Im zweiten Quartal 2012 hat Gilead Sciences mit Truvada 766,8 Mio. USD eingenommen.

Investitionen in den Life Science Sektor – vor allem in noch junge Unternehmen – bieten große Chancen, bergen aber immer auch Risiken. Diversifizierung und nur kleine Einsätze in risikoreichere Unternehmen sind deshalb die optimale Strategie zur Risikobegrenzung. Wer eher zu den sicherheitsbewussten Investoren zählt, sollte seinen Fokus auf reifere Unternehmen legen, die mit einer vollen Pipeline, Bargeld und guten Umsätzen locken.

Gilead Sciences, 1987 in Foster City, Kalifornien, gegründet, ist ein solches Unternehmen. Gestartet mit nur zwei Medikamenten, verfügen die Amerikaner heute über ein umfangreiches Produkt- und Entwicklungsportfolio mit Wirkstoffen für die unterschiedlichsten Indikationen. Bekannt wurde Gilead Sciences als HIV-Spezialist und noch immer liegt der Schwerpunkt auf antiviralen Arzneimitteln, mittlerweile interessiert sich die Firma aber auch für Herzkreislaufkrankheiten, Atemwegserkrankungen, entzündliche Krankheiten und sogar für Krebs. Gileads innovativen HIV-Produkten ist es zu verdanken, dass HIV-Infektionen heute kein Todesurteil mehr darstellen sondern zu einer chronischen Erkrankung mutiert sind. Die Medikamente verringern die Viruslast im Blut und tragen zu einer erhöhten Konzentration an bestimmten Immunzellen, den CD4+-Zellen, bei wodurch sie den Ausbruch von AIDS verzögern oder gar verhindern.

Wichtige Virus-Enzyme hemmen
Dabei setzt Gilead auf zwei unterschiedliche Enzyme: Die Hemmung der reversen Transkriptase, einem Schlüsselenzym der Virusvermehrung, und die Inhibition des Enzyms Integrase. Während reverse Transkriptase das Umschreiben des viralen Einzelstrangerbguts in einen Doppelstrang, und damit den Einbau in die DNA der Wirtszelle indirekt unterbindet, verhindert die Integrase-Inhibition den Einbau in die DNA direkt. Virusresistenzen, die durch die hohe Variabilität der HI-Viren häufig sind, machen Kombinationstherapien nötig. Gilead verpackt deshalb auch verschiedene Wirkmechanismen in nur eine Tablette. Während Viread und Emtriva Einzelwirkstoffe sind, gehören Truvada, Atripla und Complera zu den Kombitherapien.

Gilead fehlt in keinem Biotech Fond
Gilead Sciences fehlt heute in keinem der großen Biotech Fonds und ist dort sogar zu einem Garanten für Gewinne geworden. So beläuft sich der Gilead-Anteil beim Schweizer Fond BB Biotech auf 9,8% des Fondvermögens. Auch im größten Biotech Fond, Pictet Biotech mit einem Fondvolumen von 831 Mio. EUR, ist Gilead mit 9,4% die Top-Holding.

Neuer Fokus Hepatitis-Markt
Im HIV-Markt ist Gilead bereits der Platzhirsch. Bei der Behandlung von Hepatitis C will das Unternehmen Ähnliches erreichen. Am 8. April hat man den Zulassungsantrag für Sofosbuvir, einen Hepatitis C Wirkstoffkandidaten, an die U.S. Gesundheitsbehörde FDA überstellt. Vor wenigen Tagen kam eine Zusage der FDA für eine vorrangige Prüfung von Sofobuvir und damit die Bestätigung, dass der neue Wirkstoffkandidat im Vergleich zu existierenden Medikationen eine signifikante Verbesserung darstellt. In Anbetracht des globalen Marktvolumens für Hepatitis C Medikamente, das aktuellen Schätzungen zufolge bis 2020 auf über 20 Milliarden US-Dollar wachsen wird, stehen die Chancen auf einen weiteren Blockbuster aus dem Hause Gilead gar nicht schlecht. Analysten gehen davon aus, dass 20 Prozent des gesamten Marktvolumens, also 4 Milliarden Dollar, auf Gilead entfallen könnten.

Ein Blick auf die Zahlen
Die Geschäftszahlen im Jahr 2012 waren mit einem Umsatz- und Ergebniszuwachs im Vergleich zum Vorjahr solide. Der Gesamtumsatz bilanziert nach GAAP stieg im ersten Quartal 2013 von 2,28 Mrd. (Q1/12) auf 2,53 Mrd. USD und lag damit um 11% höher als noch im Vorjahreszeitraum. Die Produktumsätze wuchsen um 8% von 2,21 Mrd. USD in Q1 2012 auf 2,39 Mrd. USD zum Ende der ersten drei Monate. Das Nettoeinkommen zum 31. März 2013 belief sich auf 722,2 Mio. USD oder 43 Cents (verwässert) je Anteilsschein. Im Vergleichsquartal 2012 hatte Gilead Sciences 442 Mio. USD oder 28 Cents (verwässert) verdient. Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr hat Gilead kürzlich bestätigt. Für 2013 gehen solide Schätzungen von einem Gewinn von 2,02 USD je Aktie aus, für 2014 liegt die Prognose bereits bei 2,80 USD je Anteilsschein. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist angesichts des prognostizierten Wachstums vernünftig. Das Kursziel wird von seriösen Analystenhäusern auf 55 USD prognostiziert, nach Zulassung des Hepatitis Wirkstoffes könnte sich dieses noch erhöhen. Als langfristiges Investment ist Gilead Sciences einen zweiten Blick wert, zeitweise Kursrückgänge sollten aber eingeplant werden.

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