Bildnachweis: © Sono Motors.

Im Februar waren die Solarautopläne des Münchner Start-ups mit Börsennotiz an der Nasdaq gescheitert. Die Vorfinanzierung, auch durch Kundenbestellungen des kombinierten Solar- und Elektroautos mit Namen ,,Sion“ hatte zusammen mit Krediten und Kapital von der Börse nicht ausgereicht für die Serienproduktion (GoingPublic berichtete).

Nutzfahrzeuge mit Solarpanelen bestückt. © Sono Motors

Zunächst Konzentration auf zweites Standbein

Das Unternehmen wollte sich, personell stark reduziert, auf sein zweites Standbein konzentrieren, der Belieferung anderer Unternehmen mit der Solartechnologie. Gespräche mit potenziellen Investoren konzentrierten sich ab Frühjahr ausschließlich auf das Solargeschäft. Das Unternehmen rüstete zu diesem Zeitpunkt bereits Nutzfahrzeuge mit der sogar patentierten Solartechnologie aus.

Sono Gründer Jona Christians hatte das Geschäftsmodell des Unternehmens Anfang des Jahres  im Interview mit GoingPublic noch ausführlich und hoffnungsfroh erläutert.

Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung

Nun hat das Unternehmen beim Amtsgericht München die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung beantragt. Der Geschäftsbetrieb werde im Rahmen dieses sogenannten Schutzschirmverfahrens weitergeführt, teilte Sono Motors bereits am Montag mit. Das Start-up kann die Reservierungsgebühren tausender Kunden damit nicht wie angekündigt zurückzahlen.

Im Februar war diesbezüglich von mehr als 45.000 Reservierungen und Vorbestellungen die Rede für das Auto, welches pro Stück 30.000 EUR kosten sollte. Die geleisteten Anzahlungen der Kunden wollte das Unternehmen ab Mai zurückzahlen. Der Zahlungsplan auf Raten wäre über zwei Jahre gelaufen.

Neue Finanzprobleme mit Rückzahlungsplan

Produktion der Prototypen des Modells Sion. © Foto – Sono Motors

Offenbar hat dieser Rückzahlungsplan jetzt das Unternehmen in finanzielle Not gebracht. Die für die Rückzahlung „erforderlichen zusätzlichen Finanzmittel wurden zunächst von einem Finanzierer in Aussicht gestellt“, teilte das Unternehmen mit. „Im Zusammenhang mit der Insolvenz der Silicon Valley Bank und dem Notverkauf der Credit Suisse an die UBS sowie der mit diesen Ereignissen einhergehenden wachsenden Unsicherheit im Kapitalmarkt realisierte sich jedoch diese Finanzierung nicht“, hieß es weiter. Gespräche mit anderen möglichen Geldgebern sind bisher offensichtlich erfolglos geblieben.

Sanierung im laufenden Betrieb

Im Schutzschirmverfahren plant das Unternehmen nun die Sanierung bei laufendem Betrieb. Die Gesellschaft wird gemäß Pressemeldung von Sono Motors vom Restrukturierungsteam von Dentons unter der Leitung der erfahrenen Sanierungsexperten Dr. Holger Ellers und Dirk Schoene im Verfahren unterstützt. Dirk Schoene: „Die Fokussierung auf die Nachrüstung und Integration der Solartechnologie in Fahrzeuge von Drittanbietern ist der logische nächste Schritt. Die innovativen Produkte des Unternehmens in der Solartechnologie haben das Potential, für OEMs von großem Interesse zu sein. Die Altlasten aus dem eingestellten Sion-Programm konnten leider aufgrund der geänderten Marktbedingungen nicht mehr mit eigenen Mitteln bewältigt werden, sodass die Antragstellung auf ein Schutzschirmverfahren zwingend erforderlich wurde, um den bereits eingeschlagenen Sanierungskurs erfolgreich fortzuführen.“

Mit der deutschen Sono Motors GmbH auch die in den USA gelistete Muttergesellschaft Sono Group in ein Schutzschirmverfahren. Die Sono Group hatte beim Börsengang 2021 rund 135 Millionen US-Dollar erlöst und wurde mit einem Börsenwert von über zwei Milliarden US-Dollar gehandelt. Der Aktienkurs hat seither stark nachgegeben und lag zuletzt nur noch bei umgerechnet knapp 19 Euro-Cent.

Autor/Autorin

Simone Boehringer

Simone Boehringer ist die Redaktionsleiterin "Kapitalmarktmedien" der GoingPublic Media AG.