Ein Liebling der Massen war Rudolph Giuliani am Anfang seiner Amtszeit als Bürgermeister von New York wahrlich nicht. Sein Ziel war es, der in der Kriminalität versinkenden Großstadt zu neuem Glanz zu verhelfen, und dieses Ziel verfolgte er mit harter Hand und noch härteren Methoden. Auch wenn das Projekt nicht ohne Opfer auskam, so kann sich das Resultat durchaus sehen lassen. Verglichen mit den späten 80ern ist (zumindest Manhattan) für eine Großstadt ein durchaus sicheres Pflaster geworden, und die Bürger danken es ihm. Trotzdem, seinen weit über die City hinaus reichenden Ruhm erlangte er auf andere Weise.

Giuliani war es, der New York während des Ausnahmezustandes nach den Terroranschlägen des 11. September in überlegener, gefaßter und allgegenwärtiger Weise in die Normalität zurückführte. Nach den Beliebtheitswerten, die er dafür erntete, dürfte sich manch ein andere Politiker die Finger geleckt haben. Aber von Ruhm und Ehre allein läßt es sich kaum gut leben. Zwar dürfte Giuliani mit seiner früheren Tätigkeit als New Yorker Staatsanwalt durchaus einigen Wohlstand erreicht haben, aber für amerikanische Verhältnisse wirklich durchstarten konnte er damit wohl nicht.

Das dürfte sich nun ändern. Kurz nach dem Ende seiner Amtsperiode als Bürgermeister Anfang 2002 veröffentlichte er den Bestseller „Leadership“. Nun aber soll Phase 2 der wirtschaftlichen Nutzung seiner „immateriellen Vermögenswerte“ starten. Seine Beratungsfirma Giuliani Partners legt zusammen mit der Investment Bank Bear Stearns einen Beteiligungsfonds in Höhe von 300 Mio. US-$ auf. Naheliegendes Ziel des Fonds: Die Investition in Firmen, die sich auf Produkte und Technologien zur Terrorbekämpfung spezialisiert haben. Auch konkrete Investitionsziele gebe es schon. Allerdings habe man nur etablierte Unternehmen im Visier, denn von Start-ups hält Giuliani wenig.

Ob die von dem Fonds propagierte Anlagestrategie tatsächlich so interessant ist, wie es den Anschein machen soll, sei einmal dahin gestellt. Dem zukünftigen Erfolg wird dieser Unsicherheitsfaktor dagegen kaum etwas anhaben können. Ein besseres Markenzeichen und mehr Glaubwürdigkeit als mit Giuliani kann der Fonds nicht bekommen. Und wir ziehen neidvoll den Hut vor so viel Geschäftssinn – denn daß Gerhard Schröder nach Beendigung seiner Amtsperiode einen Fonds zur Investition in Deichbau-Unternehmen auflegt, ist auch mit viel Wohlwollen nur schwer vorstellbar.

Die GoingPublic Kolumne erscheint zweimal wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.