Bildnachweis: © ARI Motors, © ARI Motors.

An diesem Donnerstag wagt sich ein weiterer Player aus dem Feld der Elektromobilität an die Börse. Die ARI Motors Industries SE, ein Hersteller modularer elektrischer Nutzfahrzeuge aus Borna bei Leipzig, wird in den Primärmarkt der Börse Düsseldorf aufgenommen.

Thomas Kuwatsch, Gründer und CFO von ARI Motors Industries

ARI bezeichnet sich als Modularhersteller, weil das Unternehmen im Unterschied zu anderen Anbietern die Fahrzeuge nicht komplett fertigt, sondern die Chassis samt Fahrerkabine und Rädern zukauft, wie CFO und Mitgründer Thomas Kuwatsch am Mittwochabend in Kurzinterview mit GoingPublic erläutert. Direkt in die beiden ARI-Produktionsstätten in Borna und dem tschechischen Ricany bei Prag liefern derzeit die asiatischen Hersteller Karry, TMEC, AINAG und Jiayuan EV. „Neu hinzu kam zuletzt aus Tschechien TCN, die Spezialaufbauten sowie die Allradthematik einbringen“, so Kuwatsch.

Volle Auftragsbücher

Ziel des anvisierten Börsengangs ist es, Kapital zu generieren, um das „überdurchschnittliche Wachstum“ von ARI Motors zu finanzieren. Hintergrund sei die

Geräteträger mit Allradantrieb für Kommunen und Bauhöfe

rasante Entwicklung des Elektrofahrzeug-Anbieters vom „profitablen und bisher eigenfinanzierten Familienunternehmen zum erfolgreichen mittelständischen Unternehmen mit ausgereiftem Produktportfolio, internationalem Kundenstamm und stetig wachsender Orderliste“. Konkret habe man 200 Kundenanfragen in den Auftragsbüchern stehen, so Kuwatsch auf Nachfrage. 800 Fahrzeuge, die je nach Bedarf der Kunden zum Beispiel mit Lade, Hub- und Kippmodulen ausgestattet werden, seien seit 2018 verkauft und nun auf den Straßen unterwegs. 95 % der Nachfrager nach den ARI-Fahrzeugen seien gewerbliche Nutzer.

2022 machte das damals noch als Ari Motors GmbH firmierende Unternehmen einen Umsatz von 3,17 Mio EUR. Das Geschäftsjahr davor waren es 2,9 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss lag bei 21.000 EUR (Vorjahr: -59.000 EUR). Für 2023 stellt ARI Motors einen Umsatz von 7 Mio EUR in Aussicht.

Der Name des 2016 gegründeten Unternehmens wurde gewählt in Anlehnung an den japanischen Begriff für Ameise (=ARI), das verhältnismäßig stärkste und fleißige Tier soll den Sachsen ein gutes Image verleihen.

Bedarf steigt durch Dieselfahrverbote

Eine schnellere Auftragsbearbeitung, kürzere Lieferzeiten sowie größere Lagerbestände sind die Ziele für den E-Fahrzeuganbieter, daher der Kapitalbedarf und die Entscheidung für den Börsengang, so Kuwatsch: „Wir verzeichnen ein anhaltendes Interesse an unseren Elektro-Nutzfahrzeugen und eine zunehmende Akzeptanz unseres Angebots bei unseren Hauptzielgruppen. Sowohl Handwerker und Dienstleister als auch Großbetriebe und Kommunen fragen unsere Modellpalette stark nach.“ Man profitiere hier auch vom Dieselfahrverbot in einige Innenstädte in Deutschland, räumt der ARI-Gründer ein.

Mögliche Risiken des schnellen Wachstums

Angesprochen auf die Risiken eines schnellen Wachstumskurses, der zuletzt z.B. bei dem bereits börsennotierten Münchner Elektro- und Solarautohersteller Sono Motors ins Insolvenzverfahren führte, erklärt Kuwatsch: „Wir müssen keine eigenen Produktion mehr aufbauen. Wir haben schon Produzenten und unsere Fahrzeuge sind schon verkauft und bei Kunden im Einsatz. Wir setzen modular die von Kunden gewünschten Aufbauten auf gelieferte Fahrzeuggestelle.“ ARI setze auf erschwingliche Lastenfahrzeuge, die anhand der gelieferten Basismodelle individuell für die Kunden modeliert werden. Der durchschnittliche Fahrzeugpreis liege derzeit bei 22.000 EUR.

Details zum Börsengang

E-Lastenmoped für Kurierfahrten

An diesem Donnerstag nun sollen unter Einbeziehung des kompletten Grundkapitals von 10 Mio. EUR 10 Mio. Stückaktien (Inhaberaktien) mit einem rechnerischen Nennwert von 1 Euro und einer indikativen Erstnotiz von 4 EUR in den Handel am Primärmarkt der Börse Düsseldorf gebracht werden. Die Bewertung und initiale Marktkapitalisierung liegt damit vorerst 40 Mio. EUR.

Bisher sind an dem Unternehmen den Angaben zufolge 92 Aktionäre aus 7 europäischen Ländern beteiligt. Die drei Gründer Daniel Jacob, Pavel Pilous und CFO Thomas Kuwatsch und weitere Mitarbeiter des  Unternehmens halten vor dem Börsengang nach Kuwatschs Angaben fast 90 % der Anteile. Jacob und Pilous sind Gesellschafter der VXT OHG (59%), aus der ARI Motors ursprünglich hervorgegangen ist. Kuwatsch ist Gesellschafter der Tuttisolo UG (29%). Alle  drei Gründer werden demnach im Zuge des Börsengangs Aktien abgeben, der Streubesitz wird nach Angaben auf der IR-Seite des Unternehmens bei einer erfolgreichen Kapitalerhöhung mehr als  25 % betragen.

Das Besondere dabei: Die Kapitalerhöhung läuft begleitend zur erfolgten Notierungsaufnahme an der Börse Düsseldorf. Seit Anfang Juli bietet das Unternehmen bis zu 2 Mio Aktien (aus genehmigtem Kapital) an. Platzieren will man die neuen Aktien laut dem Wertpapier-Informationsblatt des Unternehmens noch bis Ende 2023, zu einem Preis von 3,50 EUR. Als Kapitalmarktpartner dieser ungewöhnlichen Konstruktion ist die Renell Corporate Finance GmbH angegeben.

 

 

 

 

Autor/Autorin

Simone Boehringer

Simone Boehringer ist die Redaktionsleiterin "Kapitalmarktmedien" der GoingPublic Media AG.