In welcher Größenordnung bewegen Sie sich?

Wir haben aktuell mehrere hundert geprüfte Mitglieder auf unserer Plattform. Das sind in der Regel verifizierte Investoren, Berater oder Unternehmer selbst. Das Volumen der zum Verkauf stehenden Unternehmen ist im dreistelligen Millionenbereich. Die Unternehmen selbst sind ausschließlich kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit Jahresumsätzen von ca. 3 bis 50 Mio. EUR. Obwohl wir noch ein sehr junges Unternehmen und erst seit Anfang des Jahres am Markt sind, konnten wir bereits einen erfolgreichen Abschluss verzeichnen. So wurde vor einigen Wochen ein Unternehmen innerhalb kürzester Zeit über unsere Plattform verkauft. Davor hatte dieses Unternehmen bereits hunderte Interessenten kontaktiert, aber noch keinen Käufer finden können. Das zeigt uns, dass die Plattform großes Potenzial am Markt hat.

Welche Branchentrends können Sie bei M&A-Geschäften generell erkennen?

Auf unserer Plattform selbst sehen wir ein bunt gemischtes Bild: Vom Forstbetrieb über den IT-Servicebetreiber bis hin zum klassischen produzierenden Betrieb ist alles mit dabei. Aber wir beobachten auch gewisse Cluster innerhalb unserer Mandantschaft. Darunter fallen u.a. die IT-Branche, produzierendes Gewerbe und die Medizintechnologie. Nach meiner persönlichen Einschätzung sind besonders solche Branchen gefragt, die spannende Technologien entwickeln – sei es aus dem IT-Bereich, aus der digitalen Industrie oder der Energiewirtschaft etc. Spannend sind auch Unternehmen, die Nischen besetzen und in der öffentlichen Wahrnehmung nicht bekannt sind. Solche Hidden Champions bergen ein ungeheures Potenzial mit solider Geschäftsstruktur und guten Margen. Bei Investoren sind diese Unternehmen besonders beliebt.

Wie sieht aus Ihrer Sicht die aktuelle Lage am M&A-Markt in Deutschland aus?

In Anbetracht des aktuell niedrigen Zinsumfelds sind Investitionen in Sachwerte natürlich besonders attraktiv. Das macht sich auch am M&A-Markt bemerkbar. Dabei stellen besonders Investitionen in KMU im Vergleich zu anderen Assets eine sinnvolle Anlage dar. Börsennotierte Unternehmen sind aufgrund der hohen Multiples mittlerweile ziemlich teuer geworden, Immobilien ebenfalls, und klassische Geldanlagen, wie z.B. das Sparbuch, lohnen sich erst recht nicht mehr. KMU sind demnach besonders attraktiv für Investoren, da solche Unternehmen mit EBIT-Multiples von ca. 5 versus Börsenmultiples von ca. 15 hohe Renditen erzielen können.

Von politischer und wirtschaftlicher Seite gibt es viele Bestrebungen, KMU hierzulande zu fördern und für den Kapitalmarkt zu gewinnen. Eine davon ist das neue Marktsegment Scale der Deutschen Börse. Wie schätzen Sie solche Bemühungen ein?

Wir haben ein gutes Verhältnis zur Deutschen Börse und glauben, dass Scale ein Schritt in die richtige Richtung ist. Letztlich ziehen wir da alle an einem Strang, wenngleich die Zielgruppe unserer Plattform eine andere ist als die der Deutschen Börse. Von daher glauben wir, dass unsere Plattform und Scale ideal miteinander harmonieren und sich gegenseitig ergänzen können.

Was müsste getan werden, um die Mittelstandskultur und auch die Kapitalmarktkultur in Deutschland noch weiter zu fördern?

Ich glaube, dass das Thema M&A, aber natürlich auch das Finanz- und Kapitalmarktwissen an sich, grundsätzlich in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden muss. Wie bereits anfangs erwähnt, müssen wir viele Unternehmer und Investoren darüber informieren, welche Investitionsmöglichkeiten es im Mittelstandsumfeld überhaupt gibt. Der erste Schritt ist also, die Menschen für diese Themen zu sensibilisieren. Im zweiten Schritt müssen die richtigen Akteure zueinander finden. Daran arbeiten wir.

Herr Habibi, haben Sie vielen Dank für das interessante Gespräch.

Das Interview führte Svenja Liebig und erschien zuerst in der Juni-Ausgabe 2017 des GoingPublic Magazins

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