Bildnachweis: BB Biotech.

Der wohl bekannteste Biotechnologie-Titel innerhalb der DACH-Region hatte in den vergangenen drei Monaten mit Gegenwind zu kämpfen. Der Effekt könnte kurzfristiger Natur bleiben. Von Falko Bozicevic

So meldete der von der Schweizer Bellevue Group gemanagte Spezialfonds – BB Biotech ist eine Beteiligungsgesellschaft als Aktienvehikel –, dass der innere Wert im zweiten Quartal um rund 9% auf Basis des Schweizer Franken (CHF) gesunken sei. Die Aktie selbst setzte dies allerdings nur rund zur Hälfte um, also weniger als 5%. Dies kann als Indiz gelten, dass Investoren den Gegebenheiten der vergangenen Monate keine allzu große Aussagekraft beimessen. Der Nasdaq Biotech-Index – für die Schweizer die wichtigste Benchmark – büßte derweil nur 2% ein.

Gewisse Sorgen über die Einschränkung von M&A-Transaktionen sowie ferner die Preisgestaltung von Medikamenten in den USA drückten auf die Stimmung. Tatsächlich jedoch hatten Umfang und Angebot der jüngsten Börsengänge sowie Kapitalerhöhungen ein noch nie dagewesenes Niveau erreicht – und dürften weiter hoch bleiben oder sich gar beschleunigen. Auch hatte sich Norman Sharpless, der neue Leiter der US-Arzneimittelbehörde (FDA), eigentlich positiv zu weiteren Innovationen geäußert. Zwei schlagkräftige Gründe also, weshalb BB Biotech die Skepsis von Investoren nicht teilen mag.


Investmentfokus von BB Biotech

Unter dem Strich verzeichneten die Schweizer im zweiten Quartal einen Nettoverlust von 336 Mio. CHF, nach 98 Mio. CHF vor einem Jahr im Vergleichszeitraum. Zu beachten ist, dass dies fast durchweg nicht liquiditätswirksame Bewertungsschwankungen sind. So liegen die Küsnachter zur Jahresmitte weiterhin über eine halbe Milliarde CHF im Plus – das erste Quartal nämlich lief bereits sehr gut, zur Jahresmitte ergab sich lediglich eine Konsolidierung. Inklusive Dividende sahen BB-Biotech-Investoren im ersten Halbjahr ein ansehnliches Plus von 18% in CHF und 19% in EUR.

Neue Zulassungen im zweiten Quartal

Akcea und Ionis – letztere mit rund 13% die größte BB-Position im Portfolio – gaben die EU-Zulassung des Antisense-Wirkstoffs Waylivra (Volanesorsen) bekannt. Zugelassen wurde das Medikament für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit genetisch bestätigtem familiärem Chylomikronämie-Syndrom (FCS) und hohem Pankreatitis-Risiko, die nur unzureichend auf eine Diät und eine triglyceridsenkende Therapie angesprochen hatten. Akcea und Ionis setzen ihren Dialog mit der FDA fort, nachdem die Behörde die Zulassung des Wirkstoffs im vergangenen Jahr zunächst noch abgelehnt hatte.

Allerdings gab es auch Fehlschläge, so etwa bei Myovant. Die präsentierten durchwachsene Daten zu Relugolix, einem oralen Gonadotropin-freisetzender Hormon-Antagonist) als Kombinationstherapie bei Frauen mit Gebärmuttermyomen. Die Daten erreichten den primären Endpunkt, allerdings verfehlten die Behandlungseffekte mit Blick auf frühere Daten die Erwartungen. Als sich Myovant anschließend an die Kapitalmärkte wandte für eine weitere Finanzierung, sah die Aktie einen Ausverkauf. Ursächlich scheinen Befürchtungen vieler Anleger, dass die Wahrscheinlichkeit einer Übernahme durch einen Pharmariesen nunmehr gesunken sei.

5 Jahre BB Biotech (rot), innerer Wert (grau) und Nasdaq Biotech-Index (hellrot)

Fazit

Mit Blick auf die bereits deutlich überdurchschnittliche Entwicklung im ersten Quartal war bereits einiges in den Kursen eingepreist. Auch sollten Investoren beachten, dass der Aktienkurs seit vor allem 2016 (sh. Chart) deutlich kräftiger wuchs als der innere Wert des Portfolios. Dies ist einerseits ein klarer Vertrauensbeleg für das Management, andererseits neigen diese Entwicklungen dazu, sich langfristig doch immer wieder anzugleichen. Für das zweite Halbjahr stehen die weiteren Zeichen sicherlich auf Wachstum – vielleicht allerdings erst einmal nur für den Portfoliowert, nicht gleichermaßen eins zu eins für den Kurs.

Fotos: @BB Biotech, Juli 2019

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.