Patente made in China

GCPC sieht sich nicht als ein weiterer Vertreter der „Werkbank der Welt“, sondern als hoch spezialisierter Anbieter an der Spitze der Technik. Sechs Patente sind derzeit angemeldet, zudem hat das Unternehmen eigene Verfahren insbesondere zur Beschichtung der Rohschalen entwickelt. Das Geschäftsmodell ruht auf zwei Säulen. GCPC arbeitet als Lohnbeschichter für andere Unternehmen, die in der Herstellung von Schalen und der Montage tätig sind. Wichtiger ist aber das Angebot als Komplettanbieter: Vom Design über den Materialeinkauf, der Produktion der Rohschale bis hin zur Veredelung der Oberfläche und der Assemblierung der Handys hat sich GCPC als One Stop Shopping-Anbieter positioniert.

Kleiner Kundenstamm – starke Zahlen

Viele Handys großer Hersteller – Nokia, Alcatel, Sony Ericsson – bestehen aus Komponenten von GCPC. Unmittelbare Kunden der Chinesen sind allerdings Zulieferer die ihrerseits an die Handymarkenhersteller liefern. Wichtigster Kunde ist der finnische Zulieferer Perlos, mit dem GCPC allein 40 % seiner Umsätze macht. Hinzu kommen die chinesischen Handyproduzenten Konka, TCL und Flextronics. Die vier Unternehmen stehen zusammen für über 85 % der GCPC-Erlöse. Diese hohe Abhängigkeit will GCPC mit dem Bau des neuen Werkes aber verringern. Im Zuge der Produktionsausweitung soll der Kundenstamm deutlich vergrößert werden. In den vergangenen Jahren verzeichnete GCPC starkes Wachstum: 10 Mio. Euro Umsatz 2005 und 16 Mio. Euro im vergangenen Jahr. Im 1. HJ. 2007 wurden bereits 11 Mio. Euro erlöst. Prozentual noch stärker entwickelte sich der Gewinn auf 2,9 Mio. Euro im 1. Halbjahr 2007. GCPC sieht sich aus mehreren Gründen auf weiteres, profitables Wachstum abonniert. So gewinne man mit hoher Qualität Marktanteile. Das breite Spektrum ergänzender Dienstleistungen verschaffe ebenso Wettbewerbsvorteile wie die hauseigene Pressguss-Abteilung, die wichtige Zeitvorteile bei der Herstellung von Prototypen garantiere.

GCPC – Geschäfts- und Kennzahlen

2007e

2008e

2009e

Umsatz*

22,0

31,0

44,0

Nettoergebnis*

6,0

8,2

11,5

Gew. je Aktie

0,22

0,29

0,41

KGV min.**

15,8

11,6

8,2

KGV max.**

17,7

12,9

9,2

*) in Mio., sämtliche Angaben in Euro; Quellen: GoingPublic Research
**) auf Basis der Preisspanne von 3,40 bis 3,80 Euro

Expansion durch Börsengang

Als entscheidenden Wachstumstreiber sieht GCPC den Bau des neuen Werkes mit größeren Produktionskapazitäten. Etwa 15 Mio. Euro sollen dafür verwendet werden. Der Rest des Emissionserlöses von 25 bis 30 Mio. soll in die Neukundengewinnung und ins Working Capital fließen. Im Rahmen des Börsengangs werden 7,5 Mio. Aktien aus einer Kapitalerhöhung angeboten. Hinzu kommt eine Mehrzuteilungsoption über 750.000 Stück, die je zur Hälfte aus alten und neuen Aktien besteht.

Das neue Produktionswerk wird voraussichtlich im letztes Quartal 2008 anlaufen. Für die kommenden drei Jahre geht das Unternehmen von einem schnellen Wachstum aus. Schon 2011 könnte GCPC wieder an Kapazitätsgrenzen stoßen und neuen Kapitalbedarf haben, wie CEO Wu Baoyu in einem Hintergrundgespräch andeute. Bis 2010 dürfte das Unternehmen jährlich um etwa 40 % beim Umsatz zulegen.

Wachstumsstory

GCPC zeigt eine klare Wachstumsperspektive auf: Die Erlöse des Börsengangs fließen weder in die Taschen der Altaktionäre noch in den Schuldenabbau, sondern werden investiert. Angesichts des Expansionstempos, das angepeilt wird, könnten Anleger in Verzückung geraten. Doch der Kunststoff-Spezialist hält auch alle Risiken einer klassischen Wachstumsstory bereit. Neue Kunden müssen erst akquiriert werden, auch die Produktionssteigerung selber fordert das Management. Schließlich unterliegt der Mobilfunkmarkt kurzen Produktlebenszyklen und schnellen Moden, an die GCPC den Anschluss verlieren könnte. Angesichts der Wachstumspotenziale erscheint ein KGV für 2008 in der Mitte der Preisspanne von gut 12 durchaus moderat. Mit Hilfe einer Discounted Cash Flow-Methode ergibt sich sogar ein Abschlag von rund 30 %. Etwas anderes fällt allerdings das Ergebnis eines Vergleichs mit ähnlichen asiatischen und europäischen Unternehmen aus: Im Peer Group-Verfahren fällt nur am unteren Ende der Preisspanne ein nennenswerter Abschlag auf.

Fazit

Kunststofffertigung auf technologischer Augenhöhe mit den Industriestaaten, aber mit den Kostenvorteilen Chinas – das ist der Investment Case bei GCPC. Bislang war das Wachstum des Unternehmens durch die Kapazitäten limitiert, der Neubau soll hier Abhilfe schaffen. Allerdings schmerzt die enorme Abhängigkeit von wenigen großen Mobilfunkanbietern und den schnelllebigen Zyklen der Branche. Die Story hält damit zwar reichlich Unwägbarkeiten bereit, angesichts vorbörslicher Kurstaxen von konstant über 4 Euro ist eine spekulative Zeichnung allerdings vertretbar.

Stefan Preuß, Peter Mair
GCPC – Emissionsparameter
WKN

A0M ZS3

Erstnotiz

20. November

Zeichnungsfrist

2. bis 15. November

Bookbuilding

3,40 bis 3,80 Euro

MarketCap

94,8 bis 105,9 Mio. Euro

Marktsegment

Entry Standard

Emissionsprospekt

ja

Emissionsvolumen

7,5 Mio. Aktien aus Kapitalerhöhung,

zzgl. 750.000 Stück Greenshoe,

(50 % aus KE, 50 % von AA )

Emissionsvolumen 28,1 bis 31,4 Mio. Euro

Konsortium

VEM Aktienbank

Free Float

max. 29,6 %

Internet

www.greater-gpc.com

 

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