Das kennt jeder Kleinaktionär. Ein paar Aktien liegen bei der einen Direktbank, ein paar bei der anderen und aus steuerlichen Gründen hütet die Oma den Rest. Die Verwaltung ist da kein Zuckerschlecken. Das mußte auch Gerhard Schmid, Gründer und Ex-Vorstandschef des Büdelsdorfer Mobilfunkunternehmens MobilCom, erfahren.
Im ewigen Hick-Hack um die Vorherrschaft im insolvenzbedrohten MobilCom-Konzern hatte Schmid bislang immer erklärt, er besitze 39,7 % der MobilCom-Aktien. Die sollte er schnellstmöglich einem Treuhänder übertragen, damit die Insolvenz des Unternehmens abgewendet und die Rettungsaktion beginnen könne. Knapp 40 % also, davon war er – zumindest offiziell – felsenfest überzeugt. Aktienverkäufe habe es nie gegeben, so sein Tenor.
Am vergangenen Wochenende nutzte Schmid wohl die Regentage, um sich seine Depotbestände zu kontrollieren und siehe da: Am Montag kam die Kehrtwende. Irgendwie habe er doch Aktien verkauft. Gleich nach seinem Ausscheiden aus dem Konzern seien 8 % der Anteile über die Börse verkauft worden. Sein Anteil sollte damit eigentlich auf 31,7 % geschrumpft sein – wohlgemerkt, eigentlich. Bei den vielen Nullstellen und Depots kann man sich schon mal vertun. Deswegen erklärte Schmid wohl nur einen Tag später, er halte doch noch rund 34 %. Rund 2 Mio. Aktien waren damit unerklärlicherweise übersehen worden.
Vielleicht hat Schmid den Überblick verloren, es wäre ja nicht das erste Mal. MobilCom ist schließlich nicht grundlos an die Wand gefahren. Möglicherweise ist es aber auch nur ein weiteres taktisches Manöver in seinem einsamen Kampf gegen den Rest der Welt im Allgemeinen und France Télécom, den Staat und gewisse Treuhänder im Besonderen. Das mögliche Kalkül dahinter: Zum Beispiel Zeit schinden, mit immer wieder neuen Angaben und Details, so lange, bis alle Gegenparteien mürbe sind und seine Bedingungen akzeptieren. Oder aber er will einfach nur Verwirrung stiften. Die mögliche Folge: Auf einmal traut man ihm zu, Alles und Nichts zu besitzen. Er wird unkalkulierbarer und damit gefährlicher (bekannt als Nikita-Chrustschov-Effekt). Ein Aufsichtsratmitglied von MobilCom forderte laut Presseberichten unlängst: „Vielleicht sollte er noch mal genau nachsehen, ob da nicht noch was ist“. Kleiner Tip für den Treuhänder: Suchen Sie Aktien doch mal bei Oma Schmid.
Die GoingPublic Kolumne erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.