Die jüngste Studie von IMS Health zum Thema innovative Krebsmedikamente kommt zu dem Schluss: Die meist kleineren Patientengruppen für gezielt wirkende Medikamente und eine zunehmende Kosten-Nutzen-Analyse durch die Kostenträger führt zu rückläufigen Kosten und Umsatzzuwächsen im Geschäft mit Krebsmedikamenten. Weltweit entfallen etwa 65 Prozent des Gesamtmarktes auf Wirkstoffe gegen Krebs. Und noch immer geben die USA das meiste Geld für Krebsmedikamente aus, im vergangenen Jahr waren dies rund 37 Milliarden USD. Die weltweit wachsende Anzahl an Krebsdiagnosen und der verbesserte Zugang zu Krebsmedikamenten in den „aufstrebenden Ländern“ hat der Indikation Krebs schon heute einen Spitzenplatz unter den am häufigsten behandelten Krankheiten eingebracht. Die WHO geht in ihrem im Februar erschienenen Weltkrebs-Report davon aus, dass Krebs in den nächsten 20 Jahren noch deutlich zunehmen wird. Vor allem in den Entwicklungsländern sieht die WHO besonders hohe Zuwachsraten bei bösartigen Tumoren.

IMS INSTITUTEAusgaben für Krebsmedikamente rückläufig

91 Milliarden USD (ohne Preisnachlässe) wurden gemäß IMS Health in 2013 weltweit für Medikamente gegen Krebs ausgegeben. Im Jahr 2008 beliefen sich die Ausgaben auf 71 Milliarden USD und vor einer Dekade waren es gerade einmal 37 Milliarden USD – so hoch lag das Umsatzvolumen im vergangenen Jahr alleine in den USA. Trotz wachsender Neuerkrankungen und innovativer Medikamente sind die Ausgaben für Krebsmedikamente aber rückläufig. Zwischen 2003 und 2008 kletterten die Ausgaben für Krebsmedikamente weltweit noch um 14,2 Prozent, seit 2008 wächst der globale Markt um weniger als 10 Prozent jährlich. In den letzten fünf Jahren lag die Zuwachsrate nur noch bei 5,4 Prozent. Sogar der größte Markt für Krebsmedikamente, die USA, wuchs in den vergangenen fünf Jahren nur noch um rund 3,5 Prozent.

Doch nicht nur die Skepsis der Kostenträger macht IMS Health für diesen Rückgang verantwortlich, auch der Vormarsch der gezielt wirkenden Therapien, die mehr und mehr die herkömmliche Massentherapie mit unspezifisch wirkenden Chemotherapeutika verdrängen, ist mit ein Grund für die sinkenden Zuwachsraten. In kaum einer anderen Indikation werden so viele Innovationen entwickelt und wird so viel geforscht wie im Bereich Krebs. Die Therapieansätze im Kampf gegen das uneingeschränkte Zellwachstum sind vielfältig und reichen von Antikörpern bis zu therapeutischen Impfstoffen. Mehr als 30 Prozent aller präklinischen und klinischen Entwicklungen (Phase I) entfallen aktuell auf Medikamente gegen Krebs.

Kosten je Therapie haben sich verdoppelt

In den vergangenen zwei Jahren wurden laut IMS Health 22 neue onkologische Wirkstoffe in den Markt gedrückt. Kombinationstherapien und zusätzliche therapeutische Optionen haben so die Komplexität der Tumortherapie erhöht, aber auch zu deutlich besseren Heilungschancen beigetragen. Obwohl die neuartigen Therapien meist um ein Vielfaches teuerer sind als die Standard-Chemotherapien, fällt der Gesamtumsatz meist geringer aus. Dies liegt auch daran, dass gezielt wirkende Medikamente nicht den klassischen Massenmarkt bedienen, sondern eben nur einer kleinen Subpopulation zugute kommen.

Aus diesem Grunde fokussieren sich viele forschende Unternehmen auch bevorzugt auf häufig vorkommende Tumorarten. Im Vordergrund stehen heute Medikamente gegen die Nummer eins – den Lungenkrebs. Auch der bei Frauen am häufigsten vorkommende Brustkrebs und der Dickdarmkrebs stehen im Fokus vieler Unternehmen. Weitere für Forscher interessante Tumorarten sind der Eierstockkrebs, die Leukämie, der Magen- und der Leberkrebs. Obwohl gezielt wirkende Therapien nicht für jeden Patienten geeignet sind, haben sich die Kosten pro Patient im Vergleich mit den Standardtherapien stark erhöht. Vor einer Dekade beliefen sich die monatlichen Kosten einer Krebstherapie mit einem patentgeschützten Wirkstoff auf etwa 5.000 USD, diese Kosten liegen heute etwa doppelt so hoch.

Murray Aitken, Senior Vice President bei IMS und Geschäftsführer des IMS Institute for Healthcare Informatics, sagt in einem Statement zum aktuellen Bericht: „Mit dem stärkeren Einsatz von Krebstherapien nicht mehr nur in Ländern mit etablierter Arzneimittelversorgung, sondern auch in solchen mit niedrigen und mittleren Einkommen,  ergeben sich größere Unsicherheiten für die Gesundheitssysteme auf der ganzen Welt – sowohl hinsichtlich Art und Ausmaß innovativer Behandlungen als auch bezüglich der Kostenerstattung“.

 

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