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Die Zeiten ändern sich. Vor einem Vierteljahrhundert spielte sich die Kommunikation zwischen Unternehmen und Investoren über dickleibige Geschäftsberichte einmal im Jahr, mehr oder gerne auch weniger propagierte Hauptversammlungen und so seltene wie spröde Ad-hoc-Mitteilungen per Fax ab. Ein eigener Investor-Relations-Bereich galt als Luxus. Eine Wende trat um 2000 mit der Euphorie um den Neuen Markt ein. Die Ad-hoc-Pflicht wurde nun von Marketingstrategen weidlich ausgeschlachtet, schließlich galt in diesen Zeiten fast jede Meldung als kursrelevant. Heute sind IR-Seiten selbstverständlich, ja Pflicht geworden, und Ad-hoc-Mitteilungen bemühen sich um einen höheren Grad an Verständlichkeit (zumindest die positiven).

Investor Relations und Social Media

Zudem wenden sich einige Firmenlenker heute per Social Media an ihre (möglichen) Investoren, mit unterschiedlichem Erfolg. Nicht jeder kann gleich einen ganzen Kanal erwerben, wenn ihm die Konditionen nicht passen. Kursrelevante Ankündigungen durch den CEO auf Social Media sind zudem nicht unbedingt das, was unter Erfüllung der Ad-hoc-Pflicht verstanden wird. Nach einer aktuellen Studie der Hochschule Macromedia und der Kommunikationsagentur cocodibu nutzen deutsche Konzernlenker aus dem DAX Social Media, um als „Markenbotschafter“ zu fungieren. Das Ziel ist, die eigene Marke bei Stakeholdern zu verankern. Shareholder werden nicht dezidiert angesprochen.

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Wie soll eine transparente Kommunikationspolitik börsennotierter Unternehmen zwischen Pflicht und Marketing, zwischen legitimen Informationsbedarf und unnützem Zusatzwissen aussehen? Wie können auch kleinere börsennotierte Unternehmen die Beziehung zu ihren bestehenden und künftigen Aktionären pflegen und intensivieren? Immerhin werden zurzeit an der Börse München knapp 600 Aktiengesellschaften gehandelt – also weitaus mehr, als in der DAX-Familie gelistet sind. Hier können auch Börsen Unterstützung bieten.

Analystenkonferenzen an der Börse München

Die Börse München setzt seit 2005 mit dem Segment m:access auf den börsennotierten Mittelstand, versehen mit einem überschaubaren Regelwerk, geringen Kosten für die Unternehmen und einem hohes Maß an Transparenz für die Investoren. Bei den von der Börse München veranstalteten Fachkonferenzen berichten die Gesellschaften nach Branchen sortiert jeweils in zwanzigminütigen Slots. Aufgrund der Pandemie wurden die Konferenzen online durchgeführt; seitdem Präsenzveranstaltungen wieder möglich sind, finden sie in hybrider Form statt. Beide Versionen haben sich bestens bewährt, auch den Onlinebeteiligten wird über einen Chatroom die Möglichkeit zu Fragen eingeräumt.

Durch die Verbindung von Online und Präsenz hat sich der Teilnehmerkreis erweitert. Der unmittelbare Austausch zwischen Unternehmen und Analysten, institutionellen wie Retailinvestoren ermöglicht eine rege und fruchtbare Diskussion. Meist präsentieren auf den Analystenkonferenzen die CEOs oder CFOs persönlich und geben ein anschauliches Bild der aktuellen Lage ab. Ein weiterer Vorteil hybrider Konferenzen: Die Aufzeichnungen können im Nachhinein noch weiterverbreitet werden.

Viel Kommunikation, viel Ehr?

Gerade KMU unterschätzen oft die Vorteile kontinuierlicher Kommunikation in kritischen Zeiten und scheuen Aufwand und Kosten. Vertrauen in das Unternehmen, seine Perspektiven und die Qualität des Managements sind jedoch die wichtigsten Kriterien, damit Investoren einer Gesellschaft die Treue halten. Die Basis bildet selbstverständlich ein ordentlich geführtes, umfassendes und zeitnah veröffentlichtes Berichtswesen. Persönliche Kontakte zwischen Management und Investoren verfestigen die Beziehung.

www.boerse-muenchen.de

Autor/Autorin

Ulrich Kirstein

Ulrich Kirstein ist Pressesprecher und Leiter Öffentlichkeitsarbeit der Börse München.