Bildnachweis: Birkenstock.

Bewertung: Nicht günstig

Wegen der Umstellung auf amerikanische Rechnungsstandards dürften die Zahlen in den nächsten Jahren noch schwer vergleichbar sein. Nimmt man das vollständige Geschäftsjahr 2022 als Maßstab, dann erhält man einen guten Einblick, wie sich die operative Seite zum Jahr 2020 verbessert hat. Ein Umsatzanstieg von 70 % und ein Nettogewinnanstieg von 80 % zeigen die Skaleneffekte, die nun bei höheren Umsätzen zum Tragen kommen. Die weltweite Umsatz-Struktur lässt vermuten, dass auch bei rezessiven Tendenzen in Europa noch ordentliche Zuwächse erzielt werden können. Bei mehr als 50 % Auslandsanteil addieren sich wegen des schwachen Euros auch noch Währungsgewinne hinzu. Nach der einmaligen Kostenbelastung aus dem Börsengang in 2023 darf man also davon ausgehen, dass sich der Wachstumstrend in 2024 fortsetzen wird. Die Aktie startet mit einem normalisierten KGV von ca. 50 in den Markt, das Kurs-Umsatz-Verhältnis mit 6,7 ist im Vergleich zu anderen Mode-Markenartiklern wie Adidas (1,5), Nike (2,5) oder Under Armour (0,4) durchaus ambitioniert. Es scheint, als wollen die Investmentbanken auch bei diesem Börsengang alle Möglichkeiten ausschöpfen.

Ausblick

Die globale Schuhindustrie ist ein großer und fragmentierter Markt. Laut Euromonitor wird der Umsatz im Jahr 2022 auf etwa 340 Mrd. EUR geschätzt, wobei die fünf größten Marken ca. 20 % des gesamten Schuhmarktes ausmachen. Für den globalen Schuhmarkt wird in den nächsten fünf Jahren ein durchschnittliches Wachstum von etwa 5 % prognostiziert, so dass er bis 2027 einen Umsatz von ca. 440 Mrd. EUR erreichen kann. Auf der Grundlage der derzeitigen Marktdurchdringung von weniger als 1 % ist über den Börsengang ausreichend Platz geboten, um in den nächsten Jahren ordentlich zu wachsen. Wegen des trendigen Brandings (siehe auch Barbie-Hype) und dem Zugang zu luxusorientierten Bevölkerungsschichten sollte auch ein Aufwertungs-Prozess in den Produkten anstehen. Wir gehen davon aus, dass Birkenstock weltweit neue Marktanteile gewinnen wird, insbesondere im asiatisch-pazifischen Raum, der mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 5,9 % zwischen 2022 und 2027 eine der am schnellsten wachsenden Region der Welt sein wird.

GOING-PUBLIC – Fazit und Emissionsrating

Die Aktie von Birkenstock ist kein Schnäppchen. Dennoch ist durch die Beteiligung von gut 15 Emissionsbanken auch im aktuell schwierigen Umfeld von einem Platzierungserfolg auszugehen. Birkenstock schwimmt mit seinen Produkten auf der Ökowelle und besitzt durch seinen Großaktionär rund um LVMH auch Zugang in den High-End-Märkten. Wenn es der weltweit bekannten „Latschen-Marke“ gelingt, seine Produkte auch in den Regalen von Mode-Designern zu platzieren, sind dem Wachstum kaum Grenzen gesetzt. Wegen der hohen Startbewertung von knapp 10 Mrd. USD für 1,5 Mrd. USD Umsatz sollten interessierte Anleger den Kurs erst einmal aufmerksam verfolgen, denn im aktuellen Umfeld könnte es nach ein paar Wochen durchaus niedrigere Einstiegsmöglichkeiten geben. Die Eigner von Birkenstock wählen bewusst den amerikanischen Börsenplatz, denn dort ist die Aufnahmebereitschaft für hochpreisige Wachstumsunternehmen gegeben.

Autor: André Will-Laudien

Autor/Autorin

Ike Nünchert ist Mitglied des Autoren-Teams und schreibt für GoingPublic On- & Offline-News rund ums Börsengeschehen schwerpunktmäßig in Europa und den USA. Ein weiterer Berichtsfokus liegt beim Segment gründergeführter börsennotierter Unternehmen.