Der für den 9. Juli anberaumte Börsengang der HypoVereinsbank-Tochter Bank Austria wird der bis dato größte Deal seiner Art in diesem Jahr. Über 1 Mrd. Euro soll das GoingPublic den Münchnern in die Kassen spülen. Mit ausreichendem Interesse darf derzeit gerechnet werden, wenn auch die Story nun alles andere als überzeugend aufgemacht ist: Den Geldsegen braucht die HypoVereinsbank, um ihre notorisch poröse Eigenkapitalquote von gerade einmal 5,7 % auf 7 % aufzupeppeln. Zum zweiten entbehrt dieser (zweite) Börsengang der Bank Austria nicht eines respektablen Schusses Real-Satire: Vor zwei Jahren bezahlte die HVB mit 8 Mrd. Euro ziemlich genau das Doppelte des Wertes, für den die BA nun zum GoingPublic „reloaded“ wird. Anschließend, man zählte das Jahr 2001, wurden die BA-Papiere von der Börse genommen. Jetzt kehren sie zurück.
Kaum legen die Börsen drei Monate zu, schon wird es eng beim Buhlen um die frisch gelegte Anlegergunst. Der schon seit längerem anvisierte Börsengang der britischen Gelben Seiten, Yell, soll jetzt auf die Schnelle in die Tat umgesetzt werden. Mit über 3 Mrd. Euro wäre das nun wahrlich kein leicht verdaulicher Happen für die Märkte. Mit 1 Mrd. Euro steht auch in Norwegen ein Börsengang der größeren Machart an. Der Telefonkonzern Telenor setzt auf das neu gewonnene Interesse der Investoren und will die Gunst der Stunde nutzen.
Richtig so. Und es gilt, das noch offene Zeitfenster skrupellos zu ernten, denn niemand weiß, ob der Sommer nicht schon sehr bald wieder seine gähnende Leere parat hält. Drum komme, was jetzt kommen muß, und das möglichst zügig, bevor den Investoren noch viel Zeit zum Nachdenken oder Sinnieren bleibt. Es würde nun überhaupt nicht mehr verwundern, wenn sich sogar die Deutsche Telekom mit ihrem seit Ewigkeiten steckengebliebenen IPO von T-Mobile aus den Untiefen des Schuldenabbaustollens ans Tageslicht wagen würde – wollen wir wetten, daß es bald soweit ist?
Bank Austria, Yell und vielleicht T-Mobile: Diesen dreien ist gemeinsam, daß ihre Börsengänge einem einzigen Zweck dienen, nämlich dem Schuldenabbau der Muttergesellschaften. Von Finanzierung von weiterem Wachstum, wie es sich frühere IPOs noch auf die Fahnen schreiben konnten, ist hier weit und breit nicht die Rede. Investment Case? Fehlanzeige. Partizipation an einer Growth Story? Ebenfalls Fehlanzeige. Die Zeiten haben sich eben geändert.
Die GoingPublic Kolumne erscheint zweimal wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.