Der Streit um MobilCom nimmt groteske Formen an. Auf der gerade abgehaltenen HV wurde MobilCom-Vorstandschef Schmid die Entlastung – wie erwartet – zunächst verweigert, aus den bekannten Gründen. Doch selbst der nachgewiesene Verstoß gegen das Aktiengesetz reichte für Schmid nicht aus, seinen Posten zu räumen. Wie sich herausstellte, hatte er mit Hilfe von MobilCom-Aktien aus dem Besitz seiner Ehefrau ein Aktienoptionsprogramm aufgelegt. Die Zustimmung des Aufsichtsrates für diese Maßnahme hielt er offenbar nicht für notwendig.
“Partner“ France Télécom (FT) nimmt dies als Aufhänger, sich aus der kostspieligen Vereinbarung zu retten. Sie war im Frühjahr 2000 auf dem Höhepunkt der Hausse zustande gekommen und mündete in einer 28,5 %igen Beteiligung der Franzosen an MobilCom. Inzwischen hat der ehemalige Staatskonzern die auch kulturell unpäßliche Partnerschaft in den Bilanzen als Totalverlust abgeschrieben.
Die Franzosen können selbst nicht mehr Geld reinschießen, ächzen sie doch unter einer Schuldenlast, die in Europa nur noch von – wen wundert´s – dem deutschen Pendant, der Telekom, übertroffen wird. Daß sie nun versuchen, wenigstens nicht noch Geld in ein Faß ohne Boden zu pumpen, kann man ihnen kaum vorwerfen. Um MobilCom auf Sparkurs zu bringen / zwingen, brauchen sie die Kontrolle. Und die gibt es nur ohne Schmid. Dessen Interesse liegt demgegenüber auf einer möglichst hohen Abfindung für sich selbst.
Mit der vermeintlichen Aufkündigung der Partnerschaft durch France Télécom soll vermutlich nichts weiter erreicht werden als Schmid in den vorzeitigen Ruhestand zu drängen. Ein tatsächlicher Rückzug der Cash Cow hätte die unweigerliche Insolvenz von MobilCom zur Konsequenz, stehen doch im nächsten Monat nicht weniger als 4,7 Mrd. Euro zur Umschuldung an. Die von Schmid angedrohten „gigantischen Schadensersatzforderungen“ für den Fall eines nicht berechtigten FT-Ausstiegs können sich auch die Franzosen nicht leisten. Daher dürfte es bei der Drohung bleiben. Das letzte Kapitel ist hier also noch lange nicht geschrieben. Aktionäre sollten das gleiche mit MobilCom tun, was FT-Chef Michel Bon in der letzten Bilanz machte.
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