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Als Hersteller medizinischer Einmalhandschuhe, Hauben und Masken startete Meditrade 1988 als kleiner Marktteilnehmer im Gesundheitswesen. Nach 35 Jahren zählt das Unternehmen zu den größten Medizinprodukteherstellern Europas.

„Schutz auf der ganzen Linie“ lautete der erste Claim der Meditrade GmbH bei Firmengründung 1988. Als Hersteller medizinischer Einmalhandschuhe, von Hauben und Masken und Desinfektionsprodukten startete das in Kiefersfelden beheimatete Unternehmen mit überschaubarem Sortiment. Durch eine erfolgreiche Buy-and-Build-Strategie konnte das Management stetes Wachstum generieren, heute zählt Meditrade zu den größten europäischen Herstellern von Medizinprodukten. Dabei beschränken sich die Bayern nicht auf Herstellung und Vertrieb der Produkte, sondern bieten als Systempartner Lösungen bis hin zur Vollversorgung von Kliniken und weiterer Dienstleister im Gesundheitssektor an; sie sind aber auch darüber hinaus tätig, beliefern etwa Behörden oder Unternehmen.

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Zahlreiche Akquisitionen integriert

„Wesentlicher Teil der Unternehmensstrategie ist von Anfang an der Erwerb und der kontinuierliche Ausbau von weltweiten Beteiligungen an führenden Produktionsunternehmen, die das Kernsortiment auf weltweit modernsten Anlagen herstellen“, umreißt das Unternehmen die Strategie. Mit dem Kauf des Traditionsunternehmens für Inkontinenzmaterialien Karl Beese erfolgte 2010 ein wichtiger Wachstumsschritt und die Expansion in Richtung hochwertiger Verbandstoffe und Inkontinenzprodukte. Doch Produkte sind nur ein Teil des Geschäftsmodells. Als Basis für die genannte Vollversorgung von Kunden wie Kliniken vertraut Meditrade auf eine eigene Logistik. Um Prozessabläufe zu optimieren, „bedienen wir uns unserer beiden eigenen Logistikzentren – Süd (Kiefersfelden) und Nord (Neuenkirchen/Hamburg) – und adaptieren modernste Logistikabläufe stetig auf neueste Kundenanforderungen“, heißt es dazu von Meditrade.

Breite Kundenbasis aufgebaut

Das Unternehmen versorgt mittlerweile eine breit aufgestellte Gruppe von Kunden, und dies europaweit. „Als Dienstleister kommissioniert und liefert Meditrade in Vollsortimenten medizinische Verbrauchsmaterialien an Unikliniken, Krankenhausketten, Fachhändler, Altenheime, Industriebetriebe, Krankenkassen, Ärzte bis hin zum Endkunden“, verweist Meditrade auf die erfolgreiche Diversifikation. Um sich als strategischer Lieferant zu positionieren, wird gemeinsam mit dem Abnehmer ein individuelles Konzept erarbeitet. Auf diese Weise kann nicht nur die passgenaue In-time-Lieferung der benötigten Materialien sichergestellt, sondern auch Synergieeffekte gehoben werden. Die Supply-Chain-Managementlösungen zur Wirtschaftlichkeitssteigerung setzen die ganzheitliche Lösung für Kunden um, Basis des Erfolgs ist die passgenaue Bedarfsermittlung – denn sie stellt die entscheidende Herausforderung für eine kosteneffiziente Beschaffung dar. Das Lieferprogramm umfasst Produkt- und Systemlösungen zu den Bereichen Handschuhe, Schutzprodukte, Hygieneprodukte, Desinfektion und Pflege, Diagnostik, Wundversorgung, Watteprodukte, Pflaster, Binden und Verbände, OP-Set-Systeme (Standard und Individualsets), Inkontinenz- sowie Erste-Hilfe-Produkte. Hinzu kommen die Unterstützung des Hygienemanagements und professionelle Lagerlogistikdienstleistungen für Kunden.

