Was waren das für alte, gute Zeiten, als die Feindbilder noch festgefügt und überschaubar waren. Dem soliden Daueranleger wollen die Raider ans Portemonnaie, die bösen Aufkäufer, Ausbeiner, Abschlachter, Gordon Geccos dieser Welt. Spekulanten, die auch mal Vorstände vor die Tür setzen und Unternehmen völlig umkrempeln, nur aus reiner Gier, um den Firmenwert zu erhöhen und in Bargeld umzusetzen. Pfui. Und – ach so, beinahe vergessen – die Hedgefonds, die u.U. mit dem Leid von Millionen kleiner Aktiensparer, sprich auch mit fallenden Kursen, ihren Profit scheffeln. Leerverkäufer, womöglich von gutgläubigen Kreditgebern sogar fremdfinanziert. Gewissenlos streuen sie Gerüchte, sähen Panik und schlachten Aktienkurse ab.
Nun zur Realität: auch Pensionskassen sind in leerverkaufenden Hedgefonds investiert. Wo keine Unsicherheit ist, greifen auch Gerüchte nicht. Warum sind die „abgeschlachteten“ Aktienkurse nicht schnell wieder auf ihr normales Niveau, d.h. bereinigt um die Bewegung des breiten Marktes, gestiegen? Richtig ist, daß die Manager von Hedgefonds viel Geld und Macht zur Hand haben. Noch mehr Geld und Macht haben die Verwalter der großen Investmentgesellschaften dieser Welt. Beide wollen ihre Waffen auch einsetzen, weil beide ihren Job für ihre Kunden und sich selbst machen wollen.
Der Hedgefonds Highberry Ltd. ist der festen Überzeugung, daß die britische Colt Telecom nicht mehr vor der Insolvenz zu retten ist. Ein Gericht wurde angerufen, die Gesellschaft unter Zwangsverwaltung zu stellen. Die größte Aktionärin von Colt ist weder eine Bank, Versicherung, ein Branchenriese oder eine wohlhabende Familie, sondern die Fondsgesellschaft Fidelity, eine der größten Adressen dieser Welt. Man stehe, so heißt es, hinter der Tochtergesellschaft, die über genügend Vermögenswerte verfüge, um ihre Schulden zu bedienen.
Man kennt die angelsächsische Wettleidenschaft und ist gespannt auf den Ausgang dieses Duells. Trotz allem wird sich mancher Investmentanteilscheininhaber fragen, ob der Verwaltungsapparat seines Fonds auch geeignet ist, wesentlichen Beteiligungen zu kontrollieren. Und wie steht es mit dem Anteilswert, der bekanntlich auf Basis des täglichen Liquidationswertes errechnet wird, wenn dazu mal eben eine Mehrheitsbeteiligung über die Börse verkauft werden müßte?
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Die GoingPublic Kolumne erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.