Die Wurzeln des heutigen SDAX-Konzerns reichen bis ins Jahr 1790 zurück: Damals kaufte Sebastian Bauer eine Kupferschmiede. In der Anfangszeit richtete Bauer Brauereien ein oder deckte Dächer. Erst 1874 kam durch Andreas Bauer ein neuer Geschäftszweig hinzu. Dessen Idee – der Bau eines artesischen Brunnens in Schrobenhausen – war erfolgreich. Sein Sohn führte das Konzept weiter und übernahm die komplette Wasserversorgung der Stadt. Weitere Aufträge aus dem Umland ließen nicht lange auf sich warten, und bald versorgte Bauer noch weitere Städte in Bayern.

Beginn der Internationalisierung
Karlheinz Bauer, der 1956 Geschäftsführer wurde, richtete das Unternehmen auf Spezialtiefbau aus. Mit der Erfindung und Patentierung des Verpressankers gelang in den 1960er Jahren der nationale und wenig später auch der internationale Durchbruch. Aufträgen in der Schweiz folgten weitere aus Libyen, Saudi-Arabien und den Vereinigten Emiraten. Auch mit den beiden anderen Geschäftsfeldern Bau und Maschine expandierte Bauer weiter – besonders in den Fernen Osten.

Alle Zeichen auf Wachstum
Um nicht nur organisch zu wachsen, folgten in 90ern mehrere Akquisitionen. Die Internationalisierung und die Größe ebneten den Weg an die Börse im Jahr 2006. Aus Sicht des heutigen Vorstandsvorsitzenden Thomas Bauer war dies die logische Konsequenz: „Der Konzern hatte durch seine internationale Ausrichtung eine Größenordnung und Struktur erreicht, die in der Form einer klassischen börsennotierten Aktiengesellschaft besser gesteuert werden konnte“, erklärt Bauer gegenüber dem GoingPublic Magazin. „Durch den Kapitalmarktzugang erhielten wir außerdem mehr Freiraum für die Fortsetzung unserer Internationalisierung sowie für einige erfolgreiche Akquisitionen in den letzten Jahren“, zählt er die Vorteile auf und fährt fort: „Auch die Wahrnehmung unseres global operierenden Unternehmens konnte gut gesteigert werden – was uns wiederum als attraktiver Arbeitgeber zugute kommt.“

Bauer hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Konzern mit rund 8.900 Mitarbeitern in 60 Ländern entwickelt. Wachstumstreiber war die Globalisierung: In den Jahren 2004 bis 2007 verdoppelte das bayerische Familienunternehmen die Konzernleistung und schaffte 2008 den Sprung in den MDAX.

Angeschlagen aus der Krise
Die Wirtschaftskrise beendete das schnelle Wachstum zunächst. Im ersten Quartal 2010 brach der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel ein. Mittlerweile stehen die Zeichen bei Bauer wieder auf Wachstum. Zwar liegt der Bereich Maschine noch deutlich hinter dem Vorkrisenniveau, die anderen beiden Bereiche konnten sich verbessern: Im dritten Quartal 2010 stieg der Umsatz um 27,1% auf 315,4 Mio. EUR. Besonders gut schnitten die Bereiche Bau und Resources ab, die von Großprojekten im arabischen Raum und Kanada profitierten.

Thomas Bauer führt das Unternehmen bereits in der siebten Generation – dass sich daran in Zukunft nichts ändern soll, steht für den Bayern fest: „Wir sehen es weiterhin als große Chance, das traditionsreiche Unternehmen auch in Zukunft selbstständig zu führen. Zu sehr liegen die Vorteile eines familiengeführten Unternehmens für den 55-Jährigen auf der Hand: „Mit dieser Beteiligungsstruktur können wir langfristig orientierte Unternehmensentscheidungen erreichen und leben eine familiengeprägte Unternehmenskultur, welche von unseren Arbeitnehmern sehr geschätzt wird. Insofern bringt uns die Organisationsform‚ Familienunternehmen’ eindeutige Vorteile“, so Bauer.

Nicht nur die Arbeitnehmer schätzen den Baukonzern – auch Anleger profitieren von den langfristigen Entscheidungen der Familie. Der Wert der Aktie fiel seit dem Börsengang nie unter den Ausgabepreis. Und trotz des Umsatzeinbruchs plant das Unternehmen eine Dividende in Höhe von 0,59 EUR auszuschütten.

Fazit
Die Krise kam für Bauer sehr unerwartet. Die Kapazitäten für Maschinenbau wurden erweitert, neues Personal eingestellt und Werke weiter aufgestockt – alles in dem Glauben, dem Wachstum seien keine Grenzen gesetzt. Dadurch lasten heute hohe Schulden auf dem Konzern. Doch die gute Eigenkapitalquote und das langfristige Denken der Familie lassen hoffen, dass Bauer noch weit von einer Schieflage entfernt ist.

Maximiliane Worch

Ursprünglich erschienen in der GoingPublic Ausgabe 02/2011.

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