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Die Schweizer HealthTech-Venture Capital-Gesellschaft Convergence Partners investiert in den Sektor der psychedelischen Medikamente und beteiligt sich an der Seed-Investmentrunde von Clerkenwell Health Ltd. Der britische Anbieter von spezialisierter klinischer Auftragsforschung (CRO) stellt Pharma-Firmen aus dem Bereich der Entwicklung von psychoaktiven Medikamenten und Therapien die benötigte Infrastruktur und fachliche Begleitung für die Durchführung aller drei Phasen von klinischen Studien zur Verfügung.

Die überzeichnete Seed-Finanzierungsrunde von Clerkenwell hat ein Volumen von rund 2,4 Mio. EUR (2,1 Mio GBP). Convergence Partners gehört zu den Lead-Investoren – weitere Geldgeber sind Kodori AG, Lionheart Ventures und Exceptional Ventures.

Clerkenwell Health: Genehmigung für eine erste Psilocybin-unterstützte Therapie-Studie

Mit dem Erlös der Finanzierungsrunde soll nun die Eröffnung des ersten Therapie- und Forschungszentrums in London ermöglicht werden. Die britische Gesundheitsbehörde MHRA hat kürzlich die Genehmigung für eine erste Psilocybin-unterstützte Therapie-Studie der kanadischen Biotech Firma Psyence Group zur Unterstützung von Krebspatienten im Endstadium erteilt, welche im neuen Clerkenwell Zentrum stattfinden wird.

Clerkenwell Health wurde 2021 gegründet und begleitet Unternehmen bei der Konzeption und Durchführung von psychedelisch unterstützten Therapiestudien in eigenen kommerziellen Kompetenzzentren. Das Unternehmen hilft unter anderen bei der Planung der Studien, der Einbindung von Regulierungsbehörden und bei der Erstellung klinisch fundierter und wissenschaftlich solider Studienprotokolle für Zulassung bei den Behörden. Das Unternehmen konzentriert sich auf die Zulassung von Medikamenten auf Basis von psychedelischen Wirkstoffen wie Psilocybin, 3,4-methylenedioxy-methamphetamine (MDMA), Lysergic acid diethylamide (LSD) und N,N-Dimethyltryptamine (DMT).

Tom McDonald, Geschäftsführer von Clerkenwell Health, erklärt: „Die psychedelisch unterstützte Therapie könnte für die Behandlung der psychischen Gesundheit bahnbrechend sein. Unser Ziel ist es, das Vereinigte Königreich als Herzstück des kommerziellen Ökosystems der psychedelischen Forschung zu etablieren und einen Hub für Forschung und Entwicklung zu bilden.“

Psilocybin viermal wirksamer als klassische Präparate

Nach aktuellen Zahlen leiden rund 15% der Menschen weltweit unter psychischen Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen – die Dunkelziffer dürfte größer sein. Auf die Gesundheitssysteme rollt eine Kostenlawine zu: schon jetzt liegen die Ausgaben bei rund 2.500 Mrd. USD. Bis zum Jahr 2030 rechnet das Medizin-Journal The Lancet mit einem Anstieg auf 6.000 Mrd. USD.

Eine neue Studie der Johns-Hopkins-Universität von 2020 hat ermittelt, dass Psilocybin bei der Behandlung von Depressionen viermal wirksamer sein kann als klassische Antidepressiva (SSRI). „Medizinische Behandlungen auf der Basis von psychoaktiven Medikamenten in Verbindung mit patientenorientierter Psychotherapie wird in den nächsten Jahren zu einem Paradigmenwechsel in der psychischen Gesundheitsversorgung führen. Wir glauben, dass Clerkenwell eine Schlüsselrolle bei der Markteinführung psychedelischer Medikamente spielen wird, indem es deren hochkomplexe klinische Studien ermöglicht und begleitet. Klassische Anbieter für die Durchführung von klinischen Studien scheiden wegen der besonderen räumlichen und technischen Anforderungen für die Therapie ebenso aus wie Krankenhäuser und Universitäten“, erklärt Daniel Koppelkamm, Managing Partner von Convergence Partners.

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.