Bildnachweis: Fotos: © ACS Solution.
Das Hauptproblem der ersten virtuellen Hauptversammlungen waren häufige technisch bedingte Pausen. Mit „Low Latency Streaming“ können diese mittlerweile deutlich reduziert werden, weitere Verbesserungen in Richtung Echtzeitübertragung zeichnen sich ab. Nutzer profitieren durch ein besseres Streamingerlebnis.
Die digitale Übertragung von Bilanzpressekonferenzen und Hauptversammlungen begann in den 2000er-Jahren. Damals waren die Probleme hauptsächlich von fehlender Bandbreite und unzureichender Rechenleistung geprägt. Um dies zu kompensieren, wurde den beteiligten Komponenten mehr Zeit eingeräumt, alle Daten zu empfangen bzw. wiederzugeben – die Streamlatenz war geboren. Latenz ist die Verzögerung zwischen der Kamera, die ein Ereignis aufnimmt, und der Anzeige des Ereignisses auf den Endgeräten der Zuschauer.
Mit steigenden Internetverbindungsgeschwindigkeiten und modernerer Hardware wurde es im Laufe der Jahre möglich, das Videobild mit höheren Auflösungen zu übertragen; um ein flüssiges Bild zu gewährleisten, wurde jedoch weiterhin an der Latenz festgehalten. Zudem war bis zum Jahr 2020 die Übertragung von Hauptversammlungen in den meisten Fällen auf die Vorstandsrede beschränkt und nur als Service für Aktionäre und Interessierte gedacht.
Umbruch durch Pandemie
Doch die Pandemie hat alles verändert. Plötzlich mussten Unternehmen und Organisationen alternative Wege finden, um ihre Pflichtveranstaltungen abhalten zu können. So hielt die virtuelle Hauptversammlung Einzug. Jetzt mussten Hauptversammlungen online gestreamt und die bisherigen Leitfäden an die neue Situation angepasst werden. Doch dabei stieß man auf ein Problem: die Latenz.
Diese technisch bedingte Verzögerung kann den Erfolg einer Liveübertragung beeinträchtigen. Zu lange Pausen für Interaktionen können das Publikum langweilen und die Aufmerksamkeit schmälern. Im Falle der virtuellen HV war das immer der Fall in dem Moment, in dem die Aktionäre interagieren sollten, also z.B. abstimmen oder Widerspruch einlegen. Dies verstärkte sich, als sich Ende 2022 die ersten Aktionäre bei einer virtuellen Hauptversammlung per Videoübertragung live zu einem Redebeitrag zuschalten konnten. Damit traten zwei weitere Probleme auf: Erstens mussten zusätzliche Pausen eingelegt werden, um die Sprecher zuzuschalten; zweitens gab es für die Sprecher einen Zeitsprung zwischen Übertragung und Zuschaltung, da die Zuschaltung nun in Echtzeit stattfand.
Zehn Sekunden Maximum
Um dieses Problem zu lösen, wurde darauf hingearbeitet, die Latenz so niedrig wie möglich zu halten und dabei die Möglichkeit zu wahren, mehrere Tausend Zuschauer gleichzeitig zu erreichen. Allerdings sind der bisherigen Technik Grenzen gesetzt – bei ca. zehn Sekunden Verzögerung ist das maximal Mögliche mit den bisherigen Techniken erreicht.
Für die laufende Hauptversammlungssaison wurde von ACS Solution ein Konzept zum „Low Latency Streaming“ entwickelt und erfolgreich umgesetzt. Dabei wird die Latenzzeit auf ein Minimum reduziert – es werden Zeiten zwischen zwei und drei Sekunden erreicht.
Damit ist es möglich, dem Zuschauer nahezu ein Echtzeiterlebnis zu bieten. Virtuelle Hauptversammlungen laufen flüssiger ab, auf einige der bisherigen Pausen kann weitgehend verzichtet werden – ein kurzes Innehalten reicht nun aus, wo vorher eine lange Unterbrechung nötig war. Auch beim Zuschalten der Redner fällt der bisherige Zeitsprung weitgehend weg.
Fazit
Eine möglichst niedrige Latenzzeit ist entscheidend ist für den Erfolg einer virtuellen Hauptversammlung. Mit „Low Latency Streaming“ werden digital übertragene Aktionärsveranstaltungen sowohl für den Zuschauer als auch für den Emittenten attraktiver; Phasen der „Geduldsprobe“ entfallen weitgehend. Es ist abzusehen, dass sich künftig noch kürzere Latenzzeiten erreichen lassen, womit den Nutzern ein noch besseres Streamingerlebnis geboten werden kann.
Autor/Autorin
Oliver Singer
Oliver Singer ist Vorstand der ACS Solution AG.