Bildnachweis: RENK AG.

Rüstungstrend hält infolge an geopolitischer Spannungen an

Laut aktuellen Schätzungen soll das globale Verteidigungsbudget Schätzungen zufolge zwischen 2022 und 2027 mit einem CAGR von 5% wachsen, was die höhere Nachfrage nach Verteidigungsanwendungen im aktuellen politischen Kontext reflektiert.

Infolgedessen schätzt RENK, dass der gesamte Verteidigungsmarkt der RENK Group im gleichen Zeitraum mit einem geschätzten CAGR von ca. 13% voraussichtlich noch schneller wachsen soll, da das Unternehmen speziell bei Land- und Marineanwendungen stark präsent ist. 2022 etwa wurden rund 61% der europäischen und nordamerikanischen Kettenfahrzeugplattformen beliefert.

Beim adressierbaren Gesamtmarkt, also inkl. ziviler Anwendungen, erwartet RENK zwischen 2022 und 2027 ein CAGR von 5%, was auch Getriebe im Bereich neue Energien einschließt. Dieser Markt für neue Energien ist noch relativ klein, soll aber in diesem Zeitraum mit einem CAGR von 81% wachsen.

Bewertung/Wettbewerber

In der Mitte der Preisspanne läge die Marktkapitalisierung von RENK bei 1,65 Mrd. EUR. Bei einem Umsatz 2023 ebenfalls in der Mitte der prognostizierten Spanne von 950 Mio. EUR läge das Verhältnis Marktkapitalisierung/Umsatz also bei etwa 1,7.

Das 2023-KGV könnte sich ebenfalls mittig der Preisspanne auf 27,5 beziffern, was im Vergleich zum Vorjahr (18,5) höher ist, jedoch unter den Werten um die 40 in 2020/2021. Zwar hat sich der Nettogewinn von 29,8 Mio. EUR im 1.Halbjahr 2023 nicht so entwickelt wie im Vorjahreszeitraum (46,3 Mio. EUR), allerdings rechnet das Management laut Prognose offenbar ja noch mit einem überproportionalen Umsatzanstieg im zweiten Halbjahr und geht auch von einer ansteigenden EBIT-Marge bis 17% aus (H1/2023: 15,4%). Insofern dürfte das 2023-KGV tendenziell eher unter 27,5 liegen.

Die beiden anderen bereits börsennotierten deutschen Anbieter Rheinmetall (www.rheinmetall.com) und Hensoldt (www.hensoldt.net), operieren zwar in teils unterschiedlichen Segmenten, dienen aber zumindest in Bezug auf die generell boomende Rüstungsindustrie als Vergleich.

Bei Rheinmetall wird laut S&P Global Market Intelligence ein Verhältnis Marktkapitalisierung/Umsatz 2023 von 1,34 und ein 2023-KGV von 17 taxiert.

Und bei Hensoldt deren IPO im September 2020 stattfand, wird Marktkapitalisierung/Umsatz auf 1,5 geschätzt, das 2023-KGV wird bei 24 gesehen.

Fazit

Daran gemessen wäre die RENK-Aktie bei einem Preis in der Mitte der avisierten Spanne von 16,50 leicht höher bewertet als die von Rheinmetall bzw. Hensoldt. Laut einer Meldung vom Handelsblatt gestern wird die Preisspanne auf 15-16 EUR zurückgesetzt. In diesem Bereich sei die Emission überzeichnet. Das aktuell wieder unsichere Fahrwasser an den Märkten tut da sicher sein Übriges.

Aber die grundlegenden Parameter v.a. in Bezug auf den boomenden Verteidigungsmarkt sprechen natürlich für RENK. Das Unternehmen nimmt hier einfach eine marktführende Position bei Getrieben für Kettenfahrzeuge ein. Und im zivilen Markt besteht nach Unternehmensangaben die Marktführerschaft im Bereich standardisierter Gleitlager, die z.B. in Wind- und Wasserturbinen, Elektromotoren oder Generatoren eingesetzt werden.

Dazu stieg der Umsatz in den letzten Jahren kontinuierlich und soll prognostiziert mit 10% p.a. weiter wachsen, die bereinigte EBIT-Marge soll von 13% in 2021 mittelfristig auf bis zu 20% steigen.

Auch wenn im derzeitigen Marktumfeld dem Vernehmen nach offenbar keine höhere Bewertung durchsetzbar werden sollte, überteuert erscheint die Aktie nicht. Das geopolitische Spannungsfeld spricht jedenfalls für die Augsburger. Es dürfte spannend werden zu sehen, wie sich RENK bei seinem erneuten Börsendebüt und danach gegenüber seinen (deutschen) Wettbewerbern schlägt.

Autor/Autorin

Ike Nünchert ist Mitglied des Autoren-Teams und schreibt für GoingPublic On- & Offline-News rund ums Börsengeschehen schwerpunktmäßig in Europa und den USA. Ein weiterer Berichtsfokus liegt beim Segment gründergeführter börsennotierter Unternehmen.