Bildnachweis: Basler AG.

Noch während des Maschinenbaustudiums an der Technischen Universität Clausthal gründete Norbert Basler zusammen mit Stephan Berendsen 1988 in Lübeck die Basler und Berendsen GmbH. Das Unternehmen trat als Anbieter von optischen Inspektionssystemen auf und gründete in den 1990er-Jahren Ableger in den USA, Taiwan und Singapur. 1997 ­eröffnete Basler den Geschäftsbereich für digitale Industriekameras, 1999 einen für Web Inspection. Im selben Jahr und parallel zum Umzug der Konzernzentrale nach Ahrensburg erfolgte der Gang an die Börse am Neuen Markt in Frankfurt.

In den vergangenen 20 Jahren expandierte Basler im asiatischen Raum weiter – durch Gründungen von Niederlassungen in China, Korea und Japan. Zudem konnte das Unternehmen diverse Innovationspreise gewinnen. Während das Kern­geschäft von Inspektionslösungen zur Prüfung optischer Datenträger sich als ­zunehmend rückläufig erwies, investierten die Ahrensburger vermehrt in das Segment der Industriekameras. Basler diversifizierte sein Produktportfolio sukzessive durch den Einstieg (teilweise per Akquisitionen) in die Märkte für 3D-Kameras sowie ­Embedded- und Computer Vision. Im vergangenen Jahr hat Basler den „Axia Best Managed Companies Award 2020“ für ­hervorragende Unternehmensführung und erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung gewonnen.

Größter Anbieter auf dem ­Digitalkameramarkt

Heute ist Basler als Entwickler und ­Hersteller von Bildverarbeitungskomponenten für ein breites Anwendungs­spektrum tätig. Das Produktportfolio ­umfasst Flächenkameras für die Verkehrsüberwachung oder Fabrikautomatisierung, Zeilenkameras z.B. für Sortierverfahren, Netzwerkkameras, 3D-Kameras für Anwendungen z.B. in der Logistik oder ­Mikroskopiekameras für den Medizinsektor. Dazu kommen die vom Unternehmen entwickelte Software „pylon“ und weitere Komponenten, die ein komplexes Bildverarbeitungssystem heutzutage beinhaltet.

Baslers Kunden sind diversifiziert und überwiegend Original Equipment Manufacturers (OEMs) mit Umsatzanteilen von je weniger als 10%. Nach Stückzahlen ist Basler der weltweit größte Anbieter auf dem fragmentierten Digitalkameramarkt. Bei der Sensortechnologie und bei den ­Industriestandards GigE Vision und USB3 Vision zählt Basler zu den Pionieren. Nach eigenen Angaben haben Basler-Produkte branchenweit die geringste Rücklaufquote und man verfügt über einen großen ­Entwicklerpool, der sich insbesondere durch die Kamerasoftwarekompetenz ­hervorhebt.

Coronaeinfluss auf Geschäftszahlen geringer als befürchtet

Bereits mit den Halbjahreszahlen 2020 überraschte Basler positiv. Die Zahlen für das dritte Quartal konnten schließlich ­erneut überzeugen und veranlassten ­Basler, seine Umsatzschätzung für das ­Gesamtjahr anzuheben. So stieg der Umsatz gegenüber dem dritten Quartal 2019 um 5% auf 129 Mio. EUR, analog der Auftragseingang um 5% auf 128 Mio. EUR.

Vor dem Hintergrund, dass die Wett­bewerber aus dem Bereich Bildverarbeitungskomponenten laut VDMA bis zum dritten Quartal 2020 akkumuliert Rückgänge beim Umsatz in Höhe von 7% und beim Auftragseingang um 10% verzeichneten, konnte Basler also Marktanteile ­gewinnen. Das EBT hat sich gegenüber dem Vorjahr deutlich verbessert, nämlich um 5,0 Mio. auf 18,1 Mio. EUR. Der Netto­gewinn betrug 13,7 Mio. EUR und lag damit ebenso stark 47% über dem dritten ­Quartal 2019.

Nach der letzten Schätzung des Unternehmens vom Dezember, die auf ein ­erneut überraschend gutes viertes Quartal hindeutet, hat das Management ­nochmals die Umsatzprognose für 2020 angehoben. Erwartet wird nun ein Gesamtjahresumsatz von etwa 170 Mio. EUR. Für die EBT-Marge rechnet Basler indes mit bis zu 12% nach 10% Ende September. Basler sieht trotz der schwierigen ­Rahmenbedingungen die aktuellen Wachstumstreiber wie Automatisierung, Vernetzung von Maschinen und Produkten ­(Industrie 4.0) sowie Bildverarbeitung in neuen Anwendungsbereichen als weiterhin intakt an. Somit bleibt das Unternehmen auch bei seiner Mittelfristplanung bzgl. des Umsatzniveaus von rund 250 Mio. EUR optimistisch. Ende März wird das Unternehmen den finalen Jahres­bericht vorlegen.

Hier finden Sie unseren Teil 75 der Serie Familienunternehmen an der Börse zu Wacker Neuson.

Aktienentwicklung

In den Bereich von 14% bzw. 54% Umsatzwachstum aus 2016 bzw. 2017 ist Basler zwar noch nicht wieder vorgestoßen, doch der jüngste Trend stimmt. Entsprechend verlief auch die Entwicklung der Aktie. Den Kurs von 74 EUR im Februar 2018 erreichte die Aktie nach einem ­zwischenzeitlichen Rückfall auf 34 EUR im August 2019 erst vor gut sechs Wochen wieder. Seit Oktober geht es jedoch steil bergauf; Ende Januar erklomm die Aktie gar den Rekordwert von 90 EUR.

Die jüngsten Zahlen sowie die Ankün­digung eines Aktienrückkaufprogramms im Umfang von 10 Mio. EUR haben dem ­Papier offenbar ordentlich Rückenwind gegeben. Angesichts der verglichen mit den Wettbewerbern in diesen schwierigen Zeiten relativ besseren Ergebnisse 2020 und auch der Tatsache, dass Basler in zukunftsträchtigen Märkten federführend mit dabei ist, könnte man aber auch argumentieren, dass sich die Aktie nun wieder in normalem Fahrwasser befindet und ­zuvor zu viele Federn lassen musste. Im Zehnjahresverlauf stieg der Titel um den Faktor 20.

Fazit

Insgesamt erscheint Basler in vielen Märkten, die Vision Technology und struktu­relles Wachstum aufweisen, gut aufgestellt und technologisch am oberen Ende. Zu den oben genannten zählen dabei ­Robotik, Fotovoltaik, aber auch Sport und Entertainment. Die im Laufe der Unter­nehmensgeschichte erzielten Auszeichnungen weisen zudem auf eine generell gute Unternehmenskultur hin. Anleger mit Faible für ein Portfolio von Aktien aus ­perspektivträchtigen Industriebereichen dürften auch Basler zukünftig auf dem ­Zettel haben.

Autor/Autorin

Ike Nünchert

Ike Nünchert ist freier Autor für das GoingPublic Magazin sowie für GoingPublic Online.