Die ATAI Life Sciences AG hat die Mehrheitsbeteiligung an Perception Neuroscience erworben, einem US-amerikanischen Biopharma-Unternehmen, das auf die Entwicklung innovativer Therapien in der Neuropsychiatrie spezialisiert ist.

ATAI wurde Anfang 2018 gegründet. Derzeit liegen die Schwerpunkte von ATAI auf der Entwicklung von neuartigen Therapieformen gegen Depressionen und verwandte Krankheitsbilder sowie auf der Erforschung von zellulären Alterungsprozessen und Wegen diese zu verlangsamen oder gar zurückzudrehen. Bei der Identifikation und Entwicklung dieser Therapien setzt das Unternehmen stark auf künstliche Intelligenz.

An der Transaktion sind neben ATAI auch Morgan Noble, ein Investor im Bereich transformativer Gesundheitslösungen, Subversive Capital, ein Investor mit Fokus auf Unternehmen, deren Geschäftsmodelle staatliche und regulatorische Strategien benötigen sowie der Life-Science-Investor WPSS Investments beteiligt.

Wirkungsvoller gegen Depressionen

Perception Neuroscience wurde 2018 von Jonathan Sporn und Jay Kranzler gegründet, die das Unternehmen bisher gemeinsam leiteten. Hauptfokus der klinischen Forschungsaktivitäten von Perception Neuroscience ist der NMDA-Antagonist Arketamin (PCN 101), ein Isomer von Ketamin. Arketamin gehört zu einer neuen Generation von Glutamat-Rezeptor-Modulatoren, die als Antidepressiva mit dem Potenzial einer schnellen Wirksamkeit und anti-suizidalen Effekten gelten.

Die bisherigen Therapieformen benötigen Wochen, um ihre größtmöglichen Wirkungen zu erzielen oder zeigen oftmals nur eingeschränkte Linderung der Symptome bei Patienten. Laut dem Magazin Science ist Ketamin die wohl wichtigste Entdeckung in einem halben Jahrhundert der Depressionsforschung. Von Arketamin wird nun erwartet, dass es sich hinsichtlich Wirksamkeit und Sicherheit wesentlich vom Entwicklungsstadium anderer schnell wirksamer Antidepressiva unterscheidet.

Beginn der klinischen Studie

Florian Brand, CEO und Mitgründer von ATAI sagt: „Basierend auf präklinischen Studien eignet sich Arketamin voraussichtlich zur Behandlung von behandlungsresistenten oder bipolaren Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS), Zwangsstörungen und Suchterkrankungen. Anfang 2019 wird Perception mit einer klinischen Studie beginnen, die sich zunächst auf schwere Depressionen konzentriert, der weltweit häufigsten Ursache für Berufsunfähigkeit. Allein in den USA wird erwartet, dass der Markt für Medikamente zur Behandlung von Depressionen bis 2024 auf 7,3 Mrd. USD anwachsen wird.“

Höherer Wirkungsgrad als Esketamin

Basierend auf der Arbeit von Professor Kenji Hashimoto an der Chiba University in Japan hat Arketamin bei Tiermodellen nachhaltigere Anzeichen der Wirksamkeit gezeigt als andere glutamaterge Medikamente wie Esketamin und Rapastinel, die gegen behandlungsresistente Depression entwickelt werden. Darüber hinaus hat Arketamin sowohl bei mehreren Tierversuchen als auch bei ersten Studien mit gesunden Freiwilligen einen höheren Wirkungsgrad als Esketamin gezeigt.

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.