Zu den Unternehmen, die 2012 über starke Geschäftsergebnisse berichteten, zählte auch der Göttinger Labor- und Pharmazulieferer Sartorius, dessen Aktienkurs sich binnen Jahresfrist nahezu verdoppelte. Gleich mehrfach hob die Gesellschaft in den vergangenen Monaten ihre Prognosen an. Im Sommer erfolgte schließlich die Aufnahme in den TecDAX-30. Das GoingPublic Magazin sprach mit Sartorius-Vorstandschef Dr. Joachim Kreuzburg über die Entwicklung 2012, die hohen Erwartungen der Börse und den Ausblick auf das nächste Jahr.

GoingPublic: Herr Dr. Kreuzburg, für Sie hätte das Jahr kaum besser laufen können, oder täuscht dieser Eindruck?

Kreuzburg: Wir können in der Tat mit der Entwicklung in diesem Jahr sehr zufrieden sein. So zahlen sich die von uns angestoßenen Wachstumsinitiativen nach und nach aus. Vor allem in Nordamerika und in Asien verzeichneten wir in den vergangenen Monaten einen sehr dynamischen Geschäftsverlauf mit starken Wachstumsimpulsen. Hinzu kamen Fortschritte bei der Integration des akquirierten Biohit-Pipettengeschäfts. Alles zusammen erlaubte es uns, seit dem Sommer gleich zweimal unsere Prognosen anzuheben

Dr. Joachim Kreuzburg, Vorstandsvorsitzender, Sartorius A

 

GoingPublic: Worin bestanden die größten Herausforderungen auf dem Weg zu den voraussichtlich neuen Bestmarken bei Umsatz und Ergebnis?

Kreuzburg: 2012 war für Sartorius schon ein überaus intensives Jahr. Das lag nicht zuletzt an den strategischen Weichenstellungen, die wir Ende des letzten Jahres unter anderem mit der Übernahme im Laborbereich vorgenommen hatten. Die Integration verläuft bislang äußerst erfreulich, was jedoch keine Selbstverständlichkeit war. Weitere Herausforderungen lagen in der Vorbereitung der nächsten Wachstumsschritte in Nordamerika und Asien sowie in der konzernweiten Einführung eines neuen ERP-Systems. Diese Vielzahl an Projekten galt es zu managen, was uns, so denke ich, recht gut gelungen ist.

GoingPublic: Inwieweit spüren auch Sie die Auswirkungen der weiterhin nicht wirklich gelösten Staatsschuldenkrise in Ihrem Geschäft?

Kreuzburg: Hier gilt es zwischen unseren einzelnen Sparten genau zu unterscheiden: Im Bioprocess-Segment, das für rund die Hälfte unseres Konzernumsatzes steht, registrieren wir praktisch keinerlei konjunkturelle Einflüsse. Selbst im Krisenjahr 2009 sind wir dort um fast 10% gewachsen. In unseren anderen beiden Divisionen, der Laborsparte und der Industriewägetechnik, spielt die gesamtwirtschaftliche Entwicklung schon eine Rolle, wobei wir hier relativ wenig Geschäft in Südeuropa abwickeln. Frankreich ist für uns da schon ein wesentlich bedeutenderer Markt. Bislang zählt das Land ja noch nicht zu den europäischen Krisenstaaten. Man kann nur hoffen, dass dies auch so bleibt.

Das Sartorius Werk in Göttingen. Quelle: Sartorius AG
GoingPublic: Die Übernahme des Biohit-Pipettengeschäfts hat das Wachstum Ihrer Laborsparte kräftig angekurbelt. Planen Sie inzwischen weitere Zukäufe?

Kreuzburg: Wir sind in der komfortablen Situation, eine ganze Reihe von organischen Wachstumsoptionen zu besitzen. Ich möchte in diesem Zusammenhang noch einmal an die Perspektiven in Asien und Nordamerika erinnern. Wir müssen folglich nicht akquirieren, um Wachstum zu generieren. Gleichwohl halten wir die Augen natürlich nach Unternehmen offen, die unser Geschäft sinnvoll ergänzen könnten. Derzeit gibt es aber keinen Kandidaten, mit dem wir uns bereits in konkreten Verhandlungen befänden.

GoingPublic: Wie soll es mit Ihrem Industriewaagen-Geschäft weitergehen?

Kreuzburg: Wie bereits zu Jahresbeginn kommuniziert, steht dieses Geschäft zum Verkauf. Im Sommer haben wir einen strukturierten Verkaufsprozess eingeleitet. Inzwischen haben wir eine Reihe interessanter Angebote erhalten, wovon wir uns nun auf die für uns attraktivsten konzentrieren werden. Einen Abschluss kann ich mir durchaus in den nächsten Monaten vorstellen. Dabei gilt, dass wir nicht verkaufen müssen. Nur wenn der gebotene Preis den tatsächlichen Wert der Sparte widerspiegelt, werden wir eine solche Transaktion am Ende auch durchführen. Wir suchen einen strategischen Käufer, um nach dem Abschluss unsere anderen beiden Bereiche kraftvoll weiterentwickeln zu können.

Qualitätskontrolle von Virusfiltern. Quelle: Sartorius AG
GoingPublic: Welche Bedeutung messen Sie der Aufnahme in den TecDAX-30 bei? Hat sich dadurch etwas an der Wahrnehmung des Unternehmens am Kapitalmarkt verändert?

Kreuzburg: Für uns war der Aufstieg in den TecDAX-30 ein sicherlich sehr erfreuliches Ereignis. Obwohl wir bei der Marktkapitalisierung schon seit Jahren das Kriterium für eine Aufnahme erfüllt hatten, war das Handelsvolumen lange Zeit noch zu niedrig. Durch die Indexmitgliedschaft haben sich die Börsenumsätze zuletzt jedoch spürbar erhöht, wovon auch unseren alten Investoren profitieren. Gleichzeitig erschließen wir uns dadurch neue Anlegerkreise. Auch das Überspringen der Milliarden-Schwelle bei der Marktkapitalisierung hat dazu beigetragen, neue Investoren zu gewinnen. Auf Roadshows merken wir, dass das Interesse in den letzten Monaten nochmals gestiegen ist. Inzwischen sind wir nicht nur regelmäßig in London, Paris und Frankfurt, sondern zwei Mal im Jahr auch in den USA, um dort das Unternehmen und unsere Strategie vorzustellen.

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