Das Osram/Ledvance-Spin-off TubeSolar AG (www.tubesolar.de) ist seit 2020 börsennotiert. Das Augsburger Unternehmen steht nun bald vor der Aufnahme der industriellen Produktion seiner innovativen PV-Module, die es sukzessive auf eine Gesamtkapazität von 250 MW ausbauen will – oder sogar mehr. GoingPublic sprach mit CFO Felix Mantke.

GoingPublic: Herr Mantke, die TubeSolar AG als Spin-off von Osram/Ledvance existiert seit 2019 und plant seitdem den Ausbau der Produktionskapazität. In welchem Stadium befindet sich aktuell die Fertigungsanlage?

Mantke: Wir werden bis Herbst dieses Jahres den Übergang von der manuellen Fertigung in unserer Manufaktur hin zur automatisierten Fertigung vollziehen. Wir haben die ersten Maschinen bestellt und erwarten deren Lieferung in den nächsten Wochen. Damit können wir in diesem Jahr mit der ersten automatisierten Fertigungslinie in Betrieb gehen. Die nächsten Schritte sehen den sukzessiven Ausbau auf acht Fertigungslinien mit einer gesamten Kapazität von 250 MW vor.

Parallel dazu befinden sie sich im Aufbau erster Pilotanlagen. Wie sieht es damit aus?

Wir haben diverse Planungen für Pilotprojekte, die aber alle unabhängig von unserer Fertigungsanlage hier am Standort Augsburg laufen. Die Pilotprojekte dienen uns in erster Linie als Demonstrationsobjekte, bei denen wir beim Interessenten vor Ort unsere Innovationen aufzeigen und auch entsprechende Daten erheben können.

Sie haben kürzlich vermeldet, dass sich die Zertifizierung für Teile ihrer Technologie durch den TÜV-Rheinland verschiebt. Hat das konkrete operative Auswirkungen?

Die Zertifizierung ist ein langwieriger Prozess, der in der Regel bis zu zwei Jahre dauert. Wir hatten ursprünglich früher mit der Zertifizierung gerechnet, aufgrund einer vorgenommenen Optimierung in der Modulkonfiguration unserer Module durch den Einsatz von verbesserten Vormaterialien hat sich der Abschluss der Zertifizierung durch den TÜV Rheinland jedoch verschoben. Wir befinden uns in engem Austausch mit dem TÜV, um den Zertifizierungsprozess, in dessen Rahmen unsere Module bereits umfangreiche Leistungstests erfolgreich bestanden haben, schnellstmöglich abschließen zu können. Die Verschiebung des Abschlusses der Zertifizierung hat jedoch keine Auswirkungen auf den „Ramp-up“ unserer automatisierten Fertigung.

TubeSolar-Modul

PV-Anlagen mit TubeSolar-Modulen zeichnen sich ja durch eine besondere Konstruktionsweise aus, die die Doppelnutzung von landwirtschaftlichen Flächen ermöglicht. Wo würden sie denn die Vorteile gegenüber anderen PV-Systemen sehen?

Aus unserer Sicht ist die TubeSolar-Technologie kaum vergleichbar mit anderen Produkten. Durch die Abstände zwischen unseren einzelnen Solarröhren kommen Licht und Regen hervorragend auf die Ackerfläche durch. Im Vergleich zu Flachmodulen bleibt im Winter auch der Schnee nicht so auf den Modulen liegen wie bei gewöhnlichen Flachmodulen, was unsere Module weniger wartungsintensiv macht. Aufgrund der robusten Bauweise unserer Module wirkt sich auch Hagelschlag vergleichsweise geringer aus. Es ist auch zu kurz gesprungen, nur auf den Stromertrag zu schauen, der bei nebeneinander gestellten Flachmodulen höher ist. Für uns ist die optimierte Doppelnutzung der Agrarflächen ausschlaggebend und das ist auch das, was unsere USP ausmacht.

Adressiert TubeSolar mit der praktikablen Aufstellung seiner Module bestimmte Nutzflächen, wie z. B. Wein-/Obstanbau oder den Gemüseanbau? Und kann man diese Flächen z. B. mit einem Traktor auch weiterhin problemlos bearbeiten?

Also von der Höhe unserer Anlagen her ist das kein Problem, da können wir recht einfach eine Höhe von mindestens 2,5m erreichen. So sind wir z. B. gerade dabei, beim Hopfenanbau Lösungen zu entwickeln, die die Aufstellung unserer Anlagen für noch weitaus größere Höhen möglich machen soll. Da die Landwirtschaft zunehmend automatisiert wird, hat es sich auch als wichtig herausgestellt, dass die Steuerungssignale für die automatisierte Bearbeitung der Nutzflächen bei unseren PV-Modulen wesentlich besser durchdringen als bei Flachmodulen. Die Vorteilhaftigkeit bzgl. der Durchlässigkeit von GPS-Signalen hat auch Relevanz bei Parkplätzen (hier z. B. für den Mobilfunkempfang) oder Gewerbedachflächen mit PV-Nutzung. Unser Produkt ermöglicht nicht nur duale Nutzungsmöglichkeiten – in der Agri-Photovoltaik wird der Agrarertrag bspw. durch wachstumsfördernde Teilbeschattung bei bestimmte Anbauarten sogar erhöht.