Dr. Stefan Wolf, CEO, ElringKlinger AG

Der Autobranche in Europa geht es schlecht. In den USA sowie in Asien hingegen läuft das Geschäft – auch für den Autozulieferer ElringKlinger. Im Gespräch mit dem GoingPublic Magazin erläutert CEO Dr. Stefan Wolf, warum er in Asien großes Wachstumspotenzial sieht, wie ElringKlinger dort weiter wachsen will und welche Konsequenzen man aus der Lage in Europa ziehen könnte.

GoingPublic: Herr Dr. Wolf, wie schätzen Sie aktuell die Situation der Automobilbranche ein?

Wolf: 2013 wird sehr schwer für die Branche. Aktuell ist die Automobilwelt in drei Teile geteilt: Nordamerika, Europa und Asien. Asien läuft nach wie vor gut, Europa hingegen ist eher eine Katastrophe. Hier gibt es deutliche Rückgänge in den Zulassungen sowie den Produktionszahlen. Und die USA bewegen sich – auch für deutsche Fahrzeughersteller – weiterhin auf einem relativ hohen Niveau. Die beiden Regionen USA und Asien können die Schwächen im europäischen Markt – zumindest teilweise – kompensieren.

GoingPublic: Das Geschäftsjahr 2012 fiel für ElringKlinger etwas schwächer aus als zunächst erwartet. Im laufenden Jahr wollen Sie den Umsatz um 5 bis 7% steigern. Wie?

Wolf: Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das mit unseren zahlreichen neuen Produkten schaffen. Gegenüber 2012 ist die Situation etwas umgedreht: Im vergangenen Jahr waren das erste und zweite Quartal noch recht gut, während es im vierten Quartal Abschwächungstendenzen gab. Und aktuell sieht es so aus, dass es einfach umgekehrt läuft: Quartal 1 und 2 waren eher schwach, der Auftragseingang und -bestand für die kommenden Quartale stimmen uns jedoch positiv, dass es wieder besser wird.

GoingPublic: Wenn sich die Stimmung in Europa nicht bessert, welche Konsequenzen könnte ElringKlinger daraus ziehen?

Wolf: In Europa halten wir uns mit Investitionen eher zurück. Dies liegt nicht nur daran, dass der europäische Markt schlecht läuft, sondern auch an den immer schlechter werdenden Rahmenbedingungen – vor allem in Deutschland: zu hohe Arbeitskosten und zu hohe Energiekosten. Das macht die Bundesrepublik nicht zu einem investitionsfreundlichen Land. Daher muss man sich als Unternehmen genau überlegen, wo man künftig investieren will – einerseits im Hinblick auf die Märkte der Zukunft, aber auch hinsichtlich der Rahmenbedingungen.

GoingPublic: Welche Länder/Regionen versprechen denn aktuell das größte Wachstumspotenzial? Und warum?

Wolf: Auf jeden Fall Asien und die USA. In Asien muss man sich aber auch die ASEAN-Länder und nicht nur China oder Indien anschauen. Dort bildet sich relativ rasch ein Mittelstand heraus und das Fahrzeug gilt als das Statussymbol. 2012 wurden in den ASEAN-Ländern insgesamt 3,1 Mio. Autos neu zugelassen, in Indien waren es hingegen nur 2,8 Mio. In Nordamerika betreibt die Notenbank weiterhin eine Inflationspolitik. Dieses Geld wird von den Bürgern natürlich ausgegeben – auch für Autos. Außerdem darf man nicht vergessen, dass die USA eine klassische Autonation sind.

GoingPublic: ElringKlinger konzentriert sich bereits sehr stark auf den asiatischen Markt. Inwiefern sind Sie auch vor Ort vertreten?

Wolf: Da wir alle Fahrzeughersteller weltweit als Kunden haben, sind wir natürlich sehr global aufgestellt. Wir haben Werke in Südkorea, China, Japan und Indien. In Indonesien haben wir dieses Jahr ein erstes Werk eröffnet und kürzlich eine Vertriebsgesellschaft in Thailand gegründet.

GoingPublic: Und mit welchen Produkten sind Sie in Asien vertreten? Welche Trends erkennen Sie hier?

Wolf: Der Schwerpunkt liegt auf Fahrzeugteilen. Seit fünf Jahren haben wir auch eine Tochtergesellschaft der ElringKlinger Kunststofftechnik in China, die sich auf Teflon spezialisiert hat. Dafür haben wir mittlerweile auch eine Produktionslinie vor Ort. Im Verhältnis zum Gesamtumsatz ist der Anteil in diesem Bereich jedoch noch sehr marginal. Aber wir sehen es auf jeden Fall als Keimzelle für Wachstum in diesem Markt.

GoingPublic: Und wie sieht es mit Emissionsvorschriften aus? Inwiefern profitiert ElringKlinger davon?

Wolf: Diese sind mittlerweile sehr strikt geworden. In Peking kann man beispielsweise kein Auto mehr zulassen, dass nicht Euro-5-fähig ist. Aber natürlich gibt es einen enormen Altbestand, der hinsichtlich der Emissionen eine Katastrophe ist. Seit zwei bis drei Jahren gibt es neben China auch in den ASEAN-Ländern immer stärkere Abgasvorschriften. Das spielt unserem Unternehmen natürlich in die Hände, da unser gesamtes Produktportfolio darauf ausgerichtet ist, den Fahrzeugherstellern zu helfen, das Gewicht oder den Kraftstoffverbrauch und damit eben auch die Emissionen zu reduzieren.

GoingPublic: Für 2013 sind Investitionen von rund 100 Mio. EUR geplant. Wie sieht hier die Verteilung aus?

Wolf: Knapp die Hälfte davon geht in den asiatischen Markt. Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren auch noch verstärken. So haben wir beispielsweise vor kurzem beschlossen, ein größeres Werk in China zu bauen. Das Wachstum in dieser Region ist einfach sehr rasant. Das beweist auch unsere Mitarbeiterzahl: Von den insgesamt rund 6.400 Beschäftigten arbeiten fast 3.500 im Ausland und davon über 500 in China.

GoingPublic: Mit welchem Umsatzanteil in Asien rechnen Sie in den nächsten fünf Jahren?

Wolf: Aktuell liegen wir inkl. Exporte bei 24%. In den nächsten Jahren werden wir sicherlich überproportional in diesen Märkten wachsen. Damit könnte der Anteil am Erstausrüstungsumsatz in den nächsten drei bis fünf Jahren über 30% ausmachen.

GoingPublic: Herr Wolf, vielen Dank für das interessante Gespräch!

Das Interview führte Maximiliane Worch.

Autor/Autorin