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In den Fokus von Investoren zu gelangen und auch darin zu bleiben ist aufgrund der Vielzahl von Investmentmöglichkeiten am Kapitalmarkt eine nachhaltige Herausforderung für die IR-Abteilungen börsennotierter Unternehmen. Gerade für ­Mittelständler an der Börse ist die Investor-Relations-Arbeit deshalb von essenzieller Bedeutung, um eine erfolgreiche ­Kapitalmarktstrategie umzusetzen.

Seit 2007 befragen wir aus diesem Grund jährlich den deutschen börsen­notierten Mittelstand zu seiner ­Investor-Relations-Arbeit und den verwendeten IR-Instrumenten. Die diesjährige ­Umfrage, die von März bis Mai erhoben wurde, aktualisiert die Befragungen aus den Jahren 2007 bis 2021.

IR-Budgets bleiben konstant positiv zum Vorjahr

Die IR-Budgets sollen laut Umfrage bei der Mehrheit der Unternehmen konstant bleiben, so die Aussage von 66% der Befragten (Vorjahr: 65%). Fast identisch zum Vorjahr von 32% planen 29% der Unternehmen eine Steigerung. 5% (3%) der befragten Unternehmen werden eine Senkung der Budgets und damit Einsparung der IR-Ausgaben in Erwägung ziehen. In die ­Investorenarbeit wird damit weiterhin ­investiert und die Ausgaben bleiben auf sehr hohem Niveau: 37% der Befragten ­investieren mehr als 250.000 EUR in die IR-Arbeit (identisch zum Vorjahr).

Wichtigste Zielgruppe: Analysten und institutionelle Investoren

Analysten und institutionelle Investoren stehen gemäß unserer Umfrage weiterhin im Zentrum der IR-Arbeit. Die beiden Zielgruppen wurden dabei von 83% bzw. 89% der Befragten als äußerst wichtig eingestuft.

Abb. 1: Zukünftige Entwicklung des IR-Budgets. Quelle: GBC AG

Die IR-Zielgruppe „private Investoren“ hat in der aktuellen Umfrage einen weiteren Rückgang erfahren – diesmal um 15 Prozentpunkte zum Vorjahr – und liegt mit 64% hinsichtlich der Bedeutung deutlich unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre (2020: 84%).

Persönlicher Kontakt mit Investoren nach wie vor wichtig

Wie in Abb. 4 verdeutlicht, sind One-on-One-Meetings, also direkte Einzelgespräche auf Investorenkonferenzen (Präsenz- oder Onlineveranstaltung), mit einem Wert von 95% bei den IR-Verantwortlichen auch 2022 das beliebteste IR-Instrument.

Abb. 2: Bedeutung der IR-Zielgruppen. Quelle: GBC AG

Die ersten Investorenkonferenzen haben bereits wieder als Präsenzveranstaltungen stattgefunden: So wurden sie in der diesjährigen Umfrage von 90% der Befragten als „wichtig“ eingestuft (Vorjahr: 95%). Die Mehrheit der Unternehmen (73%) gibt an, dass sie zukünftig auf eine Mischung aus virtuellen und persönlichen Treffen mit Investoren setzen wird.

Gewinner der Umfrage hinsichtlich der Bedeutungswahrnehmung ist der Nachhaltigkeitsbericht. Dieser hat nach einem bereits starken Ergebnis 2021 (Aussage „wichtig“: 2019: 29%; 2020: 38%; 2021: 46%) einen weiteren großen Sprung an Bedeutung auf 54% verzeichnen können.

Mit 71% (Vorjahr: 70%) lässt sich beim IR-Instrument Telefonkonferenz keine ­Differenz zum Vorjahr an Bedeutung bei den IR-Verantwortlichen erkennen. Dabei hatten Telefonkonferenzen im Jahr 2021 bereits rund 16 Prozentpunkte eingebüßt. Die Bedeutung des Online-Geschäfts­berichts hat ebenfalls einige Prozentpunkte verloren: Waren es 2021 noch 41%, sind es 2022 nur noch 29%. Social Media wird erst von 34% der Befragten als wichtig bzw. sehr wichtig eingestuft, mit der­ ­identischen Prozentzahl zum Vorjahr.

Abb. 3: Social Media im Vergleich (2018-2022). Quelle: GBC AG

Instagram mehr genutzt

Wie bereits im Vorjahr wurde erneut zum Thema Social Media befragt. Social Media wird laut Umfrage zukünftig wichtiger bei der Investorenkommunikation. LinkedIn ist hier das wichtigste Instrument bei den Befragten: Mit 90% bleibt der Bedeutungswert wie auch in den letzten Jahren weiterhin sehr hoch. Aber auch Instagram hat positive 45% verzeichnen können; im ­Vorjahr waren es erst 31%.

Regulierung MiFID II – Erschwerung der IR Arbeit

Nach der Einführung der Regulierung MiFID II im Januar 2018 haben wir jedes Jahr nach deren Auswirkungen gefragt. 2021 waren die Unternehmen der ­Meinung, es habe sich mittlerweile ­eingestellt; laut Aussage hat sie die IR-Arbeit nur noch bei rund einem ­Drittel der Befragten erschwert. Über­raschend ist, dass 2022 nun über die Hälfte der Unternehmen mit 51,2% eine Erschwerung der IR-Arbeit angegeben hat.

Abb. 4: Bedeutung der IR-Instrumente im Jahr 2022. Quelle: GBC AG

Fazit

Das größte Ziel ist es, Investoren über die Dynamik und die Entwicklungen des ­Unternehmens zu informieren. Der beste Kommunikationsweg sind hierfür Einzelgespräche, Investoren- und Analysten­konferenzen sowie Roadshows gepaart mit Researchberichten von Analysten.

Die Digitalisierung schreitet weiter fort: Unternehmen nutzen die neuen Möglichkeiten im jeweiligen Aufgabenfeld. Dies hat positive Auswirkungen auf die digitale IR-Agenda börsennotierter Gesellschaften – so werden Konferenzen gerne im hybriden Format besucht und auch Finanzinformationen des Kapitalmarkts in sozialen ­Netzwerken kommuniziert.

Die nachhaltige Entwicklung hat gegenüber den letzten Jahren deutlich an Relevanz gewonnen. Dennoch sind in puncto Nachhaltigkeitsbericht mit 52% unseres Erachtens immer noch zu wenige Gesellschaften aktiv.

Zusammengefasst zeigt sich der börsen­notierte deutsche Mittelstand gegenüber Investoren weiterhin sehr offen und nimmt IR-Arbeit sehr ernst. Und die Digitali­sierung hilft auch hier, die Effizienz zu ­verbessern, auch wenn der persönliche Kontakt besonders wertvoll bleibt.

https://www.gbc-ag.de/

Autor/Autorin

Kristina Heinzelbecker

Kristina Heinzelbecker ist Konferenzmanagerin bei der GBC AG. Das Unternehmen mit dem Sitz in Augsburg ist eines der führenden bankenunabhängigen Investmenthäuser in Deutschland und erfahrener Emissionsexperte für den deutschen Mittelstand.

Manuel Hoelzle

Manuel Hoelzle ist Chefanalyst bei der GBC AG. Das Unternehmen mit Sitz in Augsburg ist eines der führenden bankenunabhängigen Investmenthäuser in Deutschland und erfahrener Emissionsexperte für den deutschen Mittelstand.