[01] IR-TRENDMONITOR: PRIVATANLEGER

Die drei Hamburger Unternehmen CAT Consultants, ews aktuell und Faktenkontor haben im August und September dieses Jahres 203 Fach- und Führungskräfte aus IR-Abteilungen und IR-Agenturen für den „IR-Trendmonitor“ befragt. In der Online-Umfrage wurden u.a. Einschätzungen der Entwicklung von Budget- und Honorar, Eigenschaften von IR-Experten, Bedeutung von Zielgruppen und DFVA-Grundsätzen erfasst. Der „IR-Trendmonitor“ wird regelmäßig zweimal im Jahr durchgeführt, um Branchentrends kontinuierlich erfassen zu können.

Institutionelle Anleger und Analysten sind für mehr als die Hälfte aller IR-Abteilungen „sehr wichtige“ Zielgruppen. Ihre Bedeutung für die Unternehmenskommunikation mit dem Kapitalmarkt wird in Zukunft noch zunehmen. Privatanleger bilden dagegen nur selten einen Schwerpunkt in den Investor Relations: Gerade einmal rund 16 % der IR-Experten widmen ihnen besondere Aufmerksamkeit.

Breit angelegte Anzeigenkampagnen, Live-Chats im Internet und Kundenveranstaltungen bei Banken, Sparkassen und Aktionärs- vereinigungen sind typische Wege, auf denen IR-Manager versuchen, Privatanleger zu erreichen. Diese Instrumente sind zeit- und kostenintensiv – und zumeist nur dann gerechtfertigt, wenn sie positive Auswirkungen auf den Produktabsatz erwarten lassen. Daher betreiben vor allem die Unternehmen eine gezielte Privatanlegerkommunikation, bei denen Privatanleger auch potenzielle Kunden darstellen, wie z.B. bei Konsumgüter- unternehmen.

Die spezifischen Instrumente zur Privatanlegerkommunikation sind jedoch noch Exoten in der IR-Arbeit. Insgesamt bemühen sich recht wenige IR-Abteilungen um die oftmals aufwändige Kommunikation mit Privatanlegern. 50,7 % nennen sie eine „wichtige“ Zielgruppe ihrer Arbeit, gerade einmal 15,7 % eine „sehr wichtige“. 28,8 % halten sie für „eher unwichtig“,und 5 % sogar für „vollkommen unwichtig“.

Die weitaus bedeutendste Zielgruppe der IR-Strategen sind institutionelle Anleger (75,7 % „sehr wichtig“). Ähnlich wichtig sind den IR-Managern Sell-Side-Analysten (58,1 % „sehr wichtig“) und Buy-Side-Analysten (53,6 Prozent: „sehr wichtig“). Sogar Mitarbeiter im eigenen Haus und Journalisten sind für die IR-Strategen noch wichtigere Zielgruppen als Privatanleger. Dabei sind in den meisten Unternehmen die wichtigsten Ansprechpartner der Journalisten gar nicht die IR-Manager sondern die Presse- sprecher, wie eine Analyse der European Business School zeigt.

Privatanleger scheinen also geradezu aus dem Blickfeld vieler IR-Manager gerutscht zu sein. Nur Anlegerschützer und Inhaber von Schuldverschreibungen spielen für sie noch seltener eine wichtige Rolle. Auch künftig wird sich daran wohl kaum etwas ändern: Nach Einschätzung der Befragten wird in der IR-Arbeit die Bedeutung von institutionellen Anlegern, Analysten, Journalisten, Mitarbeitern und sogar Anlegerschützern in Zukunft eher steigen ls die von Privatanlegern. Gerade einmal 8,3 % der Fach- und Führungskräfte erwarten, dass die Bedeutung von Privatanlegern als Zielgruppe „stark steigen“ wird. Insgesamt wird jedoch nach ihrer Einschätzung keine Zielgruppe maßgeblich an Bedeutung für die Investor Relations verlieren.

Mehr Informationen unter http://www.faktenkontor.de/

—————————————————————–

[02] IR-TRENDMONITOR: GEHÄLTER

IR-Agenturen vergüten ihre Angestellten nach deren Einschätzung besser als Unternehmen ihre IR-Experten. Mehr als 30 % der Angestellten in IR-Agenturen halten ihr Gehalt für überdurch- schnittlich. In den Unternehmen tun dies hingegen nur 16 % der IR-Professionals.

Die Professionalisierung der Kommunikation zwischen Unternehmen und den Akteuren der Kapitalmärkte schlägt sich auch in der Bezahlung der dafür zunehmend spezialisierten Experten nieder. Die Vergütung deutscher IR-Fachleute entspricht längst dem internationalen Niveau. Doch das Bemühen um Investor Relations wird in der Branche keineswegs überall gleichermaßen entlohnt.

6,8 % der Mitarbeiter von IR-Agenturen nennen ihr Gehalt „stark überdurchschnittlich“, für immerhin 27,6 % ist es noch „überdurchschnittlich“. Im Vergleich dazu stehen Angestellte, die in IR-Abteilungen tätig sind, schlechter da: Lediglich 16,1 % der Befragten fühlen sich überdurchschnittlich entlohnt. Dies sind vor allem Angestellte großer Unternehmen, die insgesamt mehr als 1.000 Mitarbeiter beschäftigen. Angestellte kleiner Unternehmen können sich dagegen nur selten über ein besonders gutes oder zumindest ein durchschnittliches Gehalt freuen.

Insgesamt fühlen sich IR-Fachleute in Deutschland jedoch nicht außergewöhnlich gut besoldet: Sowohl die Mehrheit in unternehmensinternen Abteilungen als auch in IR-Agenturen stuft ihr Gehalt als durchschnittlich ein. Ebenso schätzt die Mehrheit der Befragten die zukünftige Entwicklung der Vergütung in der IR-Branche recht ähnlich ein: 70 % der befragten Fach- und Führungskräfte erwarten nur ein geringes Wachstum des Gehalts- niveaus in den kommenden Jahren. 26,6 % der Angestellten in IR-Abteilungen rechnen sogar mit einer Stagnation der Vergütungshöhe. Zum Vergleich: In IR-Agenturen erwarten dies nur 11,1 %.

Die Erwartungen sind jedoch eng mit der Größe der Unternehmen verknüpft: Größere Unternehmen verheißen für die IR-Experten größere Chancen auf eine Gehaltserhöhung als kleine. Bei den Großen sind Budget- und Personalverantwortung auch im Bereich der IR deutlich größer. Manches Unternehmen stellt für eine erfolgreiche Kommunikation mit der Financial Community nahezu 10 Mio. Euro bereit. Die Performance der Unternehmen an der Börse scheint dagegen kaum eine Rolle für die Vergütung der IR-Experten zu spielen. Befragte bei Unternehmen, die in den vergangenen zwölf Monaten eine sehr positive Kursentwicklung an der Börse verzeichnen konnten, rechnen nicht eher mit einer Gehaltserhöhung als die Befragten in weniger erfolgreichen Unternehmen.