Eine simple Idee hatten Eicke Marschollek und Manfred Lautenschläger 1971, als sie Marschollek, Lautenschläger & Partner (MLP) gründeten: Noch während des Studiums sollten junge Juristen Kunden werden, und das natürlich auch nach dem Studium bleiben. Das Konzept ging auf, und bald gehörten auch Mediziner und Zahnmediziner zu ihrer Zielgruppe.

Die beiden Jungunternehmer hatten eine Nische entdeckt: Nur ein Jahr nach der Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft 1974 wurde MLP zu einer GmbH. Weitere Geschäftsstellen in Düsseldorf, Wiesbaden, Stuttgart und Bonn wurden eröffnet.

Rasanter Aufstieg
1988 erfolgte die Erstnotiz an der Stuttgarter Börse, der Grundstein eines kometenhaften Aufstiegs – ein Schritt, den Lautenschläger nie bereut hat: „Die Börsennotierung war für unsere Unternehmensentwicklung wichtig und hat auch dazu beigetragen, die Bekanntheit von MLP zu steigern. Ich will aber nicht verhehlen, dass mit dem Börsengang auch die öffentliche Aufmerksamkeit deutlich zugenommen hat. Wichtig ist, die unternehmerischen Ideen und Vorstellungen durchzusetzen, von denen man überzeugt ist – auch wenn sie sich nicht direkt im nächsten Quartalsergebnis niederschlagen“, erklärt Lautenschläger gegenüber dem GoingPublic Magazin.

Das Familienunternehmen wuchs rasant: 1997 folgte die Aufnahme in den MDAX. Zu diesem Zeitpunkt hatte MLP bereits 101 Geschäftsstellen, davon sieben im Ausland. 1999 gab Lautenschläger den Vorstandsvorsitz an Bernhard Termühlen ab und übernahm den Vorsitz im Aufsichtsrat. Zu Beginn schien es ein guter Zug zu sein: Unter Termühlens Regentschaft stieg die MLP-Aktie auf über 170 EUR und schaffte es 2001 sogar in den DAX.

Mit dem Aufgeben des Vorstandsvorsitzes zog sich Lautenschläger aus dem operativen Geschäft zurück und nahm bis heute keinen Einfluss mehr darauf: „Um das operative Geschäft kümmert sich unser Management. Ich bin Mitglied des Aufsichtsrates und habe deshalb eine kontrollierende Funktion“, erläutert der Gründer.

Harter Fall

MLPs Höhenflug wurde abrupt gestoppt – durch einen Artikel von Börse-Online. Bis 2002 wurden die vorgegebenen Wachstumsziele von bis zu 30% immer erreicht. Börse-Online unterstellte Termühlen, die Bilanzen geschönt zu haben – ein Schlag für MLP, von dem sich das Unternehmen nicht so schnell erholte. Die Aussagen wurden zwar später als Fehlinterpretationen bezeichnet, aber der entstandene Schaden war bereits zu groß: Die Aktie brach in dieser Zeit um fast 90% ein und rutschte 2003 zunächst aus dem Dax,  am18. Juni 2010 schließlich in den SDAX.

Aufräumarbeiten
Ende 2003 übernahm Uwe Schroeder-Wildberg die Nachfolge von Termühlen und leitete die notwendigen Aufräumarbeiten ein: Auslandstöchter wurden geschlossen und MLP-eigene Versicherer verkauft. Das Unternehmen erholte sich langsam wieder und konnte so 2008 eine Übernahme durch den Schweizer Lebensversicherer Swiss Life abwehren. Nach wie vor hält die Familie die Mehrheit, und daran soll sich auch künftig nichts ändern: „Meine Familie und ich stehen MLP dauerhaft als Großaktionär zur Seite – das haben wir frühzeitig auch für die Zeit nach meinem Ableben geregelt. Untermauert wird unser Engagement durch meinen Sitz im Aufsichtsrat“, betont Lautenschläger.

Fazit
Die vergangenen Jahre waren nicht einfach für MLP, doch dank des Sparkurses und der Umstrukturierung scheint es, als habe das Familienunternehmen den Turnaround geschafft. Rückblickend könnte man sagen, dass das Unternehmen besser lief, als der Gründer noch Einfluss auf das operative Geschäft nahm. Künftig sollte sich die Familie daher möglicherweise die Frage stellen, ob es für das Wohl des Unternehmens ausreichend ist, dass die Familie „nur“ als Großaktionär vertreten ist.

Maximiliane Worch

Ursprünglich erschienen in der GoingPublic Ausgabe 11/2010.

 

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