Der Vater des Neuen Marktes und Mitbegründer der elektronischen Handelsplattform XETRA Dr. Reto Francioni wird ab dem 1.April 2000 zusammen mit Karl Matthäus Schmidt die Führungsspitze der Nürnberger Consors Discount Broker AG bilden.
Für die Deutsche Börse AG, Frankfurt, dürfte der Weggang ihres stellvertretenden Vorstandschefs ein herber Schlag sein, denn gerade in der jetzigen Situation, da die Gespräche mit den europäischen Börsen über die geplante Allianz bevorstehen und die gesamte Börsenwelt vor einer Neustrukturierung steht, verliert sie ihr Aushängeschild. Ganz zu schweigen vom Neuen Markt selbst. Das deutsche Wachstumssegment muß nun den weiteren Weg ohne seinen Schöpfer beschreiten – für die weitere Akzeptanz gerade bei ausländischen Investoren nicht unproblematisch, da Francioni bei diesen großes Vertrauen genießt.
Für Reto Francioni selbst ist der Wechsel zu Consors nach seiner Banken- und Börsenarbeit „die logische Konsequenz [seiner] persönlichen Weiterentwicklung“, denn nun habe er die Chance, ein junges, dynamisches und expansives Unternehmen zu führen. Er hätte zwar die Möglichkeit gehabt, die Nachfolge des jetzigen Vorstandschefs Werner G. Seifert anzutreten, dafür hätte er aber weitere fünf Jahre bleiben müssen. Nach sieben Jahren im Vorstand der Deutsche Börse AG war diese Aussicht wohl zu wenig reizvoll.
Die Konkurrenz von Consors, wie z.B. die ebenfalls notierte Direkt Anlage Bank oder die Commerzbank-Tochter comdirect, dürfte bei dieser Verstärkung des Nürnberger Discount-Brokers vor Neid erblassen, denn kaum einer verfügt über eine derartige Kenntnis der Wertpapiermärkte wie Francioni. Unternehmensgründer Schmidt sieht in dem Börsenvorstand daher auch eine Idealbesetzung für den Posten. Auf diese Weise habe man die Chance, die angestrebte Internationalisierung schnell zu realisieren, so Karl Matthäus Schmidt. Mit dem Engagement in der Schweiz hat Consors dieses Jahr schon den ersten Schritt in diese Richtung getan.
Bleibt nur noch abzuwarten, ob sich der Kurs der Consors-Aktie nun auch zu neuen Ufern aufmacht. Zu wünschen wäre es ihm jedenfalls, denn in den letzten Monaten hatte die Performance der Aktie eher wenig Anlaß zur Freude gegeben.
Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.