Was war die Hoffnung groß, am Ende des letzten Jahres. Die gesamte IPO-Industrie blickte nach einem dürftigen Jahr 2001 in die Zukunft, ob schon ein Silberstreif auszumachen sei am wolkenverhangenen Horizont. Die einen sahen ihn, die anderen nicht, aber insgeheim war wohl jedem klar, daß es für neue Hoffnungen noch zu früh war. Der Primärmarkt litt an Rohrverstopfung und tut es noch. Kein Wunder, wer damit beschäftigt ist, sein Depot vor dem Untergang zu bewahren, interessiert sich eben nur bedingt für neue Unternehmen.

So kam es, daß selbst die niedrige Marke von 2001 mit nur 23 IPOs noch unterschritten wurde. Rechnet man die Börsengänge aller Segmente zusammen, kommt man auf gerade einmal 7 Emissionen, nur eine einzige davon bereicherte den Neuen Markt, alle übrigen wanderten in den Geregelten Markt, den Amtlichen Handel oder den Freiverkehr. Auch die durchschnittliche Performance gegenüber der Erstnotiz, eine Maßzahl, die in den Boomjahren immer neue Superlative hervorbrachte, fiel bescheiden aus. Im Schnitt verloren Anleger, die am ersten Handelstag bei IPOs zugriffen und die Aktien noch halten, 28 % von ihrem Einsatz. Keine wirklich gute Performance, aber verglichen mit den 86 % Miese, die man gemacht hätte, hielte man noch alle IPOs aus dem Jahr 2000, ist das relativ betrachtet schon fast wieder gut.

Aber natürlich kauft keiner alle Emissionen, um sie dann irgendwo zu bunkern. Selektion war bisher Trumpf, und ist es auch in diesem Jahr wieder gewesen. Der Nemax All Share sackte von rund 1.200 Punkten bis auf unglaubliche 400 Zähler ab, aber wen stört’s, wenn man mit Einzelaktien immer noch gutes Geld verdienen konnte. Zugegeben, viele Aktien waren es nicht, und wenn man es ganz genau nimmt, waren es gerade einmal zwei. Eine davon hatte es dafür aber in sich. 51 % Gewinn gegenüber dem Emissionspreis und stattliche 31 % gegenüber der Erstnotiz, und das ganze noch in einem nicht einmal zwei Monaten andauernden Börsenleben. Wer der Star ist? Nicht Windenergie, Biotech oder Internet. „Sex sells“ – auch in schlechten Zeiten, Erotic Media machte das Rennen. Der Lizenzhändler für Erotikfilme, an dem auch Beate Uhse beteiligt ist, begeisterte die Anleger, obwohl die Aktie zur Emission mit einem Umsatzmultiple von 10 alles andere als billig war. Die zweite Aktie, die zu den Gewinnern zählte, war die Gremlin AG (ein Listing allerdings nur) mit einem Gewinn gegenüber der Erstnotiz von immerhin noch 11 %.

Alle anderen Emissionen enttäuschten. Allen voran der Börsengang des Immobilien-Spezialisten UNIPROF, die seit Erstnotiz Ende März 85 % an Wert verloren haben. Kaum besser das IPO der Solar-Fabrik Mitte Juli. Hier entstand bis dato ein immer noch beachtlicher Verlust von 76 %.

Ob es im nächsten Jahr besser wird? – Wir dürfen gespannt sein. Blickt man in die USA, dann macht sich sogar wieder Optimismus breit. Nach einer für die USA beispiellosen IPO-Dürre steigt an der Wall Street das Interesse für Neuemissionen wieder. Und weil die USA in allem größer sind, sind es dort auch die IPO-Gewinne. Die im Juli emittierte Aktie von LeapFrog, einem Anbieter von Lern-Software, verbesserte sich gegenüber dem Emissionspreis um bislang 115 %. Das Consulting Unternehmen Hewitt Associates brachte es innerhalb von 6 Monaten auf stattliche 70 %, um nur zwei der amerikanischen Top-IPOs 2002 zu nennen – nicht vergessen werden darf aber auch, die größere Zahl an totalen „Krampen“ unter den knapp 70 US-IPOs.

Bis wir hierzulande wieder in solche Regionen vorstoßen, dürfte es noch ein wenig dauern. Unmöglich ist es dagegen keineswegs. Am Ball bleiben zählt – jetzt erst recht!

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