Maximilian Fischer, Geschäftsführer, max. Equity Marketing GmbH, und Benjamin Meusel, B.Sc., Universität der Bundeswehr, München

Das Vertrauen der Investoren in Mittelstandsanleihen ist durch einige Zahlungsausfälle der letzten Monate stark beeinträchtigt. Zudem haben Bondinvestoren in der Vergangenheit gegenüber Aktieninvestoren häufig Einbußen in der Qualität der angebotenen Investor-Relations-Maßnahmen hinnehmen müssen. Eine Möglichkeit, das verlorene Vertrauen wieder aufzubauen, ist eine zielgerichtete und investorengerechte Finanzkommunikation. Ein nachhaltiges Spielen auf der Klaviatur der Investor-Relations-Maßnahmen kann helfen, bestehende Informationsasymmetrien abzubauen.

Mittelstandsmärkte sind (noch) sehr ineffizient
Nach den Grundsätzen des neoklassischen Ansatzes wird höhere Unsicherheit durch höhere Renditen kompensiert. Ein völlig anderes Bild zeigt sich aktuell an den Handelssegmenten für Mittelstandsanleihen an den deutschen Börsen. Wie in Abbildung 1 zu sehen ist, erhalten die Investoren bei der Emission für ein höheres Ausfallrisiko nicht immer höhere Zinskupons. Bei Betrachtung der Rendite-Risiko-Matrix in Abbildung 2 zeigt sich, dass die „Punktwolke“ im Zeitverlauf etwas nach unten abgewandert ist – der Markt hat sich über die Preisbildung in Richtung Effizienz bewegt. Allerdings nimmt aufgrund zum Teil erheblich veränderter Bonitätseinstufungen bei einzelnen Anleihen die Streuung zu. Kann qualitativ hochwertige Debt Investor Relations (IR) für mehr Transparenz und Vertrauen bei den Investoren sorgen und damit ein Bestandteil zur Eliminierung der Marktineffizienz sein?

Gute IR und Anleihekurs korrelieren positiv
Die durchgeführte Studie untersucht die Qualität der Debt Investor Relations und deren Auswirkung auf den Anleihekurs. Dabei wurden die veröffentlichten Unternehmensmeldungen insgesamt bewertet und mit der Kursentwicklung seit dem Emissionszeitpunkt verglichen. Für die Analyse wurden u.a. die Corporate Websites nach verschiedenen qualitativen Parametern – bspw. die Existenz bondspezifischer Kennzahlen – untersucht und ebenfalls bewertet. Wenn ein Zusammenhang bestehen sollte, dann müssten die Emittenten mit hoher Punktzahl bei der Corporate Website tendenziell auch höhere Anleihekurse aufweisen. Als Voraussetzung für die Berechnung des ordinalen und nichtlinearen Zusammenhangs wurde auf Grundlage der ermittelten Werte eine Rangfolge erstellt. Letztlich konnte über den errechneten Korrelationskoeffizienten nach Spearman ein schwach positiver Zusammenhang nachgewiesen werden. Qualitativ gute Bond Investor Relations in Form einer gut strukturierten und informativen Website wirkt also grundsätzlich positiv auf die Kursentwicklung. Profiteure sind dabei nicht nur Bondinvestoren, die durch erhöhte Transparenz bessere Investitionsentscheidungen treffen können. Emittenten erarbeiten sich durch gute Bond IR einen nachhaltigen Zugang zum Kapitalmarkt und können deshalb auch bei zukünftigen Unternehmensfinanzierungen die Variante der Mittelstandsanleihe in Betracht ziehen – eine Win-Win-Situation für beide Seiten entsteht.

Bondkommunikation großenteils mangelhaft
Um die derzeit noch mangelnde Bedeutung der Bondkommunikation seitens der Anleiheemittenten zu verdeutlichen, wurde auch ein Blick auf den Dialog mit den Bondinvestoren geworfen. Hierzu wurde die unternehmensrelevante Kommunikation aller nicht börsennotierten Emittenten untersucht. Unternehmen können durch einen kontinuierlichen Dialog zusätzliche Transparenz und Vertrauen schaffen – wenn sie ihn durchführen. Im Rahmen der Studie wurde festgestellt, dass die Bondemittenten im Durchschnitt nur alle 105 Handelstage unternehmensrelevante Nachrichten veröffentlichten – zwei der insgesamt 40 untersuchten Unternehmen stellten die Kommunikation mit Abschluss der Bondemission sogar komplett ein. Die Ergebnisse zeigen, dass bei der Betrachtung des nachhaltigen Dialogs mit den Kreditgebern noch beträchtliches Verbesserungspotenzial besteht. Allerdings gibt es auch positive Beispiele: Ekosem-Agrar GmbH, Enterprise Holdings Ltd. und MITEC Automotive AG heben sich durch eine stetige und zeitnahe Kommunikation wichtiger Informationen erfreulich von der Konkurrenz ab.

Fazit
Es ist durchaus nachvollziehbar, dass Anleiheemittenten ohne bzw. mit sehr geringer Kapitalmarkterfahrung nur ungern Unternehmensinformationen publizieren wollen. Für eine langfristige Nutzung des Kapitalmarkts ist stetige Bondkommunikation allerdings unerlässlich. Eine hohe Qualität der Investor-Relations-Maßnahmen kann ein Baustein für den nachhaltigen Zugang zum Kapitalmarkt sein. Auf jeden Fall ist die Wahrscheinlichkeit, sich durch qualitativ schlechte Bond-IR die Chance für zukünftige Finanzierungen zu erschweren, ungemein höher. Die Analyse der Ertrags- und Cashflow-Zahlen lässt erkennen, dass die meisten Unternehmen nach Fälligkeit der jüngst emittierten Mittelstandsanleihe eine Anschlussfinanzierung benötigen werden. Getreu dem Motto: „Kommunikation ist alles“ sollte deshalb von allen Anleiheemittenten die von der DVFA herausgegebenen Grundsätze (siehe Abbildung 3) für effektive Finanzkommunikation berücksichtigt und umgesetzt werden. Darauf hinzuwirken ist Aufgabe aller im Rahmen des Emissionsprozesses beteiligten Parteien – insbesondere auch nach erfolgreicher Platzierung.

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