Wer kann, der ergreift die Flucht aus den amerikanischen Börsenlisten. Für bereits gelistete Unternehmen ein kostspieliges Unterfangen, nicht aber für die, deren Erstnotiz noch bevorsteht – wie zum Beispiel Benfield. Der britische Rückversicherungsbroker stand kurz davor, den Börsengang in den USA zu wagen, eigens dafür war der Firmensitz auf die Bermudas verlegt worden.
Dann aber kamen Sarbanes und Oxley und verdonnerten im Angesicht des Enron-Debakels in den USA gelistete Unternehmen zu verschärften Richtlinien für Bilanzierung und Corporate Governance. Für die Unternehmen ein erheblicher (finanzieller) Mehraufwand. Die USA sei deswegen für ein IPO unattraktiv geworden, so Grahame Chilton, Vorstandschef von Benfield. Der weltweit drittgrößte Rückersicherungsbroker stoppte sein Vorhaben und entschied sich letztlich für die alte Welt. Jetzt findet der Börsengang eben in London statt, in der ersten Hälfte des kommenden Jahres.
Währenddessen will die Kette von Skandalen und Skandälchen bei amerikanischen Unternehmen noch immer nicht abreißen. Diesmal im Rampenlicht: Computer Associates (CA). Ehemalige Mitarbeiter bezichtigten den Softwarehersteller der Bilanzfälschung, so teilte das Wall Street Journal mit. Zum Beschönigen der Quartalsprognosen sollen Umsätze falsch verbucht worden sein. Für CA ein denkbar unglücklicher Zeitpunkt. Nicht nur, daß sich Firmengründer Charles Wang klammheimlich zur Ruhe setzen wollte, auch die SEC und das Justizministerium ermitteln seit Februar gegen das Unternehmen. Das Resultat: Ein weiterer Dämpfer für die bereits angeschlagene CA-Aktie. Angeblich seien die Ex-Mitarbeiter aber im Vertrieb beschäftigt gewesen und hätten deswegen gar keine Kenntnisse darüber, wie die Umsätze bilanziert werden…
Aber nicht allen Unternehmen geht es schlecht. Qualcomm zum Beispiel konnte seine Gewinnprognose für das kommende Jahr erhöhen. Schön, dachten sich die Anleger und kauften. Schön, dachten sich auch einige Manager und verkauften, und zwar Qualcomm-Aktien für insgesamt 174 Mio. US-$. Das brachte ihnen den Spitzenplatz unter den diesjährigen Insidertrades im TK-Sektor ein. Es sei ihnen gegönnt, Arbeit muß belohnt werden. Trotzdem bleibt ein fader Nachgeschmack, denn die Masche, die hinter dem ganzen stehen könnte, wäre nicht ganz neu.
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