Die Wiener Frequentis AG zieht mit ihren innovativen Kommunikationslösungen für sicherheitskritische Infrastruktur ­Anleger im Heimatmarkt Österreich und in Deutschland an. 

Die Wiener Börse feiert heuer ihr 250-jähriges Jubiläum. Mit ihrem Börsengang im Mai 2019 zählt die Frequentis AG zu ihren jüngeren Mitgliedern. Sie fühlt sich mit Wien verbunden, da der Hauptsitz des 1947 gegründeten Unternehmens in Österreichs Hauptstadt liegt. Mit ihrem Börsenwert wären die meisten der in Wien gelisteten Firmen in anderen europäischen Indizes in der ­Gewichtsklasse der Mid- und Small Caps zu Hause. Das gilt auch für die Marktkapitalisierung von ­Frequentis, die sich in diesem Jahr bei mehr als 300 Mio. EUR eingependelt hat.

Mit dem IPO ist die Frequentis AG auch ein Listing an der Börse Frankfurt eingegangen. Zwei Gründe gaben hierfür den Ausschlag: Zum einen ist durch die Größe des deutschen Markts die Frankfurter Börse ebenso wichtig, um vor allem institutionellen Investoren, die auf euro­päische Nebenwerte spezialisiert sind, ­einen besseren Zugang zu Frequentis-­Aktien zu bieten. Der Streubesitz von rund 22% entfällt vor allem auf Anleger aus Deutschland, Österreich und weiteren ­europäischen Ländern. Zum anderen ist Deutschland für das operative Geschäft der Frequentis AG der wichtigste Einzelmarkt.

Krisenresistente Branche

Das Unternehmen rüstet Behörden wie Flugsicherung, Polizei, Feuerwehr, Rettungs­dienste und Bahn mit sicherheitskritischer Kommunikation aus. Das Geschäftsmodell ist sehr krisenresistent, da Infrastrukturnetzwerke unabhängig vom ­Verkehrsaufkommen – und damit auch bei sinkender Mobilität wie in Phasen der ­Coronapandemie – einsatzbereit sein ­müssen. Frequentis erzielte deshalb auch im Coronajahr 2020 einen Konzernumsatz von 299,4 Mio. EUR und hielt damit fast das Vorjahresniveau.

Deutschland ist hier Vorreiter bei ­einzelnen Produktneuheiten. So ist ­Frequentis ein Pionier bei den Remote ­Virtual Towers, mit denen kleine Flug­häfen Personalkosten sparen können. ­Kameras und Infrarotsensoren am Airport Saarbrücken liefern die Daten für das Livebild aller Flugbewegungen, die von Fluglotsen im rund 600 Kilometer entfernten Leipzig überwacht und gesteuert werden. Auch bei der digitalen Vernetzung sämt­licher Kommunikationsleitstellen der ­Bayerischen Polizei war Deutschland der Schauplatz. Deutschland hat im Bereich der sicherheitskritischen Infrastruktur für Behörden international einen ausgezeichneten Ruf. Vor einer Freigabe wird ­regelmäßig gründlich geprüft, ob die Technologie auch sicher und zuverlässig ist. Andere Länder folgen und adaptieren dann diese Neuerungen in den Kommunikationssystemen. Dazu zählen auch Cloud- und Softwaretechnologien.

Im laufenden Geschäftsjahr will ­Frequentis nach dem Umsatz- und ­Gewinnwachstum im ersten Halbjahr den margenstärkeren Umsatzanteil mit cloudfähiger Software, die noch im niedrigen einstelligen Prozentbereich liegt, weiter ausbauen. Die zweite große Aufgabe ist die Integration der vom US-Unternehmen L3Harris Technologies übernommenen Geschäftsbereiche.

Organisches Wachstum plus X

Die Geschäftsstrategie ist darauf aus­gelegt, organisches Wachstum mit gezielten Zukäufen zu ergänzen. Die geografische Ausrichtung der Absatzmärkte wird in­ ­Zukunft stärker nach Nordamerika und in den asiatisch-pazifischen Raum gehen. Anlässlich des IPOs wurde der globale Markt eingeschätzt. So werden jährlich Auftragsvolumina von etwa 13 Mrd. EUR bei neuen Kontrollzentralen ausgeschrieben. Davon kann die Frequentis AG mit ­ihren Produkten und Technologien etwas mehr als 2 Mrd. EUR adressieren.

Investoren bietet die Equity Story von Frequentis eine gesunde Mischung aus Wachstumsfantasie mit digitalen Kommunikationslösungen und einem nachhal­tigen, sehr krisenresistenten Geschäftsmodell. Die langen Vertragslaufzeiten von mehreren Jahren mit mehr als 500 Kunden aus 150 Ländern sorgen für eine gute ­Planungssicherheit. Eine schöne Auszeichnung für den Wiener Innovations­betrieb war der Ende 2020 verliehene ­europäische „Star of Innovation Award“ für börsennotierte kleine und mittlere ­Unternehmen. Dieser Award wurde von der Europäischen Kommission initiiert und wird von der Federation of European Securities Exchanges (FESE) und EuropeanIssuers vergeben.

Foto: © Frequentis AG

Mitarbeiter werden zu Investoren

In diesem Jahr hat Frequentis seine IR-­Arbeit verstärkt auf Privatanleger in Deutschland und Österreich ausgerichtet. Infolge der verstärkten Wahrnehmung stiegen auch die Aktienumsätze in der Summe. Die Kursgewinne von in der Spitze mehr als 50% untermauern den Erfolg der Geschäftsstrategie. Aber auch die Mitarbeiter haben sich über das Beteiligungsprogramm von 2020 verstärkt als Anteilseigner in die Erfolgsgeschichte der ­Frequentis AG eingebracht. Zu einem Preisabschlag von 20% auf den Schlusskurs der Wiener Börse vom 4. Mai 2020 konnten die Beschäftigten neue Aktien zeichnen und bescherten dem Unternehmen einen Bruttoemissionserlös von ­etwas mehr als 1 Mio. EUR. Rund 1.300 ­Beschäftigte waren teilnahmeberechtigt. Aufgrund der sehr hohen Beteiligung von 35% kamen etwa 460 Beschäftigte als neue Aktionäre hinzu.

Fazit

Mit der internationalen Expansion der ­Absatzmärkte strebt Frequentis zudem die geografische Verbreiterung ihrer ­Investorenbasis an. Die Equity Story ­liefert dafür entsprechende Argumente. Mit Ausnahme von Frequentis existiert weltweit keine Firma in dieser Größe, die sich ausschließlich auf Leitzentralen in ­sicherheitskritischen Bereichen konzen­triert. Im Bereich der Luftverkehrs­kontrolle und der Kommunikationslösungen für öffentliche Behörden und Sicherheit ist das Unternehmen in zwei großen Wachstumsmärkten unterwegs. Die anhaltend hohen Investitionen von staatlicher Seite untermauern diesen Trend.

 


Dieser Beitrag ist Teil des GoingPublic Specials „Kapitalmarkt Österreich 2021“ und auch im kostenlosen E-Magazin zur Ausgabe enthalten.