Bernhard Wolf, Global Head of Corporate Communications, GfK SE

Von Bernhard Wolf, Global Head of Corporate Communications, GfK SE, und Christa Scholl, Geschäftsführerin, DIRK e.V.

Deutsche IR-Manager erwarten mehrheitlich keine Gefahr für den Fortbestand der Eurozone. Jedoch können sich 17% vorstellen, dass einige Länder die Eurozone verlassen. Dies hat die Umfrage der GfK im Auftrag des halbjährlichen DIRK Stimmungsbarometers ergeben.

Verhaltener Optimismus

Befragt zur Zukunft der Eurozone und den weiteren Folgen aus der Schuldenkrise zeigen sich die IR-Manager verhalten optimistisch. Während 75% aller befragten Unternehmen zunehmende negative Folgen bei einem Auseinanderbrechen der Eurozone erwarten, sind 60% der Meinung, es werde in den nächsten zwölf Monaten nichts Derartiges passieren und die Eurozone verbleibt in ihrer bisherigen Form. Fast 20% erwarten einen Austritt von wenigen Euro-Mitgliedstaaten, wobei das Bündnis selbst bestehen bleibt.

Christa Scholl, Geschäftsführerin, DIRK e.V.

Während beim Großteil der Fragen kein Unterschied darin bestand, ob die Antwort von einem IR-Manager aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz gegeben wurde, zeigt sich ein anderes Bild, wenn es um die Auswirkungen eines möglichen Zerfalls der Eurozone geht. Bei dieser Frage wurde der Unterschied zwischen den Ländern der Gemeinschaftswährung und der Schweiz deutlich.

Kursverfall als Folge der Schuldenkrise

Den börsennotierten Unternehmen macht vor allem der Kursverfall zu schaffen. Für fast 40% ist dies eine Folge der Schuldenkrise. Mit 13% steht an zweiter Stelle der Auswirkungen eine Abnahme von institutionellen Investoren in den Regionen außerhalb Europas. Ebenso kann jedoch fast ein Drittel der befragten Unternehmen keine Auswirkungen feststellen.

Fragen, die IR-Manager in Einzelgesprächen erwarten können: 

  • Fremdkapitalstruktur und Auswirkungen der Schuldenkrise auf das Fremdkapital
  • Auswirkungen auf unternehmensspezifische Produkte und Segmente
  • Währungseffekte
  • Gab es/gibt es Auswirkungen auf das Konsumverhalten und auf das Auftragsbuch?
  • Wie aktiv sind Sie in den PIIGS-Ländern und welche Auswirkungen hat die Krise dort auf Ihr Geschäft? (PIIGS: Portugal, Italien, Irland, Griechenland, Spanien)
  • Wie hoch ist der Anteil des europäischen Umsatzes am globalen Unternehmensumsatz?
  • Welche Auswirkungen wird ein Zerfall der Eurozone auf Ihr Unternehmen haben?

 

Quelle: DIRK e.V.

 

Die Euro-Schuldenkrise ist ein wichtiges Thema in Einzelgesprächen mit Investoren und Analysten. Fast 70% aller befragten Unternehmen berichten von Fragen zur Euro-Schuldenkrise. Vor allem DAX-Unternehmen müssen sich entsprechenden Fragen stellen. Alle Umfrageteilnehmer aus diesem Börsensegment bestätigen dies. Besonderer Informationsbedarf besteht in Nordamerika. Fast die Hälfte der befragten IR-Manager wurde bei Gesprächen mit institutionellen Investoren in der Region USA und Kanada mit dem Thema konfrontiert (47%). Im Blickpunkt stehen Fragen zu spezifischen Folgen für das jeweilige Unternehmen und deren Geschäftsmodell; doch auch die allgemeinen wirtschaftlichen Auswirkungen sind ein Thema. Bei Unternehmen aus der Schweiz sind zudem Fragen zu Wechselkurseffekten im Gesprächsverlauf üblich, was sich angesichts der hohen Währungszuflüsse in den Franken noch verstärkt haben dürfte. Die IR-Manager gehen zum Thema Schuldenkrise proaktiv auf ihre Gesprächspartner zu. Ein Drittel informierte in der Vergangenheit Analysten wie auch Aktionäre über mögliche Folgen der Euro-Schuldenkrise für ihr Unternehmen.

Quelle: DIRK e.V.

 

Fazit

Das Auseinanderbrechen der Eurozone scheint zum jetzigen Zeitpunkt eher unwahrscheinlich, dennoch könnten einige Länder die Eurozone verlassen. Investoren reagieren verunsichert auf die Eurokrise, weil es kaum Vertrauen in den Kapitalmarkt und damit in die Unternehmen am Markt gibt. Kursverfall und Abnahme von institutionellen Investoren sind nur einige der negativen Auswirkungen. Ein deutlicher Informationsbedarf herrscht bei Anlegern und Analysten aus dem nordamerikanischen Raum und es empfiehlt sich eine proaktive Aufklärung und das Einräumen von zusätzlicher Zeit für Investorentermine und Roadshows. Ein Blick in die FAQ-Liste mit den wichtigsten Fragen zur Schuldenkrise (siehe Kasten) lohnt sich, um besorgte Anleger oder Analysten bestens informieren zu können.

Zur Studie

Die Ergebnisse stammen aus dem DIRK-Stimmungsbarometer, für das die GfK zweimal im Jahr mehr als 400 Investor-Relations Manager börsennotierter Gesellschaften in Deutschland (seit 2005), in Österreich und der Schweiz (seit 2006) befragt. Die Umfrage besteht aus der Einschätzung der aktuellen und zukünftigen Lage des eigenen Unternehmens sowie einem wechselnden Sonderthema, das diesmal die Euro-Schuldenkrise behandelte. In Deutschland haben 28% der DIRK-Mitglieder teilgenommen. Die Auswahlindizes sind wie folgt vertreten: 37% der DAX-Unternehmen, 40% MDAX, 30% TecDAX und 32% der SDAX-Unternehmen sind Umfrageteilnehmer. Die Pressemitteilung zur Veröffentlichung der Studie finden Sie auf http://dirk.org/2012/06/stimmungsbarometer-herbst-2012-deutsche-ir-manager-sehen-eurozone-nicht-in-gefahr/.

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