipiert. Darüber hinaus steht die klinische Phase-II-Studie „ACESO“ kurz vor ihrem Abschluss, die in Deutschland, den Niederlanden, Spanien und der Schweiz durchgeführt wird. Ziel dieser Studie ist es, die Wirksamkeit, Verträglichkeit und Sicherheit von ESO-101 bei erwachsenen Patienten mit aktiver EoE zu prüfen.[6]

Dr. Peter Stangier, Director Strategic Planning. Copyright: EsoCap Biotech AG

„Wir erhoffen uns von den Ende 2023 vorliegenden ACESO-Daten einen wichtigen Wendepunkt der Wertschöpfung. Sie sollen die Grundlage für eine kommerzielle Transaktion mit einem großen biopharmazeutischen Unternehmen bieten und weitere Investoren anziehen“, so EsoCaps Strategie-Manager Dr. Peter Stangier. Derzeit ist EsoCap durch Privatinvestoren direkt oder über deren Investmentgesellschaft finanziert und lanciert eine weitere Finanzierungskampagne über vier Millionen CHF. 80 % der angesprochenen potenziellen Investoren sind in der DACH-Region verortet. Die Mittel sollen einerseits zur Finanzierung des industriellen Scale-Up dienen, andererseits der Durchführung weiterer Machbarkeitsstudien mit der EsoCap-Technologie bei verschiedenen Erkrankungen der Speiseröhre. „Unser langfristiges Ziel ist die Entwicklung einer Technologieplattform für die Einbettung weiterer Medikamente in den Wirkstoffstreifen des EsoCap-Systems“, so Dr. Stangier abschließend.

Dr. Peter Stangier, Director Strategic Planning, vor dem Prototyp zur Herstellung der EsoCaps. Copyright: EsoCap Biotech AG

 

PROFIL:

Name: EsoCap Biotech AG

Gründung: 2017

Unternehmenssitz: Basel, Schweiz

Sektor: Biotech

Mitarbeiter: 3

Umsatz: Entwicklungsstadium

Internet: https://esocapbiotech.ch/

 

[1] Á. Arias et al., Expert Review of Gastroenterology & Hepatology 2020, 14:11, 1069-1082
[2] GERD, Barrett Syndrome, Esophagus Motility Disorder, Eosinophilic Esophagitis, Fungal Infection Esophagus, Esophageal Cancer
[3] El-Serag et al. Gut. 2014;63(6):871-80)
[4] J Krause et al, J Control Release 2020; 327:1-7
[5] C Rosenbaum et al, Pharmaceutics 2021; 13, 828

Autor/Autorin

Urs Moesenfechtel
Redaktionsleiter at GoingPublic Media AG | Website

Urs Moesenfechtel, M.A., ist seit 2021 Redaktionsleiter der GoingPublic Media AG - Plattform Life Sciences und für die Themenfelder Biotechnologie und Bioökonomie zuständig. Zuvor war er u.a. Wissenschaftsredakteur für mehrere Forschungseinrichtungen tätig.