TeamViewer wächst – und ist profitabel

Die jüngste Expansion spiegelt sich in entsprechenden Zahlen wider: Im Jahr 2018 konnte der Umsatz im Jahresvergleich um 86% auf 258 Mio. EUR gesteigert werden. Dieses Wachstum setzte sich auch in den ersten sechs Monaten 2019 fort, in dem auf Jahressicht ein Umsatzplus von 78% erzielt wurde. 181 Mio. EUR haben die Göppinger im ersten Halbjahr bereits erzielt und erwarten fürs Gesamtjahr bis zu 320 Mio. EUR.

Nach Abzug der Produktkosten bleibt in den ersten sechs Monaten 2019 eine Bruttogewinnmarge von 87%. Das Cash-EBITDA hat in HJ1/19 bei 74 Mio. EUR gelegen, was einer Marge von 52% im Vergleich zum Umsatz entspricht. Fürs Gesamtjahr wird ein Cash-EBITDA von 177 bis 183 Mio. EUR erwartet. Die operative Gewinnmarge beträgt 45%. 2019 wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit erstmals auch ein Nettogewinn erzielt werden.

TeamViewer – Zahlen und Bewertung
2017 2018 2019e 2020e
Umsatz *) 138,5 258,2 360,0 505,0
Nettoergebnis *) -69,0 -12,0 45,0 102,0
EpS -0,3 -0,1 0,2 0,5
KGV min. neg. neg. 104,4 46,1
KGV max. neg. neg. 122,2 53,9
*) in Mio., sämtliche Angaben in Euro; Quelle: GoingPublic Research

Risiken & Chancen bei der TeamViewer-Aktie

Aufgrund der starken Konkurrenz in der Branche ist nicht gewährleistet, dass die hohe Profitabilität auch über die nächsten Geschäftsjahre aufrechterhalten werden kann. Unternehmen wie Zoom Video, Okta, Salesforce, Atlassian und Slack sind bereits börsennotiert und verfolgen ebenso ambitionierte Expansionspläne. Auch die großen Big-Player wie Microsoft, Apple oder Alphabet könnten mit einer eigenen Software in den Markt drängen. Die fortlaufend starken technologischen Veränderungen im Markt setzen TeamViewer stetig unter Druck. Zudem besteht wie bei den meisten Software-Unternehmen eine Abhängigkeit gegenüber Partnern und den Betriebssystemanbietern. Kündigungen von Kooperationen oder Einschränkungen von Schnittstellen dürften den Wachstumskurs von TeamViewer merklich treffen. Auch das Thema Cyberkriminalität rückt in der Branche zunehmend weiter in den Fokus.

Dementgegen stehen dennoch die starken Wachstums- und Profitabilitätszahlen des Unternehmens, zumal die direkte US-Konkurrenz mehrheitlich noch mit hohen Verlusten operiert. Wenn sich die gegenwärtigen Wachstumszahlen fortsetzen, könnte 2023 ein Gewinn in Höhe von 250 Mio. EUR anfallen, was bei insg. 200 Mio. Aktien einem Gewinn pro Aktie von 1,25 EUR gleichkommt. Damit würde das Unternehmen beim oberen Ausgabepreis von 27,50 EUR je Aktie zum einem KGV von 22 bewertet werden. Aber da reden wir eben auch über das KGV 2023(e).

Sikov - stock.adobe.com
Sikov – stock.adobe.com

Auch mit den Nutzerzahlen von über 2 Mrd. Installationen der Software, über 340 Millionen aktiven Nutzern und 360 Tsd. zahlenden Kunden hat sich TeamViewer bereits ein großes Fundament geschaffen. Die bisherigen Erfolge der Software in der vertikalen Integration in verschiedene Anwendungssegmente lassen optimistisch darauf blicken, dass die Göppinger auch in den Zukunftsbereichen der „Cloud“, Industrie 4.0, dem Internet der Dinge (IoT) oder der „Augmented Reality“ erfolgreich Fuß fassen werden.

Fazit

Endlich geht mal wieder ein global agierendes, deutsches Software-Unternehmen an den Markt. Das Einhorn, mit dem der Hauptaktionär Permira ordentlich Kasse macht, hat sich in den vergangenen Jahren von einem lokalen IT-Unternehmen zu einem Marktführer entwickelt. Die bisherigen Meldungen zur Überzeichnung der Aktien lassen auf einen Ausgabepreis am oberen Ende der Preisspanne hindeuten. Gemessen daran, dass TeamViewer erst in diesem Jahr den Break-Even beim Nettoergebnis vollzog, klingt das indes üppig. Doch die gegenwärtigen Wachstumszahlen sind famos und bedingt durch das skalierbare Geschäftsmodell, das eine weiterhin hinreichend hohe Profitabilität gewährleistet, dürfte der Preis ggf. sogar gerechtfertigt sein. Die TeamViewer-Aktie könnte zudem auch recht bald schon als MDAX-Kandidat aufwarten.

Ike Nünchert

Fotos: @Teamviewer

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