Manche hatten gedacht, daß allein die Existenz von Saddam Hussein selbst, also seine ureigene Existenz, schon Anlaß genug für die derzeitige US-Regierung bieten dürfte. Es gibt sicherlich viele Nebeneffekte, aber wenn einer der bekanntesten Geographen der Welt, Professor David Harvey, Recht hat, dann liegt der Grund für den vermeintlich unausweichlichen Irak-Krieg in der Schaffung neuen Anlageraums überschüssigen Kapitals. Es geht also mal wieder ums Geld.
Wie denn das jetzt? Schon in den 30er Jahren litten die Vereinigten Staaten unter einer Überakkumulation von Kapital, herrührend aus dem erfolgreich absolvierten 1. Weltkrieg (Auslöser/Beitrittsgrund: fingierter/provozierter Angriff auf ein US-Schiff), was schließlich in den Kollaps der Crash-Jahre 1929 bis 1932 mündete. Mit dem „New Deal“ in den 30ern jener Zeit wurde in Infrastruktur, Handwerk, neue Märkte und neue Arbeitsplätze investiert. Und 1941 schließlich nicht zuletzt in die Militärmaschinerie, was in der Folge eine Partizipation im 2. Weltkrieg ebenfalls lukrativ gestalten ließ.
So weit, so gut. Nach dem 2. Weltkrieg (Auslöser/Beitrittsgrund: fingierter/provozierter Angriff auf Pearl Harbor) war Amerika wiederum die wohlhabendste Nation, doch bis ca. 1970 ging es damit zu Ende. Die einstigen Trümmerländer Deutschland als auch Japan hatten sich gemausert und erzeugten eigene Überschüsse (sie avancierten zu Waren-Exportländern schlechthin), sie brauchten mithin eigene neue Zielmärkte für ihren wachsenden Wohlstand – und die ihrigen Kapitalüberschüsse. Der Über-Wohlstand Japans der 80er dürfte wohl legendär sein, als Befürchtungen aufkamen, sie würden bald sämtliche Assets in den USA aufkaufen können.
Das brachte einen neuen Plan ins Spiel. Die USA gingen von der Dominanz der Produktion zur Dominanz der Finanzen über. Das Werkzeug: der Internationale Währungsfonds, der neue Investmentmöglichkeiten nun auch in Schwellenländern herbeizauberte. Emerging Markets wurden liberalisiert und für Kapitalzuflüsse geöffnet. Das ermöglichte der Wall Street ganz neue Perspektiven, auch wenn die Länder selbst dadurch teilweise zerrieben wurden. Was in den 90ern zur Asienkrise führte, die aber als glücklichen Nebeneffekt auch einen Teil der vagabundieren Wall Street-Gelder ausradierte. Umgekehrt konnten die größten US-Banken schließlich wichtige Assets in den Schwellenländern zu Spotpreisen aufsammeln.
Ein nächster Schritt war eine gewisse Form der Enteignung oder auch Diebstahl bei Tageslicht. Man denke nur daran, wie mit neuen, wirklich richtungsweisenden Technologien umgegangen wird, sei es auf dem Gebiet der Humangenetik oder anderer, und zwar durch Privatisierung. So daß das Kapital fortan in diese neuen Felder expandieren konnte und dankbar absorbiert wurde. Das wiederum führte zur Internet-, Telekom- und Biotechnologie-Blase der letzten Jahre.
Doch auch hier sind die Möglichkeiten nun offenbar ausgeschöpft. Auch haben sich einige Schwellenländer (v.a. Asien) wiederum erholt und besitzen selbst schon wieder Kapitalüberschüsse. Ein neuer „New Deal“ müßte her, doch gibt es da ein gewaltiges Problem: die Bush-Regierung. Sie tut das genaue Gegenteil davon, in Bildung, Infrastruktur etc. zu investieren, sondern ist einem militärischen Keynesianismus anheim gefallen. Dieser sieht offenbar eine imperiale Kontrolle anderer Märkte vor, was nur konsequent erscheint als letzter Ausweg, wenn anderes nicht mehr funktioniert. Und eine Militärmaschinerie von dem Ausmaß hat natürlich nur dann eine gewisse Berechtigung, wenn sie auch in Bewegung gehalten wird (Auslöser: war möglicherweise schon oder kommt erst noch – bitte selbst eintragen). Wenn man den Berichten Glauben schenken darf, dann hat Paul Wolfowitz, stellvertretender US-Verteidigungsminister, diesen Plan der imperialen Kontrolle zusätzlicher Märkte schon Mitte der 90er ausgeheckt. Neuer Investmentraum im Osten also.
Aber zum Glück ist das alles ja nur eine Theorie.
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