Die Berücksichtigung von Klimarisiken ist längst kein Nischenthema mehr. Banken, Investoren und Assetmanager sind regulatorisch verpflichtet, Umwelt- und besonders Klimarisiken in Geschäftsmodelle und Kreditprüfungen einzubeziehen. Mit der Verschärfung durch das europäische Bankenpaket – speziell CRR III und CRD VI – müssen Unternehmen sicherstellen, dass die Klimaberichterstattung den hohen Erwartungen von Kapitalmarkt und Regulierung entspricht. Von Prof. Dr. Ralf Frank und Tanja Nagel
Heidelberg Materials zeigt auf, wie durch konsequente, transparente ESG-Berichterstattung die eigene Resilienz, Wettbewerbsfähigkeit und das Vertrauen von Investoren gestärkt werden.
Systematik und Wandel: Wie Heidelberg Materials sich aufstellt
Als weltweit führender Baustoffhersteller hat Heidelberg Materials nachhaltiges Handeln und Transparenz fest in der Unternehmensstrategie verankert. Die ersten strukturierten Klimadaten wurden bereits im Rahmen der Non-Financial Reporting Directive (NFRD) erhoben und rasch ausgebaut. Wesentlich ist das Reporting nach Vorgaben der Task Force on Climate-Related Financial Disclosures (TCFD): Klimaszenarien werden regelmäßig analysiert und deren betriebliche Folgen kommuniziert.
Anpassungsfähigkeit an neue Standards ist angesichts des Regulierungsdrucks entscheidend. Heidelberg Materials setzt auf systematische Datenerhebung, die Beobachtung der CO2-Preis-Entwicklung und die Anwendung internationaler Frameworks sowie Maßnahmen wie die Inbetriebnahme der weltweit größten Anlage für kalzinierten Ton in Ghana, der eine weitgehende Substitution des CO2-intensiven Klinkers in Zement ermöglicht, oder die Eröffnung der ersten industriellen CCS-Anlage (CO2-Abscheidung und -Speicherung) in der Zementbranche im norwegischen Brevik.
Ebenso wichtig ist der enge Austausch mit Investoren und Ratingagenturen. Diese proaktive Haltung hilft, die Dynamik regulatorischer Vorgaben und steigender Markterwartungen optimal zu steuern.
ESG als neuer Benchmark im Finanzsektor
Kontroll-, Analyse- und Steuerungsprozesse von Banken und Finanzinstituten wandeln sich. Nachhaltigkeitsdaten werden genutzt, um die Robustheit von Geschäftsmodellen etwa gegenüber Wetterextremen, Emissionshandel oder politischen Veränderungen einzuschätzen.
Entscheidende Voraussetzung für die Bewertung von Klimarisiken sind vergleichbare, valide Daten. Die Erhebung und Aufbereitung dieser Daten erfordert die Zusammenarbeit von Controlling, Nachhaltigkeitsmanagement, IT und Investor-Relations-Teams. Die erfolgreiche Umsetzung der ESG-Agenda bei Heidelberg Materials zeigt etwa die Aufnahme in den renommierten Dow Jones Sustainability Index Europe.
Praxistaugliche und unternehmensweite Klimaziele
Heidelberg Materials geht weiter, als es die Regulatorik verlangt. Das Unternehmen bindet die Entwicklung der spezifischen Netto-CO2-Emissionen direkt an die Vergütung des Vorstands sowie der Mehrheit der bonusberechtigten Beschäftigten. Mit einem Chief Sustainability and New Technologies Officer im Vorstand und ambitionierten Klimazielen wird Nachhaltigkeit zur Chefsache.
Die kontinuierliche Qualifizierung der Teams und eine agile Anpassung der Reportingprozesse sorgen für zukunftsfähige Strukturen. Heidelberg Materials setzt auf Erfahrungsaustausch und Kollaboration, etwa in Initiativen wie Science-Based Targets oder der Verbandsarbeit. Konkrete Maßnahmen umfassen ein nachhaltiges Produktportfolio über die globale Marke evoBuild®, evoZero®-Zement mit Net-Zero-Fußabdruck durch CO2-Abscheidung, innovative Recyclingverfahren von Baustoffen oder die Nutzung von KI-Lösungen in der Produktion zur Verringerung von CO2-Emissionen. So entstehen notwendige Synergien und praxistaugliche Lösungen, von denen das Unternehmen, die Stakeholder und Investoren profitieren. Mehr als ein Drittel des Umsatzes erzielt Heidelberg Materials so bereits mit nachhaltigen Produkten.
Fazit: Vertrauen, Transparenz und Wettbewerbsvorteil
Klimareporting ist mehr als eine reine Pflichterfüllung: Es ist die Basis für Vertrauensbildung bei Investoren, Banken und Partnern. Heidelberg Materials zeigt, wie transparente Kommunikationswege, nachvollziehbare Transformationspfade und zuverlässige Datenstrukturen Vertrauen schaffen und die Zugänge zu neuen Finanzierungen und Bewertungen am Kapitalmarkt ermöglichen.
Die Zukunft der Klimaberichterstattung liegt in glaubwürdiger Kommunikation, insbesondere der Offenlegung konkreter Klimaziele und Übergangspläne, ganzheitlicher Integration der Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie und der laufenden Weiterentwicklung aller Strukturen. Am Ende sind Transparenz, Praxisnähe und Verlässlichkeit entscheidend für nachhaltigen Unternehmenserfolg in einem sich ständig wandelnden Marktumfeld.