Weiter hohe Aktivität auf M&A-Markt
Siegfried Bialojan, Leiter des EY Life Science Center in Mannheim, ergänzt: „Wir werden in den kommenden Jahren weiter eine hohe Aktivität auf dem M&A-Markt sehen. Zwar wird der Anteil der Deals aus steuerlichen Gründen zurückgehen, weil die USA jüngst ihre Steuergesetze deutlich verschärft und dadurch die Verlegung von Unternehmenssitzen aus steuerlichen Gründen weniger lukrativ gemacht haben.“ Daran war auch schon die Übernahme von Allergan durch Pfizer und zwei Jahre zuvor die geplante Übernahme von Shire durch Abbvie gescheitert. „Dennoch wird sich fortsetzen, was wir derzeit schon beobachten: Die Konzerne stoßen ganze Unternehmensteile ab oder kaufen neue hinzu, um sich gezielt zu verstärken. Dadurch gewinnen sie einen engeren therapeutischen Fokus und können sich auf ihre Stärken besinnen. Außerdem nimmt der Konkurrenzdruck zu – schnelle Innovationen können die Pharma-Unternehmen nur vorweisen, wenn sie diese von außen ins Unternehmen holen.“

EY-Experte Bialojan: "Wir werden weiter eine hohe M&A-Aktivität sehen." EY
EY-Experte Bialojan: „Wir werden weiter eine hohe M&A-Aktivität sehen.“ EY

Wirkstoffe gegen Krebs und Immunkrankheiten dominieren
Die Pharma-Konzerne haben vor allem ihre größten Umsatzbringer ausgebaut: Medikamente gegen Krebs und Immunkrankheiten. In diesem Segment generierten sie zusammen 115,8 Mrd. EUR (2014: 94,1 Mrd. EUR). Zudem haben sie wieder auf ihren zweitwichtigsten Umsatzbringer – Medikamente gegen Herz-Kreislauf-Krankheiten und Stoffwechselkrankheiten – gesetzt, der im Jahr zuvor nahezu stagnierte. Diesmal kletterte der Umsatz in diesem Bereich von 74,1 Mrd. EUR auf 84,8 Mrd. EUR.

Am deutlichsten wächst jedoch die Bedeutung von Medikamenten gegen Infektionskrankheiten. Diese verzeichneten in den vergangenen zwei Jahren ein Umsatzwachstum von insgesamt über 80%: Von 30,1 Mrd. EUR 2013 stieg der Umsatz auf 54,7 Mrd. EUR im vergangenen Jahr. Dazu trug vor allem Gilead mit seinen innovativen und kurativen Hepatitis-Medikamenten bei.

Blockbuster-Anteil steigt insgesamt
Kein anderes Unternehmen erzielt seine Umsätze so umfassend mit Blockbuster-Medikamenten wie Gilead. Der Anteil am Gesamtumsatz machte 92,2% aus. Einen ähnlich hohen Anteil erreichten auch die beiden anderen Big Biotechs Novo Nordisk (90,7%) und Amgen (88%).  Über alle 21 analysierten Unternehmen hinweg lag der Blockbuster-Anteil bei 60% und damit zwei Prozentpunkte über dem Wert des Jahres 2014.

Big Biotech dominiert beim Umsatzwachstum
Big Biotech-Konzerne haben im Jahr 2015 die stärksten Wachstumsraten beim Umsatz erzielt. So konnte Gilead Sciences von 2013 bis 2015 um durchschnittlich 70,7% jährlich wachsen, Biogen um 24,6% und Novo Nordisk um 13,6%. „Vor allem die Biotechnologie hat in den vergangenen Jahren eine deutliche Aufwertung erlebt – innovative Therapien, sinkende Behandlungskosten und eine hohe Anzahl an Produktzulassungen haben ihr einen internationalen Höhenflug verschafft“, kommentierte Bialojan. Im Gegenzug hat sich Big Pharma vor allem auf die Bereinigung des eigenen Portfolios konzentriert und gezielt hinzugekauft beziehungsweise Unternehmensteile verkauft.