Je nach Investorentyp zeigt sich aber ein unterschiedliches Meinungsbild. Nach Aussage der befragten IR-Verantwortlichen ist das Verlangen nach Quartalsinformationen offenbar ausgeprägt bei kurzfristig orientierten Investoren und Investoren, die in Technologieunternehmen und kleinere Unternehmen (Small Caps) investieren. Diese Investorengruppen scheinen auch eher mit den Mindestinhalten einer Quartalsmitteilung einverstanden zu sein.

Im Hinblick auf die Bedeutung der verschiedenen Finanzberichte für IR-Stakeholder geben die befragten IR-

Übersicht Quartalsinformationen der Wiener Börse, der SIX Swiss Exchange und der FWB. Quelle: EY
Übersicht Quartalsinformationen der Wiener Börse, der SIX Swiss Exchange und der FWB. Quelle: EY

Verantwortlichen einheitlich an, dass für Aktionäre, Analysten und potenzielle Investoren der Jahresbericht mit Abstand der wichtigste Bericht ist. Das Meinungsbild der IR-Verantwortlichen in Bezug auf die Korrelation und den Einfluss von Quartalsinformationen auf verschiedene Kapitalmarktparameter ist zweigeteilt und sehr unterschiedlich. Einen klaren positiven Einfluss und eine positive Korrelation von Quartalsinformationen sieht die Mehrheit auf den sogenannten News Flow im Markt, auf die Marktpräsenz und -visibilität, die Anerkennung bzw. Wahrnehmung der IR im Unternehmen und auf die Roadshowaktivitäten. Keine klare Aussage über den Einfluss von Quartalsberichten kann von der Mehrheit im Hinblick auf den Marktzugang, die Aktienkursvolatilität, die Analysten-Coverage und eine langfristige Orientierung der Unternehmensstrategie getroffen werden.

Quartalsinformationen informieren die Adressaten unterjährig über die Geschäftsentwicklung und die Geschäftszahlen und dienen als Indikator, inwieweit das Unternehmen in der Lage ist, die zu Beginn des Geschäftsjahres abgegebene Guidance einzuhalten. 92% der Befragten nennen eine Spanne von bestimmten Kennzahlen als Guidance im Kapitalmarkt.  Hier dominiert der Umsatz als relevante Größe, gefolgt vom EBIT und mit größerem Abstand vom EBITDA. Gründe für Gewinn- und Umsatzwarnungen sind insbesondere die Wirtschafts- und Konjunkturlage, Restrukturierungen und geopolitische Schocks.

Quartalsfinanzbericht als Pflicht ist abgeschafft – es lebe die Quartalsinformation!

Wie sich Unternehmen im Rahmen der regulatorischen Änderungen zur unterjährigen Finanzkommunikation strategisch richtig positionieren, hängt von verschiedenen Marktfaktoren, unternehmensspezifischen Einflussgrößen und der Situation des Unternehmens ab. Viele Unternehmen befinden sich im Entscheidungsprozess, ob die bisherige Praxis der vollumfänglichen Berichterstattung nach IAS 34 beibehalten, unternehmensindividuelle Formate und Inhalte erstellt oder die Minimalanforderungen der Quartalsmitteilung erfüllt werden sollen. Wie die Befragung1 von DIRK und EY zeigt, wird die Berichtssaison über Quartalsinformationen bei der überwiegenden Mehrheit erhalten bleiben. US-Investoren werden als drittgrößte Investorengruppe im DACH- Raum – wie an der Wall Street beim Quartalsreporting nach „Form10-Q“ von US- Emittenten üblich – Quartalsinformationen auch von hiesigen Emittenten erwarten. Im Ergebnis zählt damit die richtige Strategie über Format und Inhalte in der Quartalsfinanzkommunikation im Wettbewerb um das Kapital und den Investor in einem internationalen Kapitalmarktumfeld.

1 Quelle: DIRK und EY, Quarterly Information und Analyst Guidance, 2016.

Der Artikel erschien zuerst im GoingPublic-Magazin 6-2016, das Sie auch als E-Paper nachlesen können.

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