Als Booster für das Geschäft hat sich die Pandemie gezeigt: Neben dem angestammten Geschäft wird das Produkt- und Serviceportfolio heute auch von Unternehmen, Behörden, Kultureinrichtungen, Universitäten und so fort nachgefragt. Zu den Kunden gehören Fachhändler im Bereich der Medizin, für persönliche Schutzausrüstung (PSA) und Hygiene, Einkaufsgemeinschaften, Kliniken, der Großhandel, Apotheken und die weiterverarbeitende Industrie. Neben der Lebensmittel- und lebensmittelverarbeitenden Industrie kommen die Produkte überdies insbesondere in den Sektoren Reinigung, Arbeitsschutz und Gastronomie zum Einsatz. Wenngleich das Produktportfolio bereits vor der Pandemie zunehmend auch im Consumer-Bereich Einsatz fand und vertrieben wurde, so findet es heute infolge des gebotenen Infektionsschutzes in allen betrieblichen, öffentlichen und privaten Einsatzbereichen seine Verwendung.

Teil des Rösner-Mautby-Konzerns

Eingebunden ist die Meditrade GmbH in den Rösner-Mautby-Konzern. Dabei handelt es sich um eine international tätige Unternehmensgruppe, die neben dem Mutterunternehmen 24 rechtlich selbstständige Tochter- und assoziierte Unternehmen im In- und Ausland umfasst. Die RH Holding GmbH hält Mehrheitsbeteiligungen an Unternehmen im Bereich des Sondermaschinenbaus und der Bondtechnik sowie im Bereich der Medizin- und Gesundheitsbranche, eben der Meditrade GmbH sowie derer Tochtergesellschaften. Der Konzernumsatz wuchs 2020 auf 583,4 Mio. EUR, das EBIT verfünffachte sich auf 103,1 Mio. EUR. Auf den Maschinenbau entfielen 205 Mio. EUR Umsatz, ein deutlicher Rückgang, während die Meditrade stark zulegte, denn im Bereich der Medizin- und Gesundheitsbranche verzeichnete der Konzern einen Anstieg der Umsätze um 270,4% auf 377 Mio. EUR. Zudem wurde der Gewinn fast ausschließlich in diesem Sektor erzielt.
Zahlen für 2021 waren bei Redaktionsschluss noch nicht veröffentlicht, ohnehin gibt sich das Unternehmen sehr zugeknöpft. Eine redaktionelle Anfrage zu eventuellen Plänen, den Kapitalmarkt zu nutzen, blieb unbeantwortet. Obwohl der Umsatz stark ausgeweitet wurde, verfügt der Konzern über eine hohe Eigenkapitalquote von 42,9%, da der Gewinn im Unternehmen belassen wurde. Der Verschuldungsgrad darf als gering bezeichnet werden. Auch hier hilft die starke Umsatzausweitung, die sich 2021 fortgesetzt haben dürfte, bei der Betrachtung. Zum Bilanzstichtag 31. Dezember 2020 hatte sich der Finanzmittelbestand auf -13,7 Mio. EUR verbessert – angesichts des Umsatzes und Gewinns vernachlässigbar. Der Konzerngewinn im Geschäftsjahr 2020 lag mit 59 Mio. EUR um 49,4 Mio. EUR über dem Wert des Vorjahres. Die EBIT-Quote erhöhte sich von 6,6% auf 16,9%.

Fazit

Meditrade ist mit seinem Ansatz bereits seit Jahren sehr erfolgreich gewesen, zu Pandemiezeiten war man mehr als jedes andere Unternehmen zur richtigen Zeit am richtigen Platz. Das vielschichtige Geschäftsmodell mit klarer Fokussierung und fortgeschrittener Internationalisierung wäre nicht nur börsenreif, sondern am Markt der Märkte auch hochwillkommen – auch ohne Pandemie.

Kurzprofil Meditrade GmbH
Gegründet: 1988
Sitz: Kiefersfelden, Landkreis Rosenheim
Branche: Medizinprodukteherstellung, Handel und Beratung
Mitarbeiter: ca. 1.500
Umsatz 2020: 377 Mio. EUR
EBIT 2020: 101 Mio. EUR
Gewinn 2020: 59 Mio. EUR

www.meditrade.de

Autor/Autorin

Stefan Preuss

Stefan Preuß ist Mitglied der GoingPublic Redaktion